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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde
Autoren: H Nygaard
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zu
einer Tür, die ins benachbarte Büro führte.
    Hinter einem fast leeren Schreibtisch aus Chrom und
Glas thronte der verantwortliche Manager. Dr. Vollquardsen trug einen blauen
Anzug mit dezenten Nadelstreifen. Das blütenweiße Hemd mit der elegant
wirkenden Krawatte, die akkurate Bügelfalte, handgenähte Schuhe und die leicht
gelblich getönte randlose Brille vervollständigten das Bild des Managers, der
sich allein durch seine äußere Erscheinung seiner Wirkung auf andere bewusst
ist.
    Er war höchstens Anfang vierzig und hatte sich eine
jugendliche Ausstrahlung bewahrt. Dr. Vollquardsen stand auf, kam den beiden
Polizisten entgegen und reichte ihnen die manikürte Hand. Einzig der
Kaiser-Wilhelm-Bart passte nicht ganz zur Erscheinung des Mannes.
    »Nehmen Sie Platz.« Er lud die beiden mit einer
Handbewegung ein und zeigte auf eine tiefe Ledersitzgruppe. »Kaffee?«
    »Danke, wir hatten schon«, sagte Vollmers.
    »Was ist der Grund Ihres Besuchs?«, fragte der Manager
und sah auf seine Armbanduhr. »Ich habe in thirty minutes das nächste Meeting.
Ich hoffe, es ist time enough.«
    »Wir ermitteln in einem Mordfall. Gestern Abend wurde
José Felipe Hernandez erstochen.« Vollmers führte in kurzen Zügen aus, was sie
bisher wussten.
    »What a pity«, kommentierte Dr. Vollquardsen. »Das ist
schlimm. Der Commodore ist vom Customer-Management. Er hat das Leadership der
Auftraggeber und ist für uns absoluter Key-People.«
    Horstmann beugte sich in seinem Ledersessel ein wenig
vor.
    »Sorry, aber können wir vielleicht Deutsch miteinander
sprechen?«
    Dr. Vollquardsen strafte den Oberkommissar mit einem
bösen Blick.
    »Im Zeitalter der Globalisierung sollten wir uns alle
bemühen, universell zu denken.« Er brachte es fertig, in seine Stimme
gleichzeitig einen leicht spöttischen und einen belehrenden Unterton zu
mischen. »Also, Commodore Hernandez ist der Bevollmächtigte unseres
Auftraggebers. Wir bauen derzeit vier Unterseeboote für die argentinische
Marine. Zwei werden hier in Kiel gefertigt, die anderen beiden in La Plata.«
    »Das ist in Argentinien?«, wollte Vollmers wissen.
    Der Manager sah ihn an, als wäre er ein kleines Kind,
das seine ersten dummen Fragen stellt.
    »Natürlich. La Plata ist eine bedeutende Hafenstadt
mit über einer halben Million Einwohnern am Rio de la Plata, dem Silberfluss.
Dort befinden sich die Marineakademie und das Marinearsenal, ebenso die Werft,
die die beiden anderen Boote baut.«
    »Das verstehe ich nicht«, warf Horstmann ein. »Wo
werden die Schiffe denn nun hergestellt?«
    Vollquardsen warf dem Oberkommissar einen
abschätzenden Blick zu, der besagte, dass er ihn nicht als adäquaten
Gesprächspartner einstufte.
    »Das ist doch ganz einfach. Wie ich schon erklärte.
Vier Boote sind bestellt.« Dabei streckte er vier Finger seiner linken Hand in
die Luft. »Zwei bauen wir schlüsselfertig auf unserer Werft. Für die anderen
beiden liefern wir die Pläne und das Material.«
    »Das bedeutet, Sie geben die Pläne aus der Hand?«
    »Natürlich. Allein für die Bedienung eines so
komplexen Waffensystems müssen sie dem Betreiber umfangreiche technische
Instruktionen an die Hand geben. Wir haben Partnerschaften rund um den Globus,
nicht nur mit der argentinischen Marine.«
    »Und das Material liefern Sie auch?«
    »Ja. Es ist eine außergewöhnliche Herausforderung an
Planung und Logistik, das richtige Material zur rechten Zeit vor Ort zu haben.
Sonst drohen uns hohe Konventionalstrafen. Zu solchen Leistungen sind nur ganz
wenige Unternehmen auf der Welt in der Lage. Und wir gehören mit unserer
Technologie zur absoluten Spitze.«
    Der Mann zeigte jetzt deutlich Stolz auf das System,
an dessen Funktionieren er entscheidend beteiligt war.
    »Und welche Position hatte nun José Hernandez inne?«
    Dr. Vollquardsen lehnte sich zurück und musterte die
beiden Polizisten eine Weile.
    »Der Commodore hat den Baufortschritt begutachtet und
abgenommen, das Qualitätsmanagement beaufsichtigt und sich mit der Technik der
Boote vertraut gemacht. Er ist … war ein exzellenter Marinefachmann und trägt …
trug in seiner Heimat Verantwortung an maßgeblicher Stelle. Wir haben ihm zudem
Kontakte zur deutschen Marine vermittelt. Was dort besprochen wurde, entzieht
sich allerdings meiner Kenntnis.«
    »Welche Bedeutung hat es jetzt für Sie, dass Hernandez
tot ist?«, fragte Vollmers.
    Dr. Vollquardsen atmete hörbar aus.
    »Das Ereignis des gestrigen Abends ist ein schwerer
Schlag
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