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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen
Autoren: Piers Anthony
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diesem Augenblick, da sie einer dramatischen Veränderung gegenüberstand. An ihre früheste Kindheit unter den Nomaden konnte sie sich nicht erinnern, nur an Schnee und schauerliche Kälte und an ihren Vater Sol, der sie schützte, obwohl beide dem Tode geweiht waren. Und dann waren sie wieder am Leben, unter Schmerzen zwar, und Sosa war ihre neue Mutter. Und nach dem Schock der Veränderung war es gut so gewesen, denn Sosa war eine bemerkenswerte Frau, verheerend im Kampf und in der Liebe gleichermaßen. Und die Unterwelt war faszinierend. Bis Bob sie mit der Brutalität der Politik bekannt gemacht und sie hinausgeschickt hatte, damit sie ihre Lebensform gegen die Wilden verteidige.
    Sie hatte angenommen, alle Nomaden wären verstümmelt. Var hatte fleckige Haut, sonderbare Hände und einen Buckel. Doch Sosa hatte sie gelehrt, daß die äußere Erscheinung bei einem Mann nicht wichtig wäre. Seine Ausdauer und sein Geschick im Kampf wären wichtiger, am wichtigsten aber seine Persönlichkeit. »Wenn ein Mann stark ist und aufrecht und liebevoll wie dein Vater, dann vertraue ihm und mache ihn dir zum Freund«, hatte ihr Rat gelautet.
    Die Männer der Unterwelt hatten diesen Maßstäben nicht entsprochen. Jim, der Bibliothekar, war aufrichtig und liebevoll und intelligent, aber stark war er nicht. Ein einziger Hieb in den Leib hätte ihn auf die Krankenstation gebracht. Bob, der Führer, war stark, aber weder ehrlich noch gut. Eigentlich kam nur ihr Vater Sol an Sosas Anforderungen heran. Daher erlernte sie von ihm die Kunst des Stockkampfes. Sie lernte gut und wartete ab.
    Und der häßliche Var war stark, wenn auch mit den Stöcken nicht so geschickt wie sie. Und er war ehrlich, denn er hatte keine Steine auf sie herunterprasseln lassen, obgleich sie natürlich leicht jedem Stein ausgewichen wäre. Und er war sehr liebevoll gewesen, denn er hatte sie vor der schrecklichen Kälte geschützt, so wie ihr Vater es einmal getan hatte. Dies war der einzige Feind, dem sie nicht kühn entgegentreten konnte: Sie haßte und fürchtete die Kälte.
    Sie hatte ihn als guten Menschen kennengelernt, obwohl er ein feindlicher Wilder war, und er hatte sie in der Folge auch nie enttäuscht. Er war nicht ausgesprochen gescheit, aber das war Sol auch nicht. Männer wie Bob und der Namenlose flößten einem Furcht ein, weil ihr Verstand tödlicher war als ihr Körper. Sie zog Gefährten vor, deren Motive sie einigermaßen ausloten konnte.
    An welchem Punkt sich diese Wertschätzung in Liebe verwandelt hatte, das wußte sie nicht. Es war allmählich gekommen, hatte sich im Laufe des Zusammenseins vertieft und war zugleich mit ihrer Weiblichkeit gereift. Sie selbst neigte dazu, diesen Übergang zu jenem Zeitpunkt anzusetzen, als das giftige Insekt sie gestochen hatte, und er sie den ganzen Weg zur Hütte geschleppt hatte und sie dort pflegte. Damals war sie die meiste Zeit über bei Bewußtsein gewesen, hatte sich aber nicht rühren oder gar antworten können. Sie hatte ihn beobachtet, als er sich alleine wähnte, und hatte schon lange, ehe er es zugab, gewußt, daß er um sie gekämpft hatte.
    Fünfmal hatte er ihr unter Lebensgefahr das Leben gerettet und hatte keine Gegenleistung verlangt. Er war ein richtiger Mann, und das nicht nur wegen seines Mutes und seiner Opferbereitschaft. Hätte sie ihn nicht schon geliebt, so hätte sie damals damit begonnen. Doch als sie ihn und sich nach Neu Kreta gebracht hatte, hatte er im Sterben gelegen. Und sie mußte ihre Schuld ihm gegenüber ausgleichen. Einen Augenblick lang war sie versucht gewesen, seinen goldenen Armreif einzutauschen, da ihr klar war, welchen Wert er in dieser Gegend besaß. Aber damit hätte sie sich der Möglichkeit beraubt, ihn je zu besitzen samt allen damit zusammenhängenden Folgen. Und sie mußte fürchten, daß man den Reif einfach nahm, wie man das Boot genommen hatte, ohne Gegenleistung. Obgleich ihnen beiden der Tod drohte, brachte sie es nicht über sich, ihren Traum aufzugeben.
    Also hatte sie sich für den Tempel entscheiden müssen, ein Angebot, das man nicht einfach von ihr fordern durfte, eines, mit dem sie die anderen bei der Stange halten konnte. Und sie hatte geweint, nicht so sehr um ihretwegen, sondern weil sie ihn verlor. Der Tempelklatsch hatte ihr zugetragen, daß er niedrige Arbeit verrichte, und sie litt unter der Vorstellung, wie er sich erniedrigt fühlen mußte, während sie sich gleichzeitig ausmalte, wie sehr sie ihm fehlte. Süße
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