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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)
Autoren: Georges Flipo
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dann seine Geistesgegenwart und sein Urteilsvermögen, schließlich sein Mut und seine Tapferkeit. Dies alles trotz des… Wankelmuts, der Wirrungen der hierarchischen Führung… hier zuckte der Minister zusammen, er versuchte, eine abgemilderte Version zu improvisieren, aber da es ihm nicht gelang, begnügte er sich damit, die Wörter zu vernuscheln. Lieutenant Monot stehe eine blendende, brillante Karriere bevor; sobald er es wünsche, könne er seine Fähigkeiten voll entfalten und von der 3. Abteilung in das Hauptkommissariat wechseln, wo ihn Fälle erwarteten, die seinem Talent und seinen Fähigkeiten würdig seien– Viviane erhaschte den mörderischen, triumphierenden Blick von Priscilla; diese Tussi war kurz vor einem Orgasmus. Der Minister kam zum Ende, schloss mit den üblichen Floskeln, dekorierte Lieutenant Monot und bedachte ihn mit einer schlaffen Umarmung.
    Monot lächelte kaum. Er schien sich zu konzentrieren und seine Antwort vorzubereiten. Er genehmigte sich ein langes Einatmen und begann dann mit sanfter Stimme: » Danke, Herr Minister, für die Ehre, die mir die Republik erteilt. Und auch wenn dies respektlos erscheinen mag, so muss ich doch einige Erklärungen hinzufügen oder manches sogar richtigstellen.«
    Er war in Schwung gekommen, der liebe Engel. Von seiner Wolke herab psalmodierte er sein Dankgebet, nur eine Harfe fehlte ihm noch. Viviane schwebte auf der kleinen Wolke ihm gegenüber und hörte ihm beseelt zu.
    Nein, nicht er sei es, den man beglückwünschen müsse, beteuerte der Lieutenant, sondern die Kommissarin, die Chefin der 3. Abteilung. Er sei stolz, dass er sie in diesem Fall habe begleiten dürfen, einzig bereue er diesen Unfall, den er seiner eigenen Hitzköpfigkeit zuzuschreiben habe: Er hätte ihr gerne bis zuletzt beigestanden. Die Kommissarin habe ihm alles über die Kunst des Verhörs beigebracht, darüber, Indizien zu sammeln und Verdächtige zum Reden zu bringen– das war jetzt nett ausgedrückt, denn er bauschte das hier wirklich etwas auf, der liebe kleine Monot– und Priscilla rümpfte ihre Nase immer mehr. Der Redner fuhr fort, mit großem Feingefühl, sprach von einer gewissen Freundschaft, einer Freude der Zusammenarbeit. Es blieb ihm nur zu schließen: » Sie, Herr Minister, bieten mir an, von der 3. Abteilung in das Hauptkommissariat zu wechseln, wann ich es wünsche, und ich finde das sehr ansprechend. Aber ich wünsche es nicht. Ich habe in der 3. Abteilung noch viel zu lernen«, schloss er und wandte sich Viviane zu: » Commissaire Lancier und Ihre Truppe müssen mich noch weiter ertragen!«
    Beifall brandete seitens der Languste auf: Es war die Truppe der 3. Abteilung. Die Zuhörerschaft tat es ihr eilig nach.
    Der Premierminister näherte sich, schob die Lästigen beiseite, trank sein Glas Champagner in einem Zug leer, schob sich sämtliche Langustenscheiben auf seinen Teller, wobei er herausposaunte, wie sehr er das liebe, und packte den Allmächtigen am Arm: » Wir haben Arbeit, wir zwei, unser Freund wartet dort oben.« Bevor er hinausging, rief er seine Pressefrau: » Und Sie, meine kleine Priscilla, bereiten mit Monot Ihr Dingsda vor.«
    Die ganze Sache ging aus wie das Hornberger Schießen, aber das war egal. Umringt von ihren Männern, die ihr gratulierten, posierte Viviane für die Fotografen, ohne sich vom Buffet zu entfernen; sie ließ sich salzige Macarons servieren, Stopfleber-Kanapees und dann alles, was ihr sonst noch so unter die Nase kam. Der Champagner, den sie maßlos in sich hineinschüttete, machte jeden Bissen nur leichter, köstlicher. Der gehorsame Monot war der Pressefrau gefolgt und würde demnächst wiederkommen, es war ein schöner Abend.
    Er kam aber nicht wieder. Etwas später trat ein Amtsdiener an sie heran: » Würden Sie mir bitte zum Herrn Minister folgen.« Sie folgte ihm wankenden Schrittes. Es war ärgerlich, zu einem solchen ersten Gipfeltreffen beschwipst anzutreten, aber heute Abend war alles erlaubt.
    Das Büro des Ministers war fast so groß wie der Empfangssaal. Ganz am Ende saß der Herr dieser Räumlichkeit hinter seinem Schreibtisch und pickte die letzten Reste der Languste von seinem Teller.
    Zwei Männer standen ganz in seiner Nähe. Ein junger Latino-Schönling, der aussah wie Antonio Banderas, und ein dicker, rotgesichtiger Vierzigjähriger, der etwas von der Büchse der Pandora hatte. Es klopfte, hinten im Raum öffnete sich eine Tür, und der Allmächtige trat ein, gefolgt von einem alterslosen Mann in
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