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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten
Autoren: Magdalen Nabb
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kochen konnten. Und hier in der Kaserne sorgten matschige Spaghetti mit angebrannter, bitterer Tomatensauce in Windeseile für böses Blut, zumal an Abenden, an denen die jungen Kerle nichts Besseres zu tun hatten, als sich auf einen guten Teller Pasta vor dem Fernseher in der kleinen Küche zu freuen, die ihnen zugleich als Aufenthaltsraum diente. Diesmal jedoch war der anstoßerregende Koch ein frisch eingestellter Carabiniere. Bei seinen ersten Versuchen war eine Art Suppe herausgekommen, bestehend aus Nudeln, die sich im Kochwasser aufgelöst hatten, und einer dubios aussehenden bräunlichen Sauce, die dadurch zustande gekommen war, daß er den Inhalt einer Dose geschälter Tomaten hatte anbrennen lassen. Sie mußten das Zeug wohl oder übel wegwerfen. Der Maresciallo, der früher jahrelang auf seine eigenen Kochkünste angewiesen war, nahm den Jungen beiseite und legte ihm nahe, sich an die Zeitangaben auf der Spaghettipackung zu halten; dann gab er ihm noch ein paar aufmunternde, wenn auch vage Ratschläge zur geschmacklichen Abrundung der Sauce. Am nächsten Tag ließen sich die zähen gelben Schnüre nicht um die Gabel wickeln, und in der säuerlichen braunen Sauce schwammen die verkohlten Überreste von einem Dutzend Knoblauchzehen. Als daher Di Nuccio meinte: »Gott sei Dank hat er nächste Woche Nachtschicht«, erübrigte sich die Frage, weshalb .
    »Er wird es schon noch lernen«, mehr sagte der Maresciallo nicht dazu. »Alles ruhig? «
    »Wie auf dem Friedhof. «
    »Dann verschwinde ich mal. «
    Sobald er die Tür zu seiner Dienstwohnung aufsperrte, wehte ihm der kräftige Duft einer Kaninchensauce entgegen, und er bekam unweigerlich ein schlechtes Gewissen, wenn er an die Jungs im Stockwerk über sich dachte .
    »Bist du’s? «
    »Mm. «
    Die Fensterläden im Schlafzimmer waren geschlossen. Er schaltete das Licht ein und zog sich aus. Jetzt brauchte er eine kalte Dusche, aber um diese Jahreszeit war selbst das kalte Wasser lauwarm. Trotzdem fühlte er sich danach viel besser, und als er gemächlich ins Wohnzimmer ging, genügte der Anblick der zwei Gedecke, zu Ehren des Feiertages auf einer frischen weißen Spitzendecke, und des sanften Lichts, das durch die leicht aufgeklappten Fensterläden drang, um die Langeweile des Morgens zu vertreiben, ihn fröhlich zu stimmen und einen kräftigen Appetit zu wecken .
    »Salva, füll bitte den Wasserkrug auf, sei so gut. «
    Er ging in die Küche und machte den Kühlschrank auf .
    »Wie wäre es mit einem Schluck Rosé zum Kaninchen? Ich möchte bei dieser Hitze lieber keinen Roten trinken. «
    »Mach ihn auf, wenn du willst. Ich trinke nichts davon. «
    »Du hast doch nicht wieder Kopfweh? «
    »Nein, es kommt meist erst am Nachmittag, aber du weißt ja, daß ich müde werde, wenn ich mittags Wein trinke. «
    »Nichts hindert dich daran, ein Schläfchen zu machen. «
    »Du weißt, daß ich mich anschließend noch schlechter fühle. «
    »Es wäre zu schade, keinen … er ist so schön kühl …« Er entkorkte die Flasche und trug sie mit dem Krug Wasser ins Zimmer. Die Stimmung war richtig sonntäglich. Da die Glocken zu läuten aufgehört hatten, lag es vielleicht am Bratenduft … Dann wurde ihm klar, daß es an der Spitzendecke lag, die normalerweise nur am Sonntag aufgelegt wurde .
    Das Kaninchen, begleitet von sahnigem Kartoffelpüree, schmeckte so gut, daß er einer zweiten Portion nicht widerstehen konnte .
    »Es ist lange her, daß wir Kaninchen hatten«, murmelte er, als wollte er sich rechtfertigen, weil er Übergewicht hatte und schon immer gehabt hatte .
    »Ich dachte mir, daß es dir schmecken würde. Aber du hast mich gar nicht gefragt, wo ich es bekommen habe. «
    »Hätte ich das tun sollen? Mußtest du weit laufen? «
    »Nein, das ist es ja gerade! Ich habe es in San Frediano bekommen, wo du dir dein blaues Auge geholt hast. Du hattest recht, die Geschäfte dort sind offen, also habe ich es dort versucht. Und das Beste ist, daß sie, außer heute natürlich, bis auf die Drogerie den ganzen August geöffnet haben. Der Gemüsehändler macht im September zu, um seinen Laden renovieren zu lassen, und der Metzger war wie wir im Juli im Urlaub. Er meint, ihm ist es lieber so, weil es da am Meer nicht so voll ist. Er hat einen kleinen Sohn, jünger als unsere beiden, und seine Frau hilft ihm im Geschäft. «
    »Du scheinst ja recht gut über sie Bescheid zu wissen. «
    »Das ist so ein Bezirk, in dem die Leute gern ein bißchen plaudern. Sie sind zum
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