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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht
Autoren: Marie Cordonnier
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bemerkbar und schwang sich aus dem Sattel. »Ist hier niemand, der einem Gast sein Ross abnimmt?«
    Der Ruf beförderte einen mageren Burschen in den Hof, der im »Goldenen Anker« die Arbeit des Stallknechts ebenso versah wie jene des Hausdieners. Gleichzeitig geriet jedoch das gigantische Reisigbündel auf dem humpelnden Körper ins Rutschen, denn Tiphanie hatte die Stimme erkannt. Sie vermochte in ihrem Schreck die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten.
    Der nervöse Vollblüter des Ritters scheute wiehernd vor der Kaskade aus Knüppeln, Zweigen und Ästchen, die sich vor seine Vorderhufe ergoss, und stieg steil in den Himmel. Die unverhoffte Bewegung riss seinem Reiter den Zügel aus der Hand, und als der Hengst wieder zu Boden kam, traf er mit einem Huf den herbeieilenden Stallknecht an der Schulter. Sein gellendes Geschrei trug nicht dazu bei, das kopflose Tier zu beruhigen.
    Jannik de Morvan hatte alle Hände voll zu tun, größeren Schaden zu verhindern und das erschrockene Ross wieder unter Kontrolle zu bringen. Als es ihm endlich gelungen war, rappelte sich Tiphanie gerade hoch. Sie hatte ihr Kopftuch verloren. Ein breiter Streifen Schmutz zog sich quer über ihr Gesicht, und in den ein wenig nachgewachsenen Haaren klebte der graue Morast des aufgeweichten Hofes.
    Der Ritter erkannte sie auf Anhieb. Sie war nicht einen Deut sauberer, ruhiger oder ordentlicher als bei ihrem ersten Treffen. Im Gegenteil. Hatte sie damals auch schon diesen panisch gehetzten Blick gehabt, der zum Haus flitzte, wo die unvermeidliche, wutschnaubende Dame Loyse heranrauschte?
    »Ist es denn die Möglichkeit!«, kreischte sie empört, und Janniks Pferd tänzelte vor Nervosität. »Was hast du denn nun wieder angestellt, närrisches Geschöpf?«
    »Habt Ihr der Kleinen etwa befohlen, all das Zeug zu schleppen?«
    Der Ritter machte sich nicht die Mühe, der Wirtin auch nur einen Gruß zu entbieten. Ein Blick genügte, um zu sehen, dass es keine besonders gute Idee gewesen war, das Mädchen unter ihrer Obhut zu lassen.
    »Willkommen im ›Goldenen Anker‹, Seigneur«, knickste die geschäftstüchtige Dame in scheinheiliger Freundlichkeit. Sie war ein wenig kurzsichtig und erkannte nur das edle Pferd und einen nobel gekleideten Mann. »Ich hoffe, Ihr verzeiht, dass der Empfang ein wenig stürmisch ausgefallen ist. Die Magd ist ein dummes Ding, kaum fähig, die simpelsten Pflichten zu erfüllen. Sie wird natürlich für den Ärger, den sie Euch bereitet hat, bestraft werden. Wenn Ihr bitte ins Haus kommen wollt. Martin, glotz nicht herum, nimm dem Seigneur die Zügel ab!«
    Der Wasserfall aus Entschuldigungen, Beschuldigungen und gastfreundlichen Beteuerungen machte keinen Eindruck auf Jannik de Morvan. Ohne die Wirtin zu beachten, trat er zu Tiphanie, deren gesenktes Gesicht blutrot angelaufen war und deren schmutzige Hände den fadenscheinigen Rock zerknitterten. Hände, die deutliche Spuren harter Arbeit trugen.
    »Du siehst nicht so aus, als hättest du eine besonders angenehme Zeit hinter dir«, murmelte er, eher zu sich als zu ihr. »Ich hätte besser auf dich aufpassen müssen, kleiner Hänfling!«
    »Das war nicht Eure Aufgabe!«, wisperte Tiphanie heiser.
    Ein Schatten fassungslosen Erstaunens glitt über seine Züge. »Du sprichst?«
    »Ist es nicht ein wahres Wunder?«, mischte sich die Wirtin scheinheilig ein, weil sie erst jetzt begriff, mit wem sie es zu tun hatte. »Man muss dem Herrn für eine solche Gnade danken!«
    »Ihr seid nicht gefragt!«, fuhr sie der Ritter in einem Ton an, den noch niemand der energischen Dame gegenüber gewagt hatte. Sie zuckte zurück, und das Auf und Nieder an ihrem Kehlkopf verriet, dass sie heftig schluckte.
    »Du kommst mit mir!«, bestimmte er über Tiphanies Kopf und ließ nicht zu, dass Martin sich an seinem Pferd zu schaffen machte.
    »Ich habe mich wohl in der christlichen Rechtschaffenheit Eures Hauses getäuscht, gute Frau!«, sagte er mit einer solchen Arroganz, dass Tiphanie einen Hauch von Schadenfreude nicht unterdrücken konnte. »Ich ziehe es vor, meine Mahlzeit unter einem anderen Dach einzunehmen.«
    Er legte die Zügel wieder über den Kopf seines Pferdes und sprang mit einer geschmeidigen Bewegung in den Sattel. Ehe Tiphanie es sich versah, hatte er den Hengst an ihre Seite dirigiert, beugte sich kurz herab und packte sie unter den Achseln. Ein wenig hart landete sie vor seinem Sattel auf dem Rücken des Tieres, und ihre Holzpantinen klapperten unbemerkt zu Boden.
    »Sitz
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