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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1
Autoren: cook
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ich. Das war die seltsamste Weissagung, die ich je gehört hatte.
    Sie packte erneut meine Hand, und ich erschrak über die blitzartige Bewegung. »Ich sehe … Stein«, murmelte sie und sank in sich zusammen, als sie noch tiefer in Trance fiel. »Marmor und Heu. Seide und rote Bänder …«
    »Geschenke!« Ich entriss ihr meine Hand, als der Schreck mich aus dem vom Rauch erzeugten Nebel in meinem Kopf aufscheuchte. Der Fuchs zu meinen Füßen gähnte und rollte sich noch enger zusammen. »Glöckchen und Räucherwerk, das habe ich völlig vergessen«, rief ich aus. »Ich muss noch ein Verlobungsgeschenk finden. Verzeihung, Madam«, sagte ich hastig, stand auf und zog meinen Münzbeutel vom Handgelenk. »Ich muss gehen.«
    Der Schemel, auf dem ich gesessen hatte, fiel beinahe um, und ich beeilte mich nervös, ihn aufzufangen. »Bitte nimm dies als Zeichen meiner Dankbarkeit«, fuhr ich höflich fort und ließ klappernd eine Münze in die leere Schüssel fallen. Die Frau war wirklich nicht schlecht. »Und ich möchte dich bitten, zum Palast zu kommen«, sagte ich spontan. »Ich brauche noch ein wenig mehr Kurzweil für meine Verlobungsfeier, und die Frauen werden dich sicher sehr unterhaltsam finden.«
    Die Furchen im Gesicht der alten Frau vertieften sich. Sie sog scharf den Atem ein. Dann zog sie sich das schwarze Tuch enger um die Schultern und lächelte mich herablassend an. »Nein.«
    Ich erstarrte vor Überraschung. Noch nie hatte mir jemand etwas ausdrücklich verweigert. Ich war zu schockiert, um ein Wort herauszubringen, und blinzelte nur stumm gegen den Rauch an, der unter dem Wagendach noch viel dichter war. Ich spürte, wie sich mein Atem verlangsamte, und wollte weder sprechen noch mich bewegen. Ein Klopfen an der Tür hallte hohl in meinem Kopf wider.
    »Prinzessin Contessa?« Kavenlows Stimme drang durch das dicke Holz. »Ich bringe Euer Wasser.« Er öffnete die Tür, und Hitze und Lärm schienen mitsamt dem Licht ins Wageninnere zu fallen. Der Vogel im Käfig kämpfte flatternd um die Freiheit. Die frische Luft belebte mich, und ich atmete tief durch. Kavenlows Silhouette verdunkelte nun das Licht von der Straße. »Ich bringe Euch etwas zu trinken, Tess«, sagte er, und der Wagen schwankte leicht, als er eintrat und mir einen Becher reichte.
    Ich nahm ihn, lächelte Kavenlow konfus zu und versuchte, meine wirren Gedanken zu klären. Meine Suche nach dem perfekten Verlobungsgeschenk würde wohl warten müssen. Kavenlows Stirn war mindestens so tief gerunzelt wie damals, als ich am Übungsschafott der Garde geschaukelt und es kaputt gemacht hatte – wenn nicht noch tiefer. Ich wusste, ohne ihn erst darum bitten zu müssen, dass wir auf dem Heimweg nirgendwo mehr anhalten würden.
    »Wenn du ein Liebespfand möchtest«, sagte die alte Frau, »dann habe ich eines.«
    Kavenlows Gesicht war auf einmal völlig ausdruckslos. Er musterte die Zigeunerin mit einem seltsam besorgten Blick hinter seinem dichten Bart hervor, dann schloss er langsam – widerstrebend – die Tür hinter sich.
    »Du verstehst das nicht«, sagte ich und blickte in meinen Becher Wasser hinab. »Es muss etwas Einmaliges sein, etwas, das mein Zukünftiger noch nie gesehen hat.«
    »Etwas von weit, weit her«, sagte die alte Frau und wedelte mit der Hand vor dem immer noch glühenden Stäbchen herum. »Etwas Wertvolles. Etwas Kleines. Etwas, das auch dir gefällt?«
    Meine Augen tränten, und ich bemühte mich, nicht so viel von dem widerlichen Rauch einzuatmen. »Ja. Genau.«
    Sie kicherte, stand schwerfällig auf und griff nach einem Beutel, der von der Decke hing. »Ich weiß, was hübschen Frauen gefällt«, sagte sie, holte ihn herab und löste den Knoten. Der Beutel entpuppte sich als quadratisches Stück Stoff, das sie auf dem Tisch ausbreitete.
    Ich beugte mich darüber: ein kleiner Ballen Seide mit eingewobenem Seetang-Muster, ein beinernes Messer, ein spitzer Stab aus schwarzem Metall, so lang wie mein Unterarm, ein metallenes Kreuz mit Intarsien aus rotem Holz, ein flacher schwarzer Stein, der den Kerzenschein einzusaugen schien, ein schlichter goldener Ring, eine Kette mit winzigen Glöckchen und ein handtellergroßes Rätselkästchen aus buntem Holz. Doch es war das Messer, an dem mein Blick hängen blieb.
    »Kein Geld«, sagte die Frau. »Gib mir etwas von dir.«
    Meine Brauen zogen sich finster zusammen. Die einzig wertvollen Gegenstände, die ich bei mir trug, waren der Ring, den Kavenlow mir im vergangenen Sommer
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