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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel
Autoren: Paul C. Doherty
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fest. »Es wird Zeit, daß wir sie untersuchen.«
    Sie nahmen die Fackel aus dem Halter an der Wand und betrachteten eingehend die Tür. Athelstans Neugier wuchs. Das Holz war mindestens neun Zoll dick, und die Angeln waren aus Stahl. An den drei Riegeln und zwei Schlössern, in denen die Schlüssel noch steckten, sah er, daß die Tür verschlossen gewesen sein mußte, als sie eingeschlagen worden war. Er begutachtete die metallenen Beschlagnägel. An der Außenseite waren sie kegelförmig, und innen waren sie mit einer Mutter im Holz verschraubt. Die einzige Öffnung war ein kleines Gitter hoch oben in der Tür, etwa sechs Zoll breit und sechs Zoll hoch. Er bewegte die Holzklappe, die es bedeckte.
    »War diese Klappe offen oder zu?«
    »Das weiß ich nicht genau«, sagte Flaxwith. »Jetzt hängt sie herunter. Aber vielleicht wurde sie durch die Gewalt, die wir anwenden mußten, gelöst?«
    Athelstan betrachtete das kleine Gitter. Es war breit genug, um durchzuschauen, aber die Stäbe standen so eng, daß es schwierig gewesen wäre, auch nur einen Dolch hindurchzuschieben, von einem Armbrustbolzen ganz zu schweigen. Athelstan wandte sich wieder den dicken Eisenägeln zu und begann, an jedem einzelnen zu rütteln.
    »Was machst du da?« fragte Cranston neugierig.
    »Ich will sehen, ob welche locker sind«, sagte Athelstan. »Sie sind mit Schrauben an der Tür befestigt.«
    »Das habe ich selbst schon getan«, sagte Flaxwith triumphierend. »Pater, da ist kein Nagel locker.«
    »Und wenn«, warf Cranston ein, »wäre er doch sicher herausgefallen, als Master Flaxwith und seine Kameraden gegen die Tür hämmerten?«
    Widerstrebend stimmte Athelstan zu und kratzte sich am Kopf. »Das Problem bleibt also bestehen«, sagte er und ging zurück ins Kontor. »Master Drayton dürfte sein Silber hier bei sich gehabt haben, ja?«
    Cranston nickte.
    »Das begreife ich nicht«, sagte Athelstan. »Der Mörder mußten unseren Geldverleiher töten, das Geld an sich nehmen und fliehen. Nicht wahr? Unter gewöhnlichen Umständen hätte die Tür offenbleiben müssen, aber Drayton liegt drinnen, und die Tür ist verschlossen und verriegelt. Wenn die Räuber also zuschlugen und das Silber dann aus dem Raum schafften, warum ist dann die Tür verschlossen?«
    »Und wenn sie verschlossen ist«, vollendete Cranston, »wie sind dann die Räuber überhaupt hineingekommen, wie konnten sie Drayton ermorden, sein Silber stehlen, wieder hinausgelangen und die Tür von innen verschlossen und verriegelt hinterlassen?«
    »Genau, Sir John. Ein perfektes Rätsel.«
    »Mehr noch«, fügte Flaxwith hinzu, »sie haben nicht nur das Silber gestohlen, sondern auch alle losen Münzen. Außerdem, behaupten Draytons Schreiber, fehlen zwei silberne Kerzenhalter und ein goldener Anhänger.«
    Athelstan setzte sich auf den Stuhl und starrte den Toten an.
    »Wie?« murmelte er. »Drinnen oder draußen?«
    »Was meinst du damit?« Cranston nahm noch einen Schluck aus seinem Weinschlauch.
    »Nun, ich kann verstehen, daß sie Drayton umbringen und das Silber stehlen, aber wie sind sie hinein und wieder herausgekommen? Diese Tür ist besser als eine Wand aus Stahl. Sie hat keine Lücken, keine Spalten. Wenn sie sich der Tür genähert hätten, so hätte Drayton die Klappe geschlossen. Hinter dem Gitter war er sicher. Er hätte sich geweigert, die Tür zu öffnen. Nun könnte ich es verstehen, wenn ein Mann wie Drayton einen Schreiber oder einen Freund hereinließe.« Er sah Flaxwith an. »Du bist sicher, daß der Schlüssel im Schloß steckte und die Riegel vorgeschoben waren?«
    »Es ist das erste, was ich überprüft habe«, antwortete der Büttel und trat von einem Fuß auf den anderen. »Oh, bitte, Sir John, kann ich jetzt zu meinem Hund gehen? Samson bekommt Sehnsucht, wenn er von mir getrennt wird.«
    »Dann geh schon zu deinem verdammten Vieh!« zischte Cranston. »Ich lasse auch schön grüßen.«
    Flaxwith rannte fast, als er die Kammer verließ.
    »Wir haben noch ein Problem«, fuhr Athelstan fort. »Wie ist der Mörder ins Haus und wieder hinausgekommen, ohne eine Tür oder ein Fenster aufzubrechen?«
    »Verflucht rätselhaft!« knurrte Cranston.
    »Sind die Schreiber noch hier?« fragte Athelstan.
    »Oh ja, Bruder. Sie warten oben.«
    Sie verließen die Kammer und gingen hinauf zu den beiden. Athelstan empfand augenblicklich Abneigung gegen Master Philip Stablegate und seinen Kollegen James Flinstead. Oh, sie waren durchaus freundlich. Als Athelstan und
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