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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus
Autoren: Petra Schier
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die Hitze eines gut unterhaltenen Feuers aus.
    Unbehaglich ließ sich Adelina auf der Kante eines der kostbaren Stühle nieder und legte sich den Mantel auf den Schoß. Kurz darauf erschien die ältliche Magd und brachte ihr einen Becher mit dampfendem Würzwein.
    «Kann ich Euch sonst noch etwas bringen?», wolltesie wissen, doch Adelina schüttelte den Kopf und stand wieder auf.
    «Danke, nein. Ich wollte sowieso gerade gehen.» Sie trat zur Tür. «Bitte gib deinem Herrn den Mantel und … oh!» Als sie die Tür öffnete, wäre sie beinahe mit Burka zusammengestoßen.
    «Guten Tag, Adelina.» Seine Miene verriet keinerlei Überraschung. Ludowig hatte ihm also ihren Besuch bereits gemeldet. Magda zog sich eilends zurück, und Adelina wünschte sich plötzlich, sie könne ihr folgen.
    «Was wollt Ihr hier? Habt Ihr noch mehr Mörder zu stellen?» Sein Ton war sarkastisch, sein Blick kalt. In ihren Ohren brauste es.
    «Ich habe nur den Mantel gebracht. Er war noch in Eurem … in der Dachkammer.»
    «Danke.» Er nahm ihr den Mantel ab und warf ihn achtlos auf den Tisch. Sie mied seinen Blick und sah zur Tür hin.
    «Ich werde dann wohl am besten wieder gehen. Ich wollte ja nur …»
    «Den Mantel bringen, ich weiß.» Nun klang aus seiner Stimme noch etwas heraus. Überdruss. Sie riss die Tür auf und floh in die Halle. Als sie schon halb durch den Raum war, hörte sie plötzlich schnelle Schritte hinter sich. Burka fasste sie an der Schulter und drehte sie unsanft zu sich herum.
    «Ist es Euch so schwer gefallen, hierher zu kommen?»
    Nein, kein Überdruss. Wut.
    «Ich war nur … ich … der Mantel …» Ihr Kopf war mit einem Mal vollkommen leer. Sie blickte in seine vor Zorn blitzenden Augen und fühlte sich erbärmlich. Warum noch lügen?
    «Ja, es ist mir schwer gefallen.»
    «Weil Ihr stur seid», knurrte er. «Ein stureres Frauenzimmer ist mir noch niemals begegnet. Warum seid Ihr hier?»
    Adelina presste die Lippen zusammen und wollte sich abwenden, doch er hielt sie fest.
    «Adelina, warum?»
    Sein bohrender Blick bereitete ihr geradezu körperliche Schmerzen. Sie schluckte und bemühte sich um eine ruhige Stimme.
    «Franziska hatte Unrecht. Natürlich verachtet Ihr mich.»
    «Was?» Burka war so verblüfft, dass er sie losließ. Rasch ging sie ein paar Schritte rückwärts.
    «Warum sollte ich Euch …?» Plötzlich weiteten sich seine Augen, und aller Zorn wich aus seinen Zügen. «Das ist es? Ihr glaubt, weil Ihr mir erzählt habt, was Ihr damals … Und Ihr meint, deshalb verachte ich Euch? Heilige Mutter Gottes!» Er schüttelte den Kopf, als habe er nie zuvor etwas Absurderes gehört.
    «Ich muss jetzt gehen», sagte Adelina, doch da stand er bereits wieder nah vor ihr und fasste nach ihrer Hand.
    «Nein, das müsst Ihr nicht.»
    «Es ist besser, wenn …»
    «Glaubt mir, es ist besser, wenn Ihr nicht wieder fortlauft.»
    Da er sie nun wieder festhielt, hatte sie auch gar keine Möglichkeit fortzulaufen. Inzwischen fühlte sie sich ohnehin so seltsam, dass sie fürchtete, keinen Fuß mehr vor den anderen setzen zu können. Mit einem letzten Anflug von Trotz starrte sie zu Boden. Burka beobachtete sie und seufzte dann aus tiefstem Herzen.
    «Ich verachte Euch nicht. Niemals. Aber ich dachtedie ganze Zeit …» Er hielt inne. «Ich weiß nicht, was ich dachte. Was ist aus Eurer Verlobung geworden?»
    Nun hob sie doch den Kopf und sah geradewegs in ein Paar blitzender Augen, die, halb ängstlich, halb zärtlich, ihr Gesicht erforschten. Und plötzlich fand sie ihre Stimme wieder.
    «Beichgard hat es sich anders überlegt. Vater hatte wieder einen Anfall, und das war wohl zu viel für ihn und seinen guten Ruf.»
    «Aber Ihr hättet ihn genommen, wenn er gewollt hätte.»
    Sie dachte nur einen winzigen Moment lang nach, und dieser Moment reichte nicht, um herauszufinden, ob sie das Richtige tat.
    «Nein. Das hätte ich nicht. Ich kann keinen Mann heiraten …»
    «Ach ja?»
    Sie holte tief Luft und sammelte allen Mut zusammen.
    «Ich kann keinen Mann heiraten, den ich nicht liebe.»
    Jetzt lächelte er.
    «Das klingt vernünftig. Doch vermutlich gibt es einen solchen Mann weit und breit nicht.»
    Sie verzog das Gesicht und senkte den Blick wieder auf ihre Schuhspitzen.
    «Das habe ich nicht gesagt. Es ist nur …»
    «Ja?»
    «Er muss … mir gewachsen sein.» Sie hob den Kopf wieder.
    «Er …?» Burka schüttelte den Kopf, und sein Lächeln wurde nun noch breiter. In seine Augen trat das spitzbübische
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