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Tolstoi, A. K.

Tolstoi, A. K.

Titel: Tolstoi, A. K.
Autoren: Die Familie des Wurdalak
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sind!“
    „Aber nein doch, er ist ja innerhalb der Frist zurückgekommen!“
    „Ist ja gut, ist ja gut, ich weiß, was zu machen ist.“
    Der Hund jaulte immer noch. „Ich will, dass er getötet wird!“, schrie Gorcha. „He da, hört ihr mich denn?“
    Georges bewegte sich nicht, aber Pierre stand auf und mit Tränen in den Augen ergriff er die Hakenbüchse und erschoss den Hund, der in den Staub sank.
    „Es war mein Lieblingshund“, sagte er leise, „ich weiß nicht, wieso der Vater seinen Tod wollte!“
    „Weil er es verdient hat“, sagte Gorcha. „Kommt, es ist kalt, ich will ins Haus!“
    Während sich dies draußen zutrug, hatte Sdenka einen Kräutertee, der aus mit Birnen, Honig und Sultaninen gekochtem Branntwein bestand, zubereitet, aber ihr Vater wies ihn angeekelt zurück. Er zeigte die gleiche Abneigung für das Schaf- und Reisgericht, das Georges ihm anbot, und setzte sich an die Feuerstelle, unverständliche Worte vor sich hin murmelnd.
    Wenn nicht der flackernde Schein des knisternden Kiefernfeuers in der Feuerstelle das bleiche, abgespannte Gesicht des Greises beleuchtet hätte, hätte man es geradezu für das Gesicht eines Toten halten können. Sdenka setzte sich neben ihn hin.
    „Mein Vater“, sagte sie, „Ihr wollt weder essen, noch Euch ausruhen, wenn Ihr uns doch von Euren Abenteuern in den Bergen erzählen würdet?“
    Die junge Frau wusste genau, dass sie mit diesen Worten eine empfindliche Stelle treffen würde, denn der Alte sprach gerne über Kriege und Kämpfe. Seine bleichen Lippen formten sogar ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte und er antwortete, ihre schönen blonden Haare streichelnd:
    „Ja, meine Tochter, ja, Sdenka, ich will dir gerne erzählen, was mir in den Bergen widerfahren ist, aber es wird auf ein anderes Mal warten müssen, denn heute bin ich müde. Ich kann dir aber sagen, dass es Alibek nicht mehr gibt und dass es meine Hand war, die ihn erschlug. Falls jemand meinen Worten keinen Glauben schenken kann“, fuhr der Greis fort, seine Familie beäugend, „hier ist der Beweis!“
    Er öffnete etwas, das er am Rücken trug und das einer Umhängetasche glich, und entnahm ihr einen bleichen, blutigen Kopf, welchem sein eigener jedoch in der Bleichheit nicht nachstand! Mit Abscheu wendeten wir uns ab, aber Gorcha übergab ihn Pierre.

    „Hier“, sagte er ihm, „hänge ihn über der Türe auf, so dass alle Vorbeireisenden sehen, dass Alibek tot ist und dass die Straßen frei von Räubern sind, davon sind natürlich die Janitscharen des Sultans ausgeschlossen!“
    Angewidert gehorchte Pierre.
    „Jetzt verstehe ich alles“, sagte er, „der arme Hund, den ich tötete, jaulte nur, weil er das tote Fleisch witterte!“
    „Ja, er witterte das tote Fleisch“, antwortete Georges, der hinausgegangen war und nun wieder trübsinnig hereinkam, er hielt etwas in der Hand, das er in eine Ecke stellte, ich glaubte, es sei ein Pfahl.
    „Georges“, sagte seine Frau mit leiser Stimme zu ihm, „ich hoffe doch, du willst nicht …“
    „Mein Bruder“, fügte seine Schwester hinzu, „was hast du vor? Aber nein, nein, du wirst doch nichts machen oder?“
    „Lasst mich“, antwortete Georges, „ich weiß, was ich tun muss, und ich werde nichts tun, das unnötig ist.“
    Da die Nacht gekommen war, ging die Familie in diesem Moment schlafen. Ihre Schlafgemächer befanden sich in einem Teil des Hauses, der nur von einer sehr dünnen Zwischenwand von meinem Zimmer getrennt war. Ich gebe zu, dass das, was sich an diesem Abend abgespielt hatte, meine Fantasie angeregt hatte. Mein Licht brannte nicht mehr, der Mond schien durch ein kleines, tiefes Fenster, das sich in der Nähe meines Bettes befand, und sein fahler Schein fiel auf das Parkett und die Mauern, ähnlich wie gerade hier in diesem Salon, meine Damen. Ich wollte schlafen und konnte nicht. Ich schrieb meine Schlaflosigkeit der Helligkeit des Mondes zu, ich suchte nach etwas, das ich als Vorhang gebrauchen könnte, aber fand nichts. Als ich ein Stimmengewirr wahrnahm, das von der anderen Seite der Zwischenwand kam, hörte ich genauer hin.
    „Geh schlafen, Frau“, sagte Georges, „und du Pierre auch, und du Sdenka auch. Macht euch um nichts Sorgen, ich werde für euch Wache halten.“
    „Aber Georges“, antwortete seine Frau, „es wäre besser, wenn ich Wache halten würde, du hast die ganze letzte Nacht gearbeitet und bist sicherlich müde. Übrigens muss ich sowieso auf unseren Erstgeborenen aufpassen.
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