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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext
Autoren: Terry Pratchett
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sie eigentlich gar nicht«, meinte Nanny.
    »Im Sumpf«, sagte Oma Wetterwachs. »Im Sumpf ist sie gar nicht so übel. Falls jemand da ist, der einen Ausgleich schafft. Aber jetzt verkündet sie einer ganzen Stadt, was sie zu tun und zu lassen hat. Das gehört sich nicht. Magie ist viel zu wichtig, um mit ihr zu regieren. Nun, Lily hat Leute umbringen lassen. Aber Frau Gogol würde sie nach der Hinrichtung zwingen, Holz zu hacken und irgendwelche anderen Arbeiten zu erledigen. Wenn ihr meine Meinung hören wollt … Nach einem anstrengenden Leben sollte man sich im Tod ausruhen können.«
    »Es sich gut gehen lassen und so«, fügte Nanny hinzu.
    Oma sah auf ihr weißes Kleid hinab.
    »Ich wünschte, ich hätte meine alten Sachen an«, sagte sie, »Schwarz ist die richtige Farbe für eine Hexe.« Sie schritt die Stufen hinunter und wölbte die Hände trichterförmig vor dem Mund.
    »Ha-allo! Frau Gogol!«
    Baron Samstag unterbrach seine Rede. Die Voodoo-Frau nickte Oma zu.
    »Ja, Fräulein Wetterwachs?«
    »Frau Wetterwachs«, berichtigte Oma scharf und fuhr dann wesentlich sanfter fort:
    »Das ist nicht richtig. Ella sollte die Stadt regieren, damit bin ich durchaus einverstanden. Du hast Magie benutzt, um ihr zu helfen, und daran gibt es nichts auszusetzen. Doch damit muß die Sache aufhören. Was als nächstes geschieht, hängt allein von der jungen Dame ab. Mit Magie läßt sich das Gute nicht gewährleisten. Sie kann nur verhindern, daß Leute Böses anstellen.«
    Frau Gogol richtete sich zu ihrer vollen und recht beeindruckenden Größe auf. »Wer wagt es, mir Vorschriften zu machen?«
    »Wir sind Ellas gute Feen«, sagte Oma.
    »Das stimmt«, bestätigte Nanny Ogg.
    »Wir haben auch einen Zauberstab«, betonte Magrat.
    »Du verabscheust gute Feen, Frau Wetterwachs«, sagte Frau Gogol.
    »Wir sind Feen von einer anderen Art«, erklärte Oma. »Wir geben den Leuten das, was sie brauchen, nicht das, was sie sich wünschen.«
    In der faszinierten Menge bewegten sich hier und dort Lippen, als die Zuhörer versuchten, die letzte Bemerkung zu enträtseln.
    »Dann habt ihr eure Feen-Pflicht erfüllt«, sagte Frau Gogol, die schneller dachte als die meisten übrigen Anwesenden. »Sogar auf eine lobenswerte Weise.«
    »Du verstehst nicht«, entgegnete Oma. »Vielleicht wird Ella zu einer guten Regentin. Vielleicht auch nicht. Wie dem auch sei, sie muß es selbst herausfinden. Ohne daß sich jemand einmischt.«
    »Und wenn ich ablehne?«
    »Ich schätze, dann müssen wir auch weiterhin die Aufgaben guter Feen wahrnehmen.«
    »Hast du eine Ahnung, wie viele Mühen mich der Sieg gekostet hat?«
    fragte Frau Gogol. »Weißt du, was ich verloren habe?«
    »Jetzt hast du gewonnen, und damit hat es sich«, stellte Oma fest.
    »Willst du mich vielleicht herausfordern, Frau Wetterwachs?«
    Oma zögerte kurz, bevor sie die Schultern straffte. Ihre Haltung veränderte sich auf eine subtile Weise, brachte Wachsamkeit und Bereitschaft zum Ausdruck. Nanny und Magrat traten zur Seite. »Wenn du es darauf ankommen läßt …«
    »Mein Voodoo gegen deine … Kopfologie?«
    »Wenn du unbedingt willst …«
    »Und was ist der Einsatz?«
    »Keine magischen Einmischungen mehr in die Angelegenheiten von Gennua«, sagte Oma. »Schluß mit Geschichten und Feen. Die Leute entscheiden für sich selbst, zum Guten oder zum Schlechten.«
    »Na schön.«
    »Und Lily Wetterwachs bleibt mir überlassen.«
    Frau Gogol schnappte mit einem lauten Fauchen nach Luft.
    »Niemals!«
    »Ach?« Oma lächelte dünn. »Hast du vielleicht Angst zu verlieren?«
    »Ich möchte dir kein Leid zufügen, Frau Wetterwachs«, erwiderte Frau Gogol.
    »Gut«, kommentierte Oma. »Ich möchte ebenfalls nicht, daß du mir weh tust.«
    »Ich will nicht, daß ein Kampf stattfindet«, sagte Ella. Alle Blicke richteten sich auf sie. »Sie herrscht jetzt über die Stadt, nicht wahr?« vergewisserte sich Oma.
    »Wir müssen ihr gehorchen.« Frau Gogol achtete nicht darauf. »Ich halte mich von Gennua fern«, versprach sie. »Aber Lilith gehört mir.«
    »Nein.«
    Die Voodoo-Frau griff in ihre Tasche und holte die Flickenpuppe hervor. »Siehst du das hier?«
    »Ja.«
    »Sie sollte Lilith darstellen. Aber sie könnte auch dich symbolisieren.«
    »Tut mir leid, Frau Gogol«, sagte Oma fest. »Ich sehe meine Pflicht ganz klar vor mir.«
    »Du bist eine gescheite Frau. Aber du bist auch weit von deiner Heimat entfernt.«
    Oma zuckte mit den Schultern. Frau Gogol hielt die Puppe an der
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