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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen
Autoren: Piers Anthony
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Mädchenträume, unsinnig, aber wichtig. Sie stellte sich sogar vor, daß er sie hin und wieder beobachtete, ja, daß er ihretwegen sogar Gott Minos zum Kampfe herausfordere.
    Und dann war er gekommen, genau in dem Augenblick, als sie schon gewillt war, sich in ihr grausames Schicksal zu ergeben. Und sie hatte gesehen, wie er das Labyrinth betrat. Da hatte sie sich wegen ihrer idealistischen Torheit verflucht.
    »Sollte ich ihn lebend wiedersehen«, hatte sie sich, hilflos und angekettet geschworen, »werde ich ihn festhalten und ihm sagen, daß ich ihn liebe.« Das war eine aus Verzweiflung geborene Überzeugung.
    Und doch war es geschehen.
    Von diesem Augenblick an hatte sie aufgehört, ihn zu verstehen. Sie war nun eine Frau, bereit und willens, ihn als Mann zu akzeptieren, und der Beweis war ja vollbracht worden. Und dennoch behandelte er sie wie ein Kind. Warum nur, wenn sie die Liebe bereits vollzogen hatten? Warum zog er sich zurück, wenn sie sich ihm näherte? Warum war er zwei Jahre lang geblieben, hatte seinen Reif behalten und war dann gekommen, hatte sie genommen – nur um nachher ihre Annäherungen zu mißachten? Sie hatte sich gefügt, weil es ja nicht in ihrer Macht stand, die Lage zu ändern. Und allmählich hatte sie entdeckt, daß sie sich geändert hatte und nicht er, und daß er es nicht gemerkt hatte. Nicht ganz jedenfalls. Var war naiv. Er hatte seine Wanderschaft mit einem Kind begonnen, und nach seinem Dafürhalten war er immer noch mit einem Kind unterwegs. In seinen Augen würde sie immer ein Kind sein.
    Kaum hatte sie sich an diese Situation einigermaßen gewöhnt, da hatte der Überfall stattgefunden und sie war hierher geschafft worden. Erst hatte sie geglaubt, Var wäre tot. Und dann mußte sie erfahren, daß er eigentlich dahinter steckte. Ihre Wut hatte Wochen gedauert.
    Bis sie auf den Gedanken gekommen war, daß sie in seinen Augen diesem Fegefeuer als Frau entsteigen würde. Er wollte, daß sie hier blieb, damit er die bereits stattgefundene Veränderung sozusagen offiziell akzeptieren konnte. Damit er ihr seinen Armreif auf ehrenhafte Weise anbieten konnte.
    Da änderte sie ihre Haltung. Sie entdeckte, daß man ihr hier eine gute Erziehung vermitteln konnte. Die Erzieherinnen waren zwar streng, aber sie waren aufrichtig, und wußten sehr viel. Soli vervollkommnete ihre Lesekünste an den Schriftzeichen und erlernte auch andere Fächer, von deren Existenz sie bislang kaum etwas geahnt hatte. Und was das Wichtigste war, sie erlernte jene weiblichen Künste, mittels derer sie jeden Mann beherrschen und gefügig machen konnte. Doch war dies ein Kampf, nicht minder Schwer wie mit Waffen, doch ebenso lohnend.
    Var würde einige Überraschungen erleben.
    Und jetzt hatte man sie – gegen ihren Willen – mit Kaiser Ch’in verlobt. Keine Frage, es war eine sehr vorteilhafte Verbindung. Er entstammte der Gründerdynastie dieses Reiches, das, wollte man den Sagen Glauben schenken, Jahrtausende vor dem großen Brand gegründet worden war. Sicher hatte Ch’ins Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit die Sache in die Hand genommen. Aber ihre Studien hatten ihr Ch’in als den gezeigt, der er wirklich war: Ein aufgeblasener, arroganter Fürst in mittleren Jahren, der das große Glück hatte, als Ratgeber ein ihm treu ergebenes taktisches Genie zu besitzen. Daher konnte Ch’in sich mit immer jünger werdenden Bräuten vergnügen, während sein meisterhaft regiertes Land sich ausweitete. Viele Frauen schmeichelte es, wenn sie sein ständig auf der Suche befindliches Auge befriedigten, und sie genossen es, seinem luxuriösen Harem beigefügt zu werden. Auf Soli traf dies nicht zu. Sie hatte ihre Wahl schon längst getroffen und ließ sich nicht so einfach davon abbringen.
    Blieb noch das Problem, mit Ch’in fertig zu werden und gleichzeitig Var herumzukriegen. Sie wußte, daß sie zu beidem imstande war, daß sie es aber nicht gleichzeitig schaffen würde.
    Schließlich war Var zu ihr gekommen, kurz vor dem Examen – doch er hatte es nach Männerart verpatzt. Er hatte in ihr Gemach klettern wollen und war von Ch’ins Handlangern überwältigt und deportiert worden. Sie hatte die Vorsteherin gebeten, einzuschreiten, und diese strenge, freundliche und mutige Frau hatte ihrer Bitte entsprochen. Man hatte Var wegen seiner Torheit gescholten und ihn unversehrt und mit Geld ausgestattet auf fremdem Territorium abgesetzt. Im Moment war er in Sicherheit – solange er keine neue Torheit beging.
    Und
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