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TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra

TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra
Autoren: Stefan Wolf
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hörte Mortibodi etwas Seltsames. Im Hintergrund des Anrufers begann ein Vogel zu kreischen. Zweifellos ein Papagei. O ja, Mortibodi kannte sich aus. Nicht nur das verendete Tier war sein Ding - auch den lebenden galt sein Interesse. Freilich nicht aus Hinwendung, aus Tierliebe -sondern aus beruflichem Zwang.
    Von seinen Tierpräparaten erwartete der Käufer, dass sie durch und durch echt wirkten. Haltung, typische Bewegung, Neigung des Kopfes, Ausdruck der Augen - das alles wollte studiert sein.

    Deshalb sah Mortibodi sich auch die lebenden Tiere an. Und wusste jetzt sofort, was für ein Papagei das war: ein sogenannter Hellroter Ara.
    Nur kurz hatte der Vogel gekreischt. Jetzt begann er zu pfeifen. Aber nicht irgendwas, sondern, äußerst musikalisch, eine Filmmusik - nämlich den Marsch aus ,Die Brücke am Kwai‘, also den River-Kwai-Marsch, als der er in die Geschichte der Unterhaltungsmusik eingegangen ist.
    „Das muss ich mir noch überlegen“, erwiderte der erpresserische Anrufer. „Aber billig wird’s nicht. Du und dein Komplize - ihr solltet schon mal die geheimen Sparkonten plündern und die Kohle zusammenschmeißen. Ich melde mich wieder.“ Er legte auf.

15. Verfeindete Brüder
    Wegen Tims Koffer und dem Bordcase nahmen sich die Jungs ein Taxi, das erst zur Eichen-Allee fuhr, wo Klößchen abgesetzt wurde, und dann - nach diesem kostspieligen Umweg - zu Karls Elternhaus.
    Der Fahrer war ein älterer Mann und froh, dass er sich mit seiner aufgeweckten Fuhre nicht unterhalten musste. Tim und Karl saßen hinten. Der TKKG-Häuptling erzählte dieses und jenes.
    „Vom Jetlag spüre ich überhaupt nichts“, meinte er. „Verstehe gar nicht, warum Fernreisende immer Probleme haben mit der Zeitumstellung. Wenn es dunkel wird, schaltet meine Biologie auf Nacht, wenn es hell wird, werde ich munter.“
    „Geht mir auch so“, nickte Karl.
    Dann hielt der Wagen an der Ampel bei der Kreuzung Bli-ckenröder-Hauptstraße/Neptunien-Allee, also nahe beim Kaufhaus ,Superklotz‘.
    Wegen später Stunde war die Innenstadt leer. Der Regen hatte noch bis eben angedauert und morgen sollte es schwül werden.
    Das Taxi hielt auf der rechten Spur, um dann abzubiegen Richtung Lindenhof-Allee. Aber noch ließ sich die Ampel Zeit.
    Jetzt rollte ein Elch-Test-Mercedes links auf gleiche Höhe -um bei Grün geradeaus zu fahren.
    Tim blickte hinüber.
    Nur der Fahrer war drin. Tim erkannte ihn sofort.
    Dr. Volker Wiegand schien nervös zu sein. Beide Hände trommelten aufs Lenkrad. Die Unterlippe wurde heftig bekaut, als schmecke sie nach Mango-Eis oder wenigstens nach Scampi. Und Wiegand schwitzte. Jedenfalls benutzte er jetzt den Ärmel seines hellen Sommerjacketts, um sich über die Stirn zu wischen.
    „Karl, guck mal!“
    Der Computer-Experte beugte sich vor und sah an Tim vorbei.
    „Huih! Der ehemalige Zahnklempner! Wohin will der denn?“
    „Geradeaus und einige Windungen - dann kommt er zum Obtecker Weg.“
    „Klar doch! Der Ausstopfer ist ja zurück. Da muss man ein fröhliches Wiedersehen feiern.“
    „Sehr fröhlich sieht der hier nicht aus.“
    „Nee, überhaupt nicht.“
    Wiegand, der um einen halben Meter weiter vorgerückt war als das Taxi, schien die Blicke zu spüren und wandte den Kopf.
    Eiskalte Augen!, dachte Tim. Wenn die Augen wirklich die Fenster zur Seele sind, wie es so heißt, dann hat der ’ne gemütsmäßige Inneneinrichtung zum Wegwerfen. Logo! Gleich und Gleich gesellt sich gern. Und Mortibodi ist ganz sicher kein Tierfreund.
    In Wiegands Blick lag zuerst kein Erkennen. Aber dann dämmerte es ihm und das harte Gesicht spannte sich.
    Tim rang sich ein Zwei-Zentimeter-Nicken ab, doch Wiegand wandte den Kopf nach vorn und jetzt sprang auch die Ampel auf Grün.
    . ziiiiischschsch .
    Der Elch-Test-Mercedes sauste los, als hätte er nie Probleme gehabt. Der Taxifahrer ging es gemütlich an, bog rechts ab und brachte die Jungs zur Lindenhof-Allee.
    *

    Mortibodi wartete an der Haustür. Wiegand hatte seinen Wagen vor dem Tor geparkt und stürmte heran.
    „So ein verdammter Mist!“
    „Komm erst mal rein!“
    „Wieso hast du alles aufgeschrieben?! Das ist wie ein schriftliches Geständnis!“
    „Volker! Etwas Schriftliches muss sein!“ Mortibodi schloss die Haustür. „Unsere vielen Geschäfte! Hast du alle Kunden im Kopf? Weißt du, wem wir was angedreht haben? Welche Preise haben wir gefordert? Wer steht auf der Warteliste? Welche Viecher sind gefragt? Die Elfenbeinschnitzer greifen zur Zeit
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