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Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)

Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)

Titel: Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)
Autoren: Ann Murdoch
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Direktor herumstanden, und Cedric zögerte jetzt nicht mehr und gab jedem von ihnen eine Freikarte, die beste Werbung, die er sich vorstellen konnte. Und das sollte die Bedenken wohl zerstreuen.
    Auch unter den Artisten legte sich die Unruhe im Laufe des Tages, nachdem es keine weiteren Zwischenfälle mehr gab. Bald darauf liefen schon die ersten Proben, und niemand dachte an einen Fluch. Hier gab es die ganz normale Aufregung vor einer Premiere in einer neuen Stadt, und es herrschte die übliche Hektik.
    Die Premiere am Abend würde darüber entscheiden, ob die Leute zufrieden waren und ob es sich lohnte, das Gastspiel vielleicht sogar auszudehnen.
     
    *
     
    Die Kapelle spielte einen Tusch, der Scheinwerfer richtete sich auf Cedric, der direkt vor dem Vorhang stand, als Zirkusdirektor im glitzernden Frack, funkelnd und unwirklich anzusehen, und jetzt langsam in die Mitte der Manege schritt. Ein strahlendes Lächeln zeichnete sich in seinem Gesicht ab, als er die folgende Attraktion ankündigte.
    „Und nun, mein sehr verehrtes Publikum, meine Damen und Herren, liebe Kinder, habe ich die große Ehre Ihnen eine einzigartige Sensation anzukündigen. Begrüßen sie mit mir die Flying Generations, die einzige Truppe in diesem Lande, in dem eine Frau den dreieinhalbfachen Salto springt, den Salto mortale.“ Theatralisch streckte er den Arm aus, der Vorhang öffnete sich, während rauschender Beifall aufklang und die Trapeztruppe hereinschritt.
    Wider alle Befürchtungen Cedrics war die Premiere doch ausverkauft, es schien genug Leute zu geben, denen der Fluch egal war, oder die gar nicht daran glaubten.
    Jetzt standen die Flying Generations im Rampenlicht, legten ihre glitzernden Umhänge aus blauem und silbernem Stoff ab, und begannen mit anmutigen Bewegungen an den Seilen hochzuklettern.
    Das Programm begann mit den standardmäßigen Sprüngen, die zwar häufig spektakulär aussahen, aber meist nicht besonders schwierig waren.
    Aber endlich klang ein Trommelwirbel auf, atemlose Stille breitete sich aus, und die Spannung unter den Zuschauern trieb einem Höhepunkt zu. Auch in Pat breitete sich Spannung aus, aber das war reine Konzentration auf den nächsten Sprung. Drüben an der Schaukel machte Stuart ihr ein Zeichen, verhakte sich mit seinen Beinen in den Seilen seiner Schaukel, und begann kopfüber zu schwingen. Pat zählte mit, dann begann auch sie nach ihrer Schaukel zu greifen. Genau zum richtigen Zeitpunkt ließ sie los und begann sich in der Luft zu drehen, streckte dann den Körper, gleich darauf klatschten ihre Hände in die von Stuart und tobender Beifall brandete aus den Zuschauerrängen auf. Pat hatte befürchtet, dass sich ihre Verletzung an der Schulter als schlimmer erweisen würde, doch wie durch ein Wunder war am Morgen kein Schmerz mehr dagewesen. Und so war sie jetzt erleichtert, dass alles gut geklappt hatte. Sie sprang zurück auf den schmalen Holm, auf dem Eve stand und wartete. Pat hob wie zum Triumph einen Arm, weit mehr als nur eine Geste gegenüber dem Publikum.
    „Gut gemacht“, stellte Eve fest.
    „Danke“, sagte Pat. „Und jetzt du!“
    Für Eve kam jetzt der Sprung, vor dem sie immer ein wenig Angst hatte, ein geschraubter Salto, bei dem es, wie immer am Trapez, auf Sekundenbruchteile ankam, um den Fänger nicht zu verfehlen.
    Pat fieberte innerlich mit, denn sie kannte die Nervosität von Eve vor diesem Sprung. Aber irgendetwas schien plötzlich nicht mehr zu stimmen, so als wären die Abstände zwischen Flieger und Fänger nicht mehr in Ordnung. Normalerweise war es ein vertrauter Blick für Pat und alle anderen, die Abmessungen des Trapezes stimmten immer auf den Millimeter genau, dafür sorgte schon Angus, der mit Argusaugen darüber wachte. Doch Pat hatte jetzt das Gefühl, dass irgendetwas ganz und gar falsch war, und dass gleich ein Unglück passieren musste. Sie wollte Eve zurückhalten, doch das ging natürlich nicht mehr, die junge Frau befand sich längst in der Luft, und in weniger als einer Sekunde würde sie in die Hände von Stuart fallen.
    Pat hielt sich unbewusst krampfhaft an dem Stahlträger fest, der dem Gebilde Halt gab und hoffte, dass ihr Gefühl sie getrogen hatte.
    Aber da passierte es auch schon. Es sah für Pat aus, als würde Eve nicht in gerade Linie zu Stuart hinüberfliegen, sondern so, als wäre die Flugbahn schräg.
    Eve verfehlte Stuart.
    Nun, da ist ja noch das Netz, beruhigte sich Pat selbst, doch im gleichen Augenblick sah sie, dass Eve auch das
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