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Todesahnung: Thriller (German Edition)

Todesahnung: Thriller (German Edition)

Titel: Todesahnung: Thriller (German Edition)
Autoren: James Patterson
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gehe zum nächsten … betrachte es … gehe zum nächsten.

    Schließlich glaube ich zu wissen, was passiert. Oder zumindest, wo.

    Es sind die vier Leichensäcke.

    Sie sehen fast durchsichtig aus. Kann das sein? Es ist, als könnte ich die Säcke sehen und gleichzeitig durch sie hindurchschauen - nicht auf das, was sich darin, sondern dahinter befindet.

    Klar, die Negative selbst sind transparent, aber trotzdem. Obwohl die Leichensäcke aus festem Material bestehen, sind sie irgendwie durchsichtig.

    Komisch.

    Aber erklärbar, oder? Meine Gedanken purzeln angesichts der Erklärungsmöglichkeiten durcheinander. Doppelte Belichtungszeit, die sich im Metall der Rolltragen spiegelnde Sonne, das Material der Leichensäcke. Innerhalb weniger Sekunden habe ich mir eine Menge irgendwie logischer Erklärungen zusammengebastelt.

    Aber keine eindeutige Antwort, nichts, was mir auch nur annähernd ein beruhigendes Gefühl verschaffen würde.

    Wenn du zweifelst, dann geh aufs Ganze. Also entscheide ich mich, auf Kontaktabzüge zu verzichten und gleich eine Vergrößerung anzufertigen.

    Dafür wähle ich das Negativ aus, auf dem die meisten Details zu erkennen sind.

    Ich brauche ein paar Sekunden, bis mir klar wird, für welches ich mich da entschieden habe. Ja, klar!

    Es ist der letzte Leichensack, der aus dem Hotel geschoben wurde, derjenige, an dem der Reißverschluss aufgezogen wurde und die … ich wage nicht einmal, es zu denken.

    Abgesehen davon war das nur ein Traum. Dies hier ist echt. Dies hier passiert im Hier und Jetzt vor meinen Augen.

    Etwas ungeschickt hantiere ich mit dem Negativhalter herum, bevor ich das Negativ in den Vergrößerer lege, achte aber darauf, dass die Emulsionsseite nach unten zeigt, damit kein Spiegelbild erzeugt wird. Noch eine Panne kann und will ich mir nicht leisten.

    Ich arbeite schnell. Ungeduld ist ja so ein guter Ansporn. Ebenso wie Angst. Es dauert nicht lange, dann blicke ich auf einen zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter großen Abzug. Ja, gut, jetzt ist alles größer.

    Trotzdem habe ich immer noch keinen blassen Schimmer, was in Gottes Namen hier los ist. Der Eindruck, dass die Leichensäcke durchsichtig sind … so etwas habe ich noch nie gesehen, und ich habe in meinem Leben schon eine Menge Fotos entwickelt.

    Seit ich heute Morgen die Augen aufgemacht habe, war dieser Tag ein einziger Wirrwarr. Und ich hasse Wirrwarr!

    Ich blicke auf meine Uhr. Halb acht. Wo ist die Zeit geblieben?

    Ich beschließe, noch andere Fotos zu vergrößern, um vielleicht mehr Klarheit zu erhalten. Doch in Wirklichkeit versuche ich, mich von alldem abzulenken, was an diesem Tag bereits passiert ist.

    Eine Zeitlang funktioniert es, bis ich es eine Stunde später nicht mehr aushalte. Ich verlasse meine Dunkelkammer und gehe im Wohnzimmer auf und ab.

    Es ist noch viel zu früh, um ins Bett zu gehen. Außerdem bin ich viel zu aufgedreht. Ich muss raus hier!

    Und ich weiß auch schon, wohin.

14

    Vor dem Old Homestead Steak House im Herzen des Meatpacking District, des ehemaligen Fleischerviertels, steige ich aus dem Taxi. Als würde der Ort an sich nicht schon die Vegetarier abschrecken, hängt über dem Eingang eine riesige Kuh. Wie hintersinnig!

    Aber wer bin ich, dass ich mir ein Urteil erlauben darf?

    Gäbe es eine Liste dessen, was man nie tun darf, wenn man eine Affäre hat, stünde an erster Stelle ganz sicher: Platze nie bei einem Geschäftsessen deines Liebhabers herein.

    Ich betrete das Restaurant und husche am Oberkellner vorbei, als wüsste ich, wohin ich zu gehen habe. Tue ich aber nicht.

    Vor mir befindet sich eine überfüllte Bar und ein ebenso überfüllter Loungebereich, hinter dem der überfüllte Restaurantbereich beginnt. Der Eingang gestattet aber nur einen Blick auf die ersten Tische.

    Als ich weitergehe, wird mir eine Sache klar: Mit den dunklen Holzpanelen, den Lederclubsesseln und den Portionen, mit denen man den Lincoln-Tunnel zustopfen könnte, ist dies hier eindeutig ein Ort für Männer. In der Tat sind nur wenige Frauen zu sehen.

    »Kann ich Ihnen helfen?«

    Die Stimme erschreckt mich. Ich drehe mich um und blicke dem Oberkellner in die Augen. So viel dazu, einfach an ihm vorbeizuhuschen.

    »Ich suche jemanden«, antworte ich.

    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«

    »Nein, ist schon in Ordnung.«

    Er sieht sich meine Kleidung an - eine schwarze, ärmellose Elie-Tahari-Jacke über einem Armani-Exchange-Pullover und Jeans. Einigermaßen modisch
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