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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender
Autoren: Vincent Voss
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geeignete Location gefunden.
    Den unangenehmen Gedanken schob er beiseite.
    »Deshalb machen wir keine«, wandte Wolfgang ein.
    »Ernsthaft?«, wunderte sich Sascha.
    »Ja, keine Weihnachtsfeier. Reinste Geldverschwendung!«
    Sascha nickte, ohne Zustimmung zu zeigen.
    »Das geht doch nicht!«, widersprach Doris entsetzt.
    In ihrem Unternehmen zeigte sie sich für die Weihnachtsfeier verantwortlich, griff dabei aber auf ein eingespieltes Team zurück und konnte die anfallenden Aufgaben bedenkenlos delegieren. Einen Jahresabschluss ohne Weihnachtsfeier konnte sie sich nicht vorstellen. Nirgendwo.
    »Natürlich geht das!«, raunzte Wolfgang.
    Tom hatte einen Verdacht. »Aber … gibt es denn irgendetwas anderes für die Mitarbeiter?«, fragte er.
    Wolfgang sah auf das Meer und zog eine Miene, als hätte er vergorenen Wein gekostet. »Na ja, wir arbeiten bei uns in Bochum mit einem Theater zusammen und für alle Kinder der Mitarbeiter gibt es dann eine exklusive Weihnachtsaufführung, zu der sie eingeladen sind.«
    Tom lächelte. Befand sich also ein weicher Kern unter der harten Schale? Schnell versuchte er sich zu erinnern, was er auf der Website der Firma über dieses Theaterprojekt gelesen hatte.
    »Ist das die Aufführung, zu der ein Weihnachtsmann Geschenke verteilt und jedes Kind eines erhält?«
    »Ja.«
    Tom nickte. »Wird den Mitarbeitern bestimmt gefallen.«
    »Ach Wolfgang, das ist doch auch wie eine Weihnachtsfeier. Warum tust du bloß immer so, als wenn du kein Herz hättest?«, fragte Doris und lächelte.
    »Wo schlagen wir jetzt unser Lager auf?«, wollte Wolfgang wissen, erhob sich und strich sich den Sand von der Hose.
    »Tja, das müsst ihr entscheiden. Am besten ihr sucht euch jetzt einen Platz, wo wir das Lager aufschlagen können. Ich würde nicht direkt am Strand empfehlen, weil es doch sehr böig werden kann. Schöne Plätze gibt es hinter der Düne, aber denkt daran, bei starkem Regen laufen auch gerne mal die Senken voll. Jens und ich werden uns so lange einmal besprechen.«

    ***

    G emeinsam gingen Wolfgang, Frederik, Silvia, Doris und Sascha den Strand zu den Dünen hinauf und hielten Ausschau nach einem geeigneten Platz, wo sie ihre Zelte aufbauen konnten. Die Dünen reichten bis zu fünfzig Meter ins Innere der Insel, danach schloss sich eine lichte Wald- und Wiesenlandschaft an. Schlehen, Sanddorn, Kiefern und Birken standen einzeln oder in kleinen Grüppchen mitten in satten Flecken von blühenden Gräsern. Ebbte der Wind von der Seeseite aus ab, hörten sie das Zirpen unzähliger Grillen, die auf sich aufmerksam machten. Am Horizont stieg die Insel seicht an und der Baumbewuchs nahm derart zu, dass sich dort ein schief gewachsener Wald gebildet hatte, der den Witterungen der oft stürmischen Ostsee trotzte.
    »Gar nicht so einfach; sieht überall schön aus«, beurteilte Sascha als Erster den Ausblick, der sich ihnen bot.
    Frederik nickte und Wolfgang stapfte die erklommene Düne hinab, um zu einer weiteren zu gelangen, von der er sich den Fund eines Lagerplatzes erhoffte.
    »Gehen wir unserem Anführer hinterher«, kommentierte Silvia Wolfgangs Tatendrang und folgte ihm.
    »Der Jens tut mir echt leid«, bemerkte Sascha beim Aufstieg auf die Düne.
    »Warum?«, wollte Frederik wissen.
    »Ich glaube, der Tom ist ganz schön streng mit ihm.«
    Sie erreichten die Kuppe der Düne und blickten sich um.
    »Und ich glaube, er kann ein ganz schönes Arschloch sein«, vollendete Sascha seinen Gedanken.
    Frederik musterte Sascha, zuckte mit den Schultern und ließ seinen Blick über diesen Teil der Dünenlandschaft schweifen.
    »Was ist denn mit der Stelle dort?«, schlug Doris eine Mulde zwischen zwei Hügeln vor, die sich als Windschutz anboten.
    »Sieht gut aus«, pflichtete Wolfgang bei und eilte voraus.
    »Tss«, machte Silvia, schüttelte den Kopf und lief ihm mit den anderen hinterher.
    Sie erklommen die Anhöhe und erstarrten.
    »Was ist das?«, fragte Doris angewidert.
    Wolfgang und Frederik gingen vor.
    »Eine Feuerstelle«, antwortete Wolfgang.
    »Mit Knochen«, ergänzte Frederik und stieß mit seiner Schuhspitze gegen einen großen Knochen, der aus der Asche ragte.
    Doris schluckte.
    »Ist das eklig, da hängt ja auch noch Fleisch daran«, erkannte Silvia und verzog das Gesicht.
    »Vor allem: Was war das?«, fragte Sascha und meinte mit seiner Frage die Größe der Knochen.
    »Keine Ahnung.« Frederik gesellte sich zu ihnen, sodass die Männer nahe um die Feuerstelle herumstanden,
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