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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung
Autoren: Julie Kagawa
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massenhaft Scheinwerfer zu sehen, die in unsere Richtung kamen. Aber es geschah nichts. Die Straße blieb dunkel und leer, und abgesehen vom Rauschen der Wellen war das Land ringsum absolut still, als wären wir die einzigen Lebewesen weit und breit.
    »Der Sprit wird langsam knapp«, sagte Zeke nach ein paar Stunden leise. Stirnrunzelnd tippte er auf die Tankanzeige, dann seufzte er schwer. »Was meinst du, wie weit ist es noch bis nach Eden?«
    »Keine Ahnung.« Abwägend blickte ich auf die Karte. »Ich weiß nur, dass wir auf dieser Straße immer Richtung Osten fahren müssen, bis wir da sind.«
    »Gott, hoffentlich ist es auch wirklich dort«, flüsterte Zeke. Verbissen klammerte er sich an das Lenkrad. »Bitte, bitte lass es dort sein. Lass es diesmal Wirklichkeit werden.«
    Wir erreichten eine weitere Geisterstadt am Seeufer, mit zerfallenden Hochhäusern, alten Ruinen und jeder Menge herrenloser Autos, die fast die mit Schlaglöchern übersäten Straßen verstopften. Während wir durch dieses Meer aus Rostlauben fuhren, fragte ich mich, wie chaotisch es hier in früheren Zeiten gewesen sein musste. Wie waren die Leute nur jemals an ihr Ziel gekommen, ohne ständig ineinander zu krachen?
    Plötzlich lenkte Zeke den Van neben einen blassroten Geländewagen und schaltete den Motor aus. Ich blinzelte verwirrt. »Warum halten wir hier?«
    »Wir haben fast kein Benzin mehr. Hinten drin liegen ein Schlauch und ein Kanister, das habe ich gesehen, als wir den Van gestohlen haben. Vielleicht kann ich ja bei ein paar von den Autos etwas abzapfen. Gibst du mir Rückendeckung?«
    Ich nickte. Zeke drehte sich zu den anderen um, die unruhig herumrutschten und leise miteinander flüsterten. »Ihr bleibt alle hier. Wir haben nur angehalten, um uns Sprit zu besorgen. Bald geht es weiter, alles klar?«
    »Ich habe Hunger«, murmelte Caleb und zog lautstark die Nase hoch. Zeke lächelte ihn beruhigend an.
    »Wir machen bald Pause, versprochen. Aber zuerst müssen wir aus dieser Stadt raus.«
    Fasziniert beobachtete ich, wie Zeke an einem der Fahrzeuge eine Klappe öffnete, den Schlauch in das Loch dahinter steckte und dann vorsichtig daran saugte. Bei den ersten beiden Autos kam nichts raus, aber beim dritten Versuch begann Zeke plötzlich zu husten. Er spuckte eine klare Flüssigkeit aus und hielt dann schnell den Schlauch in den Kanister. An den Wagen gelehnt sah er zu, wie das Benzin in unseren Vorratsbehälter lief.
    Ich ging zu ihm und stellte mich dicht genug neben ihn, dass unsere Schultern sich leicht berührten. »Wie geht es dir?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ganz gut, schätze ich.« Seufzend rieb er sich den Arm. »Ich habe es immer noch nicht richtig begriffen, weißt du? Immer wieder erwarte ich, dass Jeb mir Anweisungen gibt, mir sagt, wo wir als Nächstes hingehen und wann wir anhalten sollen.« Wieder seufzte er, diesmal schwerer, und ließ den Blick über die Häuser schweifen. »Aber er ist nicht mehr da. Und jetzt hängt alles an mir.«
    Erst zögerte ich, doch dann griff ich nach seiner Hand und verschränkte vorsichtig unsere Finger. Sofort drückte er sie.
    »Danke«, sagte er so leise, dass ich ihn kaum verstand. »Ich würde das alles nur halb so gut hinkriegen, wenn du nicht wärst.«
    »Wir haben es fast geschafft«, versicherte ich ihm. »Ein paar Kilometer noch, viel mehr kann es nicht sein. Und dann kannst du dich entspannen. Keine Vampire mehr, keine Verseuchten, keine Banditenkönige, die Jagd auf euch machen. Du wirst endlich wieder richtig durchatmen können.«
    »Falls Eden tatsächlich existiert.« Das klang so trübsinnig, dass ich mich automatisch zu ihm umdrehte.
    »Was sind das denn für Töne?« Ich grinste ihn herausfordernd an. »Sag bloß nicht, du fällst plötzlich vom Glauben ab, Ezekiel Crosse.«
    Seine Mundwinkel zuckten. »Du hast recht.« Er stieß sich von der Wagentür ab. »Wir dürfen jetzt nicht aufgeben. Erst mal fahren wir hin, dann sehen wir weiter.« Er bückte sich nach dem Kanister und spähte hinein. »Das sind … na ja, vielleicht zehn Liter? Oder acht? Meinst du, wir können noch ein bisschen mehr kriegen, bevor wir weiterfahren?«
    »Zeke«, sagte ich mit einem Knurren und starrte die Straße hinunter. Zeke folgte meinem Blick und blieb regungslos stehen.
    Knapp hundert Meter vor uns kroch eine ausgemergelte Gestalt über ein Auto. Ihre bleiche Haut leuchtete im Mondschein. Sie hatte uns noch nicht bemerkt, aber ich entdeckte bereits einen weiteren Verseuchten,
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