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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
Autoren: Birgit Wilhelmy
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„Sie sah wunderschön aus und sie trug sie ständig. Ich habe ihr gesagt, sie solle sie nur zu besonderen Gelegenheiten tragen. Ich hatte Angst, sie würde sie verlieren, doch sie lachte nur und sagte, Schmuck sei zum Tragen da und nicht, um in irgendeiner Schatulle zu vergammeln. Hat sie sie verloren?“
    „Ja, Frau Richter, sie hat sie verloren.“ Simon drehte sich zu Sebastian, er wollte keine Zeit mehr verlieren. „Herr Witt, zeigen Sie uns das Grab Ihrer Schwester, bitte.“
    Reiser, der unruhig hin und her lief, hatte derweil im Dezernat angerufen und hielt sein Telefon am Ohr, als er Sebastian anbrüllte:
    „Der Friedhof! Auf welchem Friedhof liegt Ihre Schwester?“
    Sebastian antwortete nicht, sondern schaute nur benommen auf den Boden.
    „Mensch, machen Sie schon, welcher Friedhof?“, fragte auch Simon und legte einen dringenden Ton in seine Stimme. „Vielleicht geht es um Leben und Tod.“
    Theresa schluchzte leise und zuckte bei diesen Worten zusammen, als hätte man sie geschlagen.
    „Müssen Sie meine Mutter so quälen? Sie Schwein!“ Sebastian war außer sich vor Wut. „Sie sehen doch, wie sie leidet.“ An seine Mutter gewandt sagte er ruhig: „Mama, ich gehe jetzt mit den Herren Charlotte suchen. Du bleibst hier und wartest auf uns. Ich rufe jetzt Dieter an.“ Er nahm sein Mobiltelefon und wählte Dieter Hoffstedts Nummer. „Dieter? Ja hallo, hier ist Sebastian. Sebastian Witt. Meiner Mutter geht es nicht gut. Könntest du vielleicht bei ihr vorbeischauen?“ Sie beobachteten, wie er das Handy an das andere Ohr wechselte und dann weitersprach: „Es geht um meine Schwester. Sie ist verschwunden.“ Er machte eine Pause. Dann setzte er erneut an: „Ich kann leider nicht bei ihr bleiben. Ich fahre mit der Polizei mit.“ Bei diesen Worten schaute er Simon und Reiser trotzig an. In Reisers Gesicht zeigte sich Abneigung, doch Simon nickte nur. „Ich danke dir, Dieter. Auf Wiedersehen.“ Sebastian bückte sich zu seiner Mutter hinunter und küsste sie auf die Stirn. „Mama, er ist gleich da. Ich melde mich, sobald ich kann.“ Dann ging er zur Tür und sagte: „Kommen Sie endlich?“
    Auf dem Weg zum Waldfriedhof sprach niemand ein Wort. Jeder der drei Männer hing seinen eigenen Gedanken nach. Kurz bevor sie losgefahren waren, hatte Simon weitere Unterstützung im Dezernat angefordert. Er konnte sich keine weiteren Fehler mehr leisten bei seinem ersten Fall nach seiner Rückkehr. Seifert hatte ihm berichtet, dass eine Mrs. Hazelwood nach ihm gefragt und steif und fest behauptet hätte, dem Mörder auf der Spur zu sein. Die laute Auseinandersetzung zwischen dieser merkwürdigen Frau und Reiser kam Simon wieder in den Sinn. Hätten sie tatsächlich besser auf die alte Dame hören sollen? Hatte sie bedeutende Hinweise gefunden, die der Polizei entgangen waren?
    „Wie ist Ihre Schwester damals gestorben?“ Simon drehte kurz seinen Kopf nach hinten zu Sebastian, der auf dem Rücksitz seines Autos Platz genommen hatte.
    „Sie ist gesprungen. Von der Autobahnbrücke.“
    „Und Sie wissen nicht, warum sie das getan hat? Hat sie keinen Abschiedsbrief hinterlassen?“
    „Nein.“ Sebastian schluckte. „Wir wissen nicht, warum. Sie war so fröhlich gewesen und dann auf einmal das komplette Gegenteil.“ Das Zittern in seiner Stimme wurde stärker. „Sie weinte sehr viel und schrieb ständig in ihrem Tagebuch irgendwelche Gedichte. Nach ihrem Tod hat Charlotte fast täglich in dem Buch gelesen. Ich verstehe es nicht.“
    „Haben Sie sich jemals das Buch angeschaut? Der Satz »Hab keine Furcht, ich bin bereit, sie ist gekommen, meine Zeit«, haben Sie den in ihrem Buch gelesen?“
    „Keine Ahnung, nein, ich habe für Gedichte nicht so viel übrig.“
    „Es hört sich wie eine Ankündigung zu einem Selbstmord an. Wir vermuten, Ihre Schwester ist hochgradig gefährdet. Wir können nur hoffen, dass Annabell nicht in Gefahr schwebt und dass sie die Sache unter Kontrolle hat.“
    „Falls sie sie gefunden hat“, fügte Reiser hinzu.
    Der Wagen bog mit überhöhter Geschwindigkeit in die Straße ein, die zum Waldfriedhof führte.
    „Da!“ Sebastian zeigte wie wild auf das auf dem Parkplatz parkende Auto. „Das ist Annabells.“ Schnell brachte Reiser das Auto zum Stehen. Gleichzeitig verließen sie das Fahrzeug und stürmten zu Fuß weiter. „Hier lang!“ Sebastian lief bald weit vor ihnen und drehte sich auch nicht nach ihnen um. „Es ist in der Nähe der Kapelle.“
    Keuchend
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