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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender
Autoren: Vincent Voss
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sonst nichts weiter?«
    Sascha schüttelte den Kopf. Sein Coach schien die Sache ernst zu nehmen. Entweder verfügte er über ein großartiges Schauspieltalent oder er war tatsächlich bestürzt. Sascha vermutete Letzteres.
    Langsam schritt Tom die Feuerstelle ab. Er schnalzte mit der Zunge, überlegte, umrundete den Lagerplatz dort, wo der Bewuchs aus Dünengras begann und suchte nach weiteren Hinweisen. Gelegentlich bog er einen der Büschel zur Seite und sah darunter nach. Sascha und Jens sahen sich an und hoben die Augenbrauen. Dann kam Tom zurück.
    »Nichts«, schloss er seine Erkundigungen ab.
    »Was nichts?«, fragte Sascha.
    »Keine Lagerspuren. Nur eine Feuerstelle mit den Knochen. Aber kein weiterer Unrat, keine Toilette, nichts. Das ist merkwürdig.« Tom nickte seiner eigenen These bestätigend zu.
    »Das heißt, hier ist jemand herausgefahren, hat ein … großes Stück Fleisch gegessen, sich Pornos angeguckt und ist wieder weggefahren?«, fasste Jens verwundert zusammen.
    Tom sah Jens einen langen Moment an und nickte. »Ja, hört sich bescheuert an, aber etwas anderes kann ich mir momentan nicht vorstellen.«
    Etwas anderes konnte sich Tom schon vorstellen, bloß sagen wollte er es nicht. Es war eher eine Ahnung, ein Nachgeschmack auf die Überraschung in seiner Schiffskabine. Vielleicht waren beide Vorfälle, die Aufmunterung auf seinem Laptop und der Knochenfund hier, zusammenhangslos und zufällig. Vielleicht aber auch nicht. Tom nahm sich vor, zukünftige, nicht vorhersehbare Ereignisse auf ihre Zufälligkeit hin zu prüfen.
    »Gehen wir zu den anderen und bauen unser Lager auf«, sagte er entschlossen und ging voran.

    ***

    A lle erwarteten eine Stellungnahme. Das spürte Tom und verdrängte seine eigenen Zweifel. Er stellte sich in die Mitte ihres ausgewählten Lagerplatzes und bat Wolfgang, ihm die Tüte mit den Pornomagazinen zu geben. Er holte sie heraus, blätterte ein wenig herum und ließ sie zu Boden fallen.
    »Einen guten Lagerplatz haben wir hier. Gut ausgewählt. Von der Seeseite her ist er windgeschützt und bietet einen hervorragenden Blick auf das Inselinnere. Und der Weg zum Feuerholz ist auch nicht weit.« Er deutete auf den Wald, der in der Nähe wuchs. »Und diese sonderbare Lagerstelle mit den Knochen und … den Heften, tja, was soll ich sagen. Es sieht mir sehr nach einem Tagestouristen aus. Wir haben bei der Anfahrt kein weiteres Boot gesichtet. Ich gehe davon aus, dass wir die Insel für uns haben.«
    »Kann man denn nicht mal bei unserem Schiff anrufen und fragen, ob hier irgendwo noch ein anderes Boot ankert, oder so?«, unterbrach ihn Doris.
    Tom schnaufte und öffnete seine Hände. »Telefonieren? Wie ich vor Reiseantritt schon sagte: Telefonieren wird hier echt schwierig, weil es selten guten Empfang gibt auf See. Und hier schon gar nicht. Wir haben aber die Möglichkeit, per Funk nachzufragen, und Jens wird das nachher für uns tun, nachdem wir gleich unsere Zelte und die Jurte aufgebaut haben. Womit wollen wir anfangen? Ach, Quatsch, wir fangen einfach mit der Jurte an, das ist das Schweißtreibendere von beidem.«
    Tom klatschte in die Hände und begann, Aufgaben zu delegieren. Er achtete darauf, dass auch Doris eine Aufgabe bekam. Sie schien durch den Knochenfund wirklich verängstigt.
    Wolfgang, Sascha und Doris teilte er zum Baumfällen ein. Zum Aufbau der Jurte brauchten sie zwei, vier bis fünf Meter lange, gerade gewachsene Stämme. Er empfahl ihnen Tannen und Fichten, da diese von Natur aus eben in die Höhe schossen und ihr Holz nicht so schwer und massiv war, wie das einer Buche zum Beispiel. Schließlich mussten sie die Stämme zum Bau der Jurte aufrichten! Er gab ihnen eine Astsäge, eine japanische Zugsäge, eine Axt und ein Beil mit. Jens sollte diese Gruppe begleiten. Er hatte zwar schon öfter eine Jurte mit aufgebaut, aber bisher immer auf Stämme aus dem Lagerbestand zurückgreifen können. Das ist eine angemessene Herausforderung , dachte Tom.
    Er selbst wollte mit Frederik und Silvia die beiden Zelte aufbauen. Vor allem mit Silvia. Und Frederik würde ihn beim Kennenlernen am wenigsten stören. Allerdings trübte sich sein Gemüt und ließ ihn über die bisherigen Vorfälle nachdenken. Sie konnten in keinem, zumindest für ihn erkennbaren, Zusammenhang stehen. Allein der Versuch, einen Bezug herzustellen, mutete in seinen Augen paranoid an. Ärgerlich war nur, dass sich die Vorfälle in einer engen zeitlichen Abfolge ereignet hatten und ihn
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