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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen
Autoren: Magdalen Nabb
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weiterleiten. Die Suchmeldung wird im ganzen Land ausgehängt. «
    »Wenn das so ist, dann verstehe ich nicht, warum Sie das nicht veranlassen können, wo ich schon mal hier bin. «
    »Tut mir leid, Signora, aber das geht nicht. Ich weiß nicht, warum Sie überhaupt hierhergekommen sind, es gibt doch ganz in Ihrer Nähe eine Carabinieri-Wache. «
    »Ich bin gekommen«, erwiderte sie schnippisch, »weil eine Freundin Sie empfohlen hat. «
    »Mich empfohlen?« Als ob er ein Restaurant wäre !
    »Eine ganz spezielle Freundin hier in Florenz. Sie wohnt in der Via San Leonardo, Sie haben mal einen Streit zwischen ihr und ihren Nachbarn wegen der Grundstücksgrenze geschlichtet. Da ich mit meiner Enkelin und meiner Schwiegertochter gerade in der Stadt war – wir haben Schulsachen für die Kleine besorgt – habe ich die Gelegenheit genutzt, um noch eine Tasse Tee bei ihr zu trinken. Sie schlug vor, mich bei Ihnen zu melden. Sie sagte, Sie seien ein vernünftiger Mann… «
    Der Satz blieb unvollendet, aber es war klar, was sie meinte. Der Wachtmeister hatte sie inzwischen auch erkannt. Im Kaufhaus… die blonde Mutter und das Kind und die Großmutter, die alles organisierte. Das kleine Mädchen war doch nicht so glücklich, wie er sich vorgestellt hatte .
    Zwei Stunden später, als die Frau schon längst gegangen war und er den Dienstplan für Mittwoch schrieb, brummte er noch immer vor sich hin. »›Eine ganz spezielle Freundin‹! Was für ein Mensch! «
    Der schöne Herbsttag war zu Ende, und überall gingen die Lichter an. Von irgendwoher zog ein wunderbarer Essensgeruch heran. Guarnaccia hielt inne, um zu schnuppern. Er merkte, daß er hungrig war. Das Mittagessen war wegen der Einkaufsexpedition eine hastige Angelegenheit gewesen. Der Geruch kam nicht aus seiner Wohnung, sonst hätte er eines der Gerichte seiner Frau erkannt. Es mußte Bruno sein, der oben in der Kantine für die jungen Kollegen kochte. Eigentlich sollten sie sich mit Kochen und Einkaufen abwechseln, wie mit allen anderen Pflichten auch, aber Bruno war ein guter Koch, und er weigerte sich, die Pampe zu essen, die von den anderen aufgetischt wurde. Der Wachtmeister mochte sich nicht mehr einmischen. Der Junge würde ohnehin bald gehen, sobald es in der Offiziersschule einen Platz für ihn gab, und das war auch gut so. Mit Bruno, dessen Art ihn ganz hilflos machte, wurde er einfach nicht fertig. Teresa sagte immer: »Das liegt daran, daß er so klug ist…« Noch so ein unvollendeter Satz. Na ja, er selbst hatte nie behauptet, viel Grips zu haben, wenngleich er sich zumindest für einen vernünftigen Menschen hielt. Diese furchtbare Frau… Ein gellender Schrei vom Wartezimmer her fuhr in seine Träume .
    »Also… «
    Er öffnete die Tür. Die Schreie stammten von einem etwa fünfjährigen Mädchen, das wütend auf einem Haufen Kleidungsstücken herumtrampelte, vermutlich ihren eigenen, und dessen Gesicht vor Anstrengung rot angelaufen war. Di Nuccio, einer der beiden Beamten, die die Kleine vermutlich mit dem Streifenwagen hergebracht hatten, versuchte sie zu beruhigen. Ein kleiner Schuh versetzte ihm einen kräftigen und gezielten Tritt gegen das Schienbein .
    »Autsch!« rief Di Nuccio .
    »Beißen tut sie auch«, meinte der andere Carabiniere, der in sicherer Entfernung stand und sich die Hand rieb .
    »Ihr interessiert mich nicht«, brüllte das Mädchen. »Ich will bei meiner Mamma sein, nicht bei euch. Verzieht euch, los, verzieht euch!« Wieder wollte sie einen Tritt austeilen, doch diesmal wich Di Nuccio ihr aus. Die Kleine wurde böse, riß sich den Schuh vom Fuß und schleuderte ihn quer durch das Zimmer. Er traf den Wachtmeister, und erst jetzt bemerkte sie ihn. Vielleicht lag es an seiner Leibesfülle oder, wahrscheinlicher noch, an seinen großen Glubschaugen, die auf sie gerichtet waren – jedenfalls hörte sie auf zu schreien und blieb ruhig stehen. Dann marschierte sie auf ihn zu und griff nach seinem Hosenbein .
    »Bist du sein Papà?« fragte sie und zeigte vorwurfsvoll auf Di Nuccio .
    »Wir haben sie aufgegriffen, als sie versuchte, ganz allein über die Straße zu gehen«, sagte Di Nuccio. »Wir haben aus ihr nur herausbekommen, daß sie im Palazzo Pitti zurückgelassen wurde. Vermutlich haben ihre Eltern sie im Gedränge aus den Augen verloren und suchen dort noch immer nach ihr. «
    »Ich sag’s deinem Papà«, rief das Kind und drohte mit dem Finger .
    »Ich habe dem Pförtner gesagt, daß wir sie hierher bringen,
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