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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus
Autoren: Petra Schier
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vielleicht veranlassen, dass man Magister Burka freilässt. Und dann … haben die Männer nicht gesagt, wohin sie ihn bringen?»
    Ludowig schüttelte betrübt den Kopf.
    «Sie haben nichts gesagt. Oder doch!» Seine Miene hellte sich ein wenig auf. «Einer von ihnen sagte etwas vom Geburhaus und dass sie sich beeilen müssten.»
    «Welches Geburhaus?»
    «Das haben sie nicht gesagt.» Ludowig ließ den Kopf wieder hängen. «Das hilft Euch nicht weiter, oder? Denn von den Versammlungshäusern der Bürger gibt es etliche, mindestens eins in jedem Kirchspiel.»
    «Wir werden es herausfinden», sagte sie. «Kannst du mich zu Georg Reeses Haus begleiten?»
    «Natürlich.» Ludowig nickte eifrig. «Ich kann auch rasch das Pferd einspannen, wenn Ihr wollt.»
    «Nein, lass uns lieber kein Aufsehen erregen. Zu Fuß können wir uns eher unsichtbar machen.» Sie marschierte los, und Ludowig folgte ihr mit sorgenvollem Gesicht.
    Bis zu Reeses Haus hatten sie ein gutes Stück Wegvor sich. Als sie den Mühlenbach passierten und auf den Waidmarkt einbogen, wurden sie von einem Trupp berittener Stadtsoldaten überholt, die in gestrecktem Galopp quer durch die Budengassen preschten, dass der Dreck nur so in alle Richtungen spritzte. Die Menschen stoben auseinander wie aufgescheuchte Hühner. Adelina wich in die Nische zwischen zwei Verkaufsständen zurück, konnte jedoch nicht verhindern, von dem aufgewirbelten Matsch getroffen zu werden. Flüche wurden laut. Ein paar Schritte weiter hatte ein Reiter eine Verkaufsbude umgerissen, und das kostbare Waid, welches nur hier angeboten werden durfte und das den Tuchfärbern den begehrten blauen Farbstoff lieferte, hatte sich in einer Schlammpfütze verteilt.
    «Ist Euch etwas geschehen?» Besorgt nahm Ludowig Adelina bei der Hand und beäugte sie prüfend. Sie rieb an einem der Flecke auf ihrem Kleid herum und schüttelte den Kopf.
    «Nein, alles in Ordnung. Lass uns schnell weitergehen.»
    Sie umrundeten die Kirche St. Georg und schlugen die Straße in Richtung St. Marien ein. Schon von weitem sahen sie den großen Menschenauflauf. Mägde, Knechte, zerlumpte Tagelöhner und gut gekleidete Bürger mischten sich zu einem bunten Haufen, der der Stadtmauer zustrebte. Nein, nicht der Stadtmauer, sondern der Lyskirchenpforte. Auch die Reiter waren dorthin unterwegs. Sie bahnten sich grob ihren Weg durch die Menschentraube, ohne Rücksicht darauf, ob jemand unter die Hufe geriet.
    «Was ist denn da los?», fragte Ludowig und starrte auf die Szene. Plötzlich wurde hinter ihnen wieder Hufgetrappel laut.
    «Weg da!», brüllte eine tiefe Stimme, doch es war bereits zu spät. Eine noch größere Schar Reiter donnerte an ihnen vorüber. Adelina prallte erschrocken zurück und stieß gegen Ludowig, der versuchte, sie festzuhalten. Er wurde jedoch von einem der vorüberpreschenden Pferde abgedrängt und stürzte zu Boden. Adelina fiel über ihn, und wieder spritzte Schlamm. Ludowig schrie auf, und im nächsten Moment mischte sich in den Matsch auf Adelinas Kleid sein Blut.
    Offenbar hatte ein Pferdehuf ihn am Kopf getroffen. Er bemühte sich aufzustehen, dabei lief ihm das Blut in Strömen aus einer klaffenden Stirnwunde.
    «Warte!» Als die Berittenen vorüber waren, rappelte Adelina sich ebenfalls auf und half dann dem Schwankenden, sich vollständig aufzurichten. «Du blutest stark. Ich muss das verbinden.»
    «Ach was, das ist doch nichts», widersprach er, wurde jedoch leichenblass, als er der vielen Blutstropfen auf seinem Kittel gewahr wurde.
    «Lass mich das verbinden», wiederholte sie und tastete nach ihrem Unterkleid. Es war überall voller Schlamm. Hastig sah sie sich um, konnte jedoch weit und breit kein brauchbares Stück Stoff finden. Ludowig begann wieder zu schwanken, und sie stützte ihn, so gut es ging.
    «Hier, nehmt das», sagte plötzlich eine bekannte Stimme neben ihr. Magister Burka hielt ihr ein weiß-gelb gemustertes Tuch, offenbar ein Halstuch, entgegen. Sie nahm es und band es dem Knecht um den Kopf.
    Ludowig lächelte schwach, als er den Medicus erkannte.
    «Herr, Ihr seid wieder da! Ich dachte schon, man hätte Euch eingesperrt. Ich bin zu Jungfer Merten gegangen, wie Ihr es gesagt habt, und jetzt wollten wir zu …»
    «Reese», ergänzte Adelina. Ihr Herz vollführte einen Veitstanz der Erleichterung in ihrer Brust. «Wie kommt Ihr hierher? Ludowig sagte, man habe Euch abgeführt.»
    «Hat man auch. Hilgers Männer. Offenbar hat er von … unserem Tun erfahren. Er
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