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TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

Titel: TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht
Autoren: Stefan Wolf
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Zellen nebeneinander. Körner gehörte früher zu terroristischen Chaoten und hatte dort die Position des Sprengstoffexperten."
    "Super, Pfote!" meinte Tim, "ohne deinen familiärheißen Draht zur Kripo sähen wir manchmal schön alt aus."
    "Auch Alter kann schön sein", sagte Gaby nachdenklich. "In 60 oder 70 Jahren werde ich mich mit der Betagtheit abfinden müssen."
    "Dann bist du die entzückendste Oma", tröstete Tim, "und wirst verehrt von mindestens 24 Enkeln. Aber jetzt denken wir nicht an den Lebensabend, sondern fassen Körner ins Auge. Wir brauchten seine Adresse."
    Auch damit konnte Gaby dienen. Ihr Vater, Kommissar Glockner, hatte natürlich gefragt, weshalb die TKKGler
    über Körner gestolpert waren - und Gaby hatte wahrheitsgemäß berichtet: über die Geschehnisse, die bislang noch kein Interesse hervorrufen konnten bei der Kripo - wohl aber bei Tim und seinen Freunden. Also hatte Gabys Vater die Infos über Körner freigegeben. Der ehemalige Knacki wohnte in der Pension Schellermann, einer eher üblen Absteige in der Kistenschließer Straße, Ecke Torweg.
    "Das ist beim Wehrer Kanal", sagte Karl. "Der war letzten Sommer im Gerede. Weil die Anlieger allen Dreck reinwerfen. Der Kanal war zur Kloake geworden. Ehemals lebten darin Fische. Aber die sind wegen Überschmutzung verendet."
    "Die Rücksichtslosen kriegen alles kaputt", sagte Tim und schwang sich aufs Bike.
    Wegen Oskar fuhren sie gemächlich. Er trabte neben Gabys Rad und hob immer wieder den Blick zu seinem Frauchen. Die Fahrt dauerte 20 Minuten. Dann schwenkte die Radler-Formation in die Kistenschließer Straße, die sich schlaucheng am Wehrer Kanal hinzieht bis zum Torweg.
    Der Kanal führte wenig Wasser, war außerdem zugefroren und bot damit Eislaufflächen für Stockenten und Türkentauben, die hier von Spaziergängern gefüttert wurden. Ein eisernes Geländer - noch aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts - grenzte ab. Ein paar Leute standen dort und warfen Brotkrumen zum Federvieh hinunter. Einige Omas hatten auch Tüten mit Vogelfutter mitgebracht.
    Tim stellte fest: Die Verkehrsader war Einbahnstraße. Auf der anderen Seite, wo sich vier- und fünfstöckige Stadthäuser nahtlos aneinanderreihen, parkte Wagen an Wagen. Einigen würde es schwer fallen, beim Start aus dieser Stoßstangen-Umklammerung herauszukommen.
    Pension Schellermann war das Eckhaus. Fünf
    Stockwerke. Abblätternder Putz. Graue Gardinen hinter den Fenstern. Ein Schild neben dem Eingang: PENSION SCHELLERMANN Es ging zu wie im Taubenschlag. Typen kamen und gingen. Die meisten wirkten verwahrlost.
    Die TKKG-Kids hatten sich in Sichtweite postiert, standen am Kanalgeländer, gruppiert zum Miteinanderreden, Oskar mittendrin. Tim hatte ein Bein über den Sattel gehängt und behielt den
    Schellermann-Eingang im Auge. Klößchen lehnte am Geländer und rang mit sich, ob er Schokolade
    krümelweise für die Enten opfern sollte.
    "Bist du wahnsinnig!" fuhr Gaby ihn an. "So was bekommt ihnen nicht. Auch das Brotfüttern ist zweifelhaft. Sie brauchen Spezialfutter."
    "Das ist Spezialfutter", grinste Klößchen und
    schwenkte seine Schokolade. "Jedenfalls für mich."
    Karl sagte: "Der Kombi dort! Die alte Karre mit den Roststellen! Das ist Jumbo Körners Wagen."
    "Stimmt!" nickte Klößchen. "Ich erkenne ihn wieder. In Erinnerung hatte ich ihn zwar als dunkelgrün.
    Und jetzt sehe ich, er war ehemals dunkelbraun. Aber das ist wie mit den Zeugenaussagen bei Unfallereignissen. Wenn ein Wagen geflüchtet ist, widersprechen sich alle hinsichtlich der Farbe. Und der Marke. Und des Modells. Mancher hat einen Ferrari gesehen, und dann stellt sich heraus: Es war nur ein Motorroller. Oder ein Lkw."
    "Ich glaube", sagte Gaby, "als Augenzeuge wärst du eine Katastrophe. Erkennst du den Wagen nun wieder - ja oder nein?"
    "Ja. Ich sage es doch."
    "Er ist es", sagte Karl. "Ich habe mir das Kennzeichen gemerkt. Mein Kopf speichert das wie 'ne Festplatte. Bei Klößchen ist da eher mal Overflow (Überfluss - wenn nichts mehr reingeht: ins Gehirn)."
    In diesem Moment bemerkte Tim einen Typ, der die Pension verließ und an den parkenden Wagen entlangging. Er war klein, aber vierschrötig, hatte möglicherweise einen kahlrasierten Schädel unter seiner Schildmütze aus Kunstleder, hatte auf jeden Fall Knopfaugen und riesige Ohren.
    Karl und Klößchen redeten gegeneinander an, Gaby hatte sich gebückt und schob Oskars Halsband zu Recht.
    Durch die Zähne sagte Tim: "Karl! Ist das Körner?"
    Karl
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