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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi
Autoren: Volker Backert
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Korbmacher-Pils!«
    Er schaltete die TV -Werbung stumm und das Radio ein: »… auf Radio 1 jetzt Sport aus der Region, unsere Schlagzeilen: Der HSC 2000 Coburg sorgt in der Handballbundesliga weiter für Furore, der Aufsteiger gewann heute auch sein zweites Spiel auswärts in Melsungen mit 27:25. Für das Heimspiel nächsten Samstag gegen den THW Kiel wird jetzt in der HUK -Arena ein neuer Zuschauerrekord erwartet … Bamberg. Bosko Djukic, der serbische Superstar der Brose Baskets …«
    Satisfaction hämmerte los. Unwirsch schnappte er sein Handy vom Couchtisch.
    »Herrmann.«
    »Charly, komm sofort ins Theater!«
    Löhlein hielt sich nicht mit langen Vorreden auf. Wahrscheinlich wieder mal hoffnungslos überfordert, weil er irgendwo eine schnelle Entscheidung treffen musste, dachte Charly grimmig.
    »Wir brauchen hier schnellstens deine Erfahrung«, quäkte Löhlein weiter, »also schwing deinen Arsch aus dem Fernsehsessel und komm!«
    »Leck mich, Heinz-Uwe! Schau mal auf deinen Kalender: Meine Schicht geht Montag los – und keinen Tag früher!«
    Löhlein drohte zu hyperventilieren; die Sache schien doch ernster zu sein.
    »Theater …«, brachte er endlich heraus, »komm sofort ins Theater! Wir haben eine Tote hier mit einer Riesensauerei drum rum … eine Stunde vor der Wiedereröffnung, jede Minute kommen hier Vöhringer und der Ministerpräsident, die ganze Münchner Clique vorgefahren!«
    »Is ja gut«, knurrte Charly, drückte »Aus« und wälzte sich vom Sofa. Urplötzlich war er hellwach. »Hör auf zer greina, ich bin ja gleich dou.«
    19:02 Uhr – Landestheater Coburg
    Es schüttete jetzt wie aus Kübeln, die filigranen Scheibenwischer verrichteten Schwerstarbeit. Im Schritttempo ließ Charly den schwarzen Alfa Spider durch die Grafengasse rollen.
    Rechts, auf dem Schlossplatz, herrschte unter dem sanften Licht der klassischen Laternen heilloses Chaos: Mit vier BMW -Kombis standen die Kollegen vor der klassizistischen Sandsteinfront des Theaters.
    Sichtlich verwirrte und erregte Besucher wurden über die große Treppe aus dem Theater herauskomplimentiert, die Räumung des Hauses war in vollem Gang. Zwischen den Autos auf dem Schlossplatz drängten sich festlich gewandete Premierengäste aufgeregt unter Regenschirmen zusammen, immer wieder gestört und zur Seite gescheucht vom ärgerlichen Gehupe der Wegfahrenden.
    Selbst vor dem unbenutzten kleinen Treppenaufgang an der Westseite, direkt gegenüber dem Reisebüro Gevers mit einer überdimensionierten AIDA im Schaufenster, war ein Kollege postiert. Charly erkannte ihn sofort an seiner Leibesfülle unter dem Regenponcho: PHM Welsch, genannt »Fässla«. Den kapuzengeschützten Kopf tief zwischen die Schultern gezogen, starrte er missmutig hinüber zur Bushaltestelle. Armer Richard, dachte Charly, erst verlieren seine Bayern drei null und jetzt steht er selbst im Wolkenbruch …
    Er verkniff sich einen ironischen Zuruf durchs Beifahrerfenster. Immer noch im ersten Gang fuhr er langsam weiter über das vietnamesische Straßenpflaster des Theaterplatzes und blinkte schließlich rechts, um in die Sackgasse an der Ostseite des Theaters abzubiegen. Dort war der Teufel los. Drei Streifenwagen hintereinander, ein Rettungswagen, der gerade zu wenden und wieder auszufahren versuchte, zwei junge Beamte, die Charly deshalb nicht passieren ließen. Sprechfunk krächzte, zuckende Blaulichter wischten über die gelbe Fassade des Bürglaß-Schlösschens direkt gegenüber.
    Plötzlich kreischten Bremsen, Zentimeter hinter Charlys Alfa kam ein schwarzer Audi Q7 gerade noch zum Stehen. CO-J 1111. Die Nummer eins der Coburger Justiz, Leitender Oberstaatsanwalt Dr. Axel Stein, mit gewohnt verkniffenem Mund und gefurchter Stirn. Charly konnte der Versuchung nicht widerstehen und drohte ihm aus dem Autofenster mit scherzhaft erhobenem Zeigefinger.
    »Bemerkenswert, Herr Kommissar, in der Tat bemerkenswert!«, knurrte Stein.
    »Bitte?« Charly ärgerte sich immer wieder neu über den für Stein typischen, herablassenden Ton gleich zur Begrüßung.
    »Na, Ihr putziges Zeigefingerchen eben! Wir befinden uns schließlich am Tatort eines Mordes, etwas mehr Seriosität bitte! … Tag, Herr Löhlein!«
    EKHK Heinz-Uwe Löhlein, hektisch gerötete Wangen, Schweißperlen auf der Stirn, empfing beide am Nebeneingang und führte sie durch das Gewusel von Uniformierten und halb umgezogenen Spurensicherern ins Theater. Charly nahm die schwarze Baseballkappe in die Hand, strich sich
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