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Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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und nur die wenigsten konnten sich frisches Obst oder gar Säfte leisten. Ihm hier schien die Art jedenfalls nichts auszumachen. Sein Appetit war groß und seine Manieren überraschend gut. Beim Anblick des essenden Mannes meldete sich plötzlich auch Tristans Magen und ihm wurde bewusst, dass er heute auch noch nichts gegessen hatte. Er würde das später nachholen. Jetzt musste er sich zunächst auf die Ermittlungen konzentrieren. Auf den letzten Metern versuchte Tristan, den Kerl am Tisch einzuschätzen. Er hatte ohne Zweifel einen Krieger vor sich. Zwar fehlte ihm die entsprechende Waffe, doch war er sich sicher, dass es sie gab. Narben durchzogen sein Gesicht und trotz der Anwesenheit von Tristan hatte der Krieger noch kein einziges Mal aufgesehen.      Selbstsicherheit , dachte er und trat mit einem leisen Räuspern an den Tisch.
          >> Bekommt man bei der Stadtwache kein Frühstück oder warum starrst du mich so an? <<, gab der hünenhafte Krieger plötzlich und ohne aufzusehen von sich. Gleich darauf wanderte ein großes Stück Käse in seinen Mund.
          Aufmerksamkeit , ergänzte Tristan in Gedanken. Der Riese hatte ihn sehr wohl bemerkt und auch gesehen. Ihm selbst war das nicht aufgefallen. Tristan schob das auf seine durchwachte Nacht in der Kapelle und versuchte, sich von diesem Umstand nicht allzu sehr beunruhigen zu lassen. Der Krieger setzte in der Zwischenzeit das Frühstück fort. Tristan beschloss, höflich zu bleiben, auch wenn es seinem Gegenüber scheinbar etwas an Respekt fehlte. Die Uniform jedenfalls hatte auf ihn keinerlei Effekt.
          >> Darf ich mich zu Euch setzen? << Sein Tonfall war freundlich.
          >> Ich werd’s wohl nicht verhindern können, mh? << Jetzt suchte der Krieger das erste Mal den Blick von Tristan. Mit einer leicht genervt wirkenden Geste schob er das Brett von sich und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Wasserkrug. Danach massierte er sich mit den Handflächen beide Stirnseiten.
          >> Nein, könnt Ihr nicht. << , antwortete Tristan ehrlich. Sein Gegenüber stöhnte.
          >> Dann frag auch nicht! << , presste der Riese hervor, schloss für einen kurzen Moment die Augen und erhöhte, für Tristan deutlich sichtbar, nochmal den Druck auf seine Schläfen.
          Einer von der harten Sorte… mit einem Kater , dachte sich Tristan und schmunzelte. Offen und direkt. Er mochte diese Charaktereigenschaften, aber es gab nun mal Umgangsformen, die wegzulassen als unhöflich galt.
          >> Höflichkeit ist ein guter Anfang, findet ihr nicht? <<
          >> Ruhe auch! << , antwortete der Krieger mit belegter Stimme. Er nahm die Hände von der Stirn, ruckte ein wenig auf dem Stuhl hin und her und musterte Tristan so aufmerksam es ihm möglich war. Wahrscheinlich hatte er es aufgegeben und eingesehen, dass er ihn nicht mehr so schnell loswerden würde.
          >> Mein Name ist Tristan, ich bin Leutnant der Stadtwache von Leuenburg. Und Ihr? <<
          >> Ich bin eine Jungfrau der Herrin und such` ne Anstellung. <<, antwortete der Riese stöhnend und mit steinerner Miene.
          Tristan beachtete die Provokation nicht. >> Ihr seid nicht von hier. << , überging er die letzte Bemerkung feststellend.
          >> Mag sein, aber goldrichtig bin ich hier trotzdem. << , erwiderte sein Gegenüber mit einem schiefen Grinsen, das ihm aber deutlich misslang.
          >> Wie lange seid Ihr schon in der Stadt? <<
          >> Weiß nicht mehr. << Der Krieger setzte eine übertrieben nachdenkliche Miene auf und kratzte sich dabei am Kinn. Ihm saß offenbar der Schalk im Nacken.
          Das Spiel sollte also beginnen. Tristan war nun doch froh, dass er sich dazu entschieden hatte, in den Goldenen Erker zu gehen. Dieser Typ hier, verdächtig oder nicht, war interessant und Tristan wurde das Gefühl nicht los, dass er irgendwas wusste. Er würde das Spielchen mitspielen.          >> Habt Ihr … << , wollte Tristan gerade mit seiner Befragung weitermachen, als ihn sein Gegenüber unterbrach.
          >> Stopp, stopp! << Der Riese hob abwehrend eine Hand. >> Was … was soll dieses Frage- und Antwort-Spielchen? << Verärgert fixierte ihn der Krieger mit funkelnden Augen.
          Tristan beschloss, genauso offen und direkt wie sein Gegenüber zu sein. >> Heute Nacht hat es einen Toten gegeben. In der Dunklen Gasse, hinter dem Goldenen Erker . << Er achtete genau auf die Reaktion des Kriegers, doch
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