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Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Monir
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BRIDGE 11 UHR ABENDS zum Vorschein brachte – in seiner eigenen Handschrift .
    ***
    Als Michele nach Hause kam, weilten ihre Gedanken bei all den Dingen, die sie in der Zeitgesellschaft gelernt hatte. Sie fühlte sich irgendwie älter, so als hätten die Entdeckungen des Tages sie reifer gemacht. Die erschreckende Vorstellung, dass eine Hälfte von ihr in die Gegenwart und die andere ins Jahr 1904 gehörte, gab ihr das Gefühl, eine Art misslungenes Experiment zu sein. Wie sollte sie das Philip erklären? Würde er nicht ab einem gewissen Punkt eine normale Beziehung führen wollen – mit jemandem, der nur eine einzige Zeit hatte und ihm nicht einen ganzen Haufen übernatürlicher Elemente auftischte?
    »Du bist zu Hause!«, hörte sie Dorothy erleichtert durch die offene Tür des Salons rufen.
    »Hi«, antwortete Michele und setzte sich zu ihren Großeltern.
    »Hat dein Besuch bei Lisa etwas gebracht?«, fragte Walter. Michele sah ihm an, dass er noch immer skeptisch war.
    »Ja, in der Tat. Wir haben herausgefunden, dass ich eine besondere Zeitreisefähigkeit besitze … eine, die sehr nützlich sein könnte«, berichtete sie. »Und ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich eine letzte Reise unternehme, bevor Rebecca morgen volle Stärke erlangt.«
    »Und wohin?«, fragte Walter besorgt.
    »Ich muss meinen Vater treffen.«
    ***
    Bevor sie in den Geheimgang stieg, um in ihre andere Zeit zu wechseln, piepste auf Micheles Handy eine SMS . Ein Lächeln hellte ihr Gesicht auf, als sie Philips Namen auf dem Display las. Sie öffnete die Nachricht.
    Sie wird morgen Abend um 11 Uhr an der Brooklyn Bridge sein, stand da. Wir müssen sie da treffen. Dort sollen wir die Sache zu Ende bringen.
    Micheles Augen weiteten sich vor Staunen, als sie die Worte las.
    Woher weißt du das?, tippte sie zurück.
    Philip – mein altes Ich – hat mir eine Nachricht geschickt. Wenn du mir das glaubst.
    Michele stockte der Atem. Ich glaube es.
    Mit erwartungsvoll zitternden Händen steckte sie das Handy wieder in die Tasche und stemmte sich gegen das glasverkleidete Bücherregal, bis es zur Seite schwang. Als sie den Geheimgang betrat, flüsterte sie wie eine Beschwörungsformel die Worte: »Bring mich zu meinem Vater – in meinen anderen Zeitstrang.«
    ***
    »East side, west side, all around the town
    The tots sang ›ring-around-rosie,‹ ›London Bridge
    is falling down …‹
    Als sie in der Bibliothek ein Kind singen hörte, hob Michele ruckartig den Kopf. Einen Augenblick zögerte sie und fragte sich, ob sie versehentlich wieder in die Zeit gelangt war, in der ihr Vater und Rebecca Kinder gewesen waren. Doch dann spähte sie durch einen Riss im Bücherregal und sah die vierjährige Frances »Frankie« Windsor, die ihrer Puppe etwas vorsang, während sich die elfjährige Violet und ein missmutig dreinblickender Hauslehrer über ein Französischbuch beugten.
    » Still, Frances«, hörte Michele den Hauslehrer rügen, ehe dieser sich wieder Violet zuwandte. »Répétez s’il vous plait: Je m’appelle Violet.«
    Michele eilte zum Ende des Tunnels und kletterte durch den Ausgang auf den Rasen. Sie reckte den Hals, aber auf der Wiese hinter dem Haus war keine Spur von Irving oder sonst jemandem zu sehen, den sie gekannt hätte. Doch zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, ihre Zeitreisefähigkeit unter Kontrolle zu haben. Ein Gefühl riet ihr, sich nicht von der Stelle zu rühren, und so setzte sie sich unter einer Weide ins Gras. Es kam ihr vor, als hätte sie stundenlang gewartet, als sie endlich eine Stimme hörte: ungläubig, hoffnungsvoll und vertraut.
    »Marion?«
    Mit angehaltenem Atem sah Michele zu dem Mann auf, der vor ihr stand: Irving Henry. Sein Gesicht war gealtert, aber immer noch gut aussehend, und er starrte sie ungläubig an, als er seine eigenen Züge in ihren wiedererkannte. Und dann sagte sie die Worte, von denen sie sich schon ihr ganzes Leben lang ausgemalt hatte, sie zu sagen:
    »Ich bin deine Tochter.«
    »Ich … ich habe eine Tochter?«, flüsterte er. Staunen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    Mit bebenden Händen hob Michele ihre Kette an und zeigte ihm den Schlüssel. Bei diesem Anblick ließ sich Irving auf die Knie sinken. Tränen glitzerten in seinen Augen.
    »Ich … ich verstehe das nicht. Wieso habe ich nichts von dir gewusst?« Er sah sie an, als fürchtete er, sie könnte gleich wieder verschwinden.
    »Meine Mutter wusste noch nicht, dass sie schwanger war, als du … fortgegangen bist.«
    »Meine
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