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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten
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auf sein Gemüt. Aus dem imposant gewachsenen und selbstbewussten Mann, den Nadja in York kennengelernt hatte, war eine gekrümmt dastehende Gestalt geworden, deren Hände zitterten.
    »Wann und wo?«, fragte sie lauernd. »Wirst du zuerst Tara oder das Baumschloss angreifen?«
    »Du bist mir ein wenig
zu
neugierig.« Von einem Moment zum nächsten wechselte er das Thema. »Ich hoffe, du kümmerst dich gut um deinen Sohn.«
    »Selbstverständlich.«
    »Sieh zu, dass es so bleibt.
Noch
glaube ich, dass Talamh der Pflege durch eine liebevolle und fürsorgliche Mutter bedarf. Doch ich könnte meine Meinung rasch ändern. Und jetzt geh. Ich habe mich um andere Dinge zu kümmern.«
    Die Drohung war augenscheinlich. Alebin gefiel sich in seiner Rolle als alles beherrschender Monarch. Sicherlich rief er nach und nach all seine Domestiken zu sich – Cunomorus, Doolin, Koinosthea, die höherrangigen Wachelfen des Palastes sowie die Honoratioren der Stadt –, um sich vor ihnen zu produzieren und sie mithilfe angedeuteter oder auch offen ausgesprochener Drohungen unter Druck zu setzen. Er wollte, dass sich die Bürger von Lyonesse misstrauten und gegenseitig belauerten. Solange sie nicht an einem Strick zogen, brachten sie nicht die Kraft auf, seine Herrschaft zu gefährden.
    »Ich gehorche«, sagte Nadja tonlos, deutete eine Verbeugung an und verließ den Thronsaal. Sie durfte Alebin nicht widersprechen, nicht zu dieser Zeit. Sosehr es sie auch reizte. Er würde sie sonst nur ein weiteres Mal in die Knie zwingen und demütigen. Es war im Interesse aller, wenn sie den Mund hielt und die Demütigungen des Elfen hinnahm. Die Stunden der Rache waren nicht mehr fern.
    Wie geht es Papi?
, fragte Talamh in ihren Gedanken, während sich der Säugling genüsslich in seiner schmutzigen Windel wälzte und vor sich hin stank.
    Ausgezeichnet
.
    Du lügst! Eltern dürfen niemals lügen! Sonst verlieren die Kinder all ihr Vertrauen. Sie wenden sich von ihnen ab, geraten auf die schiefe Bahn und werden zu Drogendealern oder Fußballprofis!
    Wo hast du bloß diesen Unsinn her?
Nadja putzte dem Kleinen den Hintern mit dem Blatt eines Gummibaums sauber und legte ihm eine neue Windel an. Es kostete sie viel Mühe, zwischen den eigentlichen Tätigkeiten und der geheimen Zwiesprache mit ihrem Sohn hin und her zu schalten.
    Das habe ich in deinem Kopf gelesen, Mutti
.
    Ich habe dir gesagt, dass du dich aus meinen Gedanken raushalten sollst! Wenn du mir nicht gehorchst, werde ich dir erzählen, wie die Zeugung eines Kindes
wirklich
vor sich geht. In allen Details. Möchtest du das?
    Bäh, bloß nicht! Ich werde niemals wieder in dir spazieren gehen, ich versprech’s!
    Du bist ein Mann; deswegen kann ich dir nicht vertrauen. Aber lassen wir diese Dinge beiseite: Es ist bald so weit. Ich vermute, dass Alebin in den nächsten Tagen aufbrechen wird
.
    Jetzt schon?
Talamh wirkte erschrocken.
Aber … aber … Ist Papi denn so weit? Sind die anderen bereit?
    Alebin wird auf unsere Wünsche keine Rücksicht nehmen, und ich sehe keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten, sobald er beschlossen hat loszuschlagen
.
    Beide schwiegen lange. Erst nachdem Nadja ihr Kind gesäubert, ihm neue Kleidung angelegt und es in die neue Krippe gelegt hatte, hörte sie seine gedankliche Stimme wieder.
Ich habe Angst, Mutti
.
    Ich weiß, Talamh. Mir geht es nicht viel besser
. Sie küsste und herzte ihn und legte ihn vorsichtig auf die Seite, in seine bevorzugte Schlafposition. Koinosthea, die neben Nadja stand, bedachte sie mit einem angewiderten Blick und deutete ihr, das Zimmer zu verlassen.
    Nadja gehorchte, aber es kostete sie enorme Überwindung. Womöglich hatte sie ihren Sohn soeben das letzte Mal in Händen gehalten.
    Ein Tag verging. Die Unruhe im Rosen-Palast steigerte sich. Der Seitentrakt, in dem sich die Ruhenden Streitmächte ausgebreitet hatten, kam kaum mehr zur Ruhe. Gemäuer bröckelte, und die Zwerge hatten alle Hände voll zu tun, um mit den Reparaturarbeiten nachzukommen. Es war nicht nur die Bausubstanz, die abzubröckeln drohte. Die ganze Atmosphäre war vergiftet; die Erde rings um die Burg verfärbte sich zu einem an Gülle erinnernden Braun, die Schwaden verfault schmeckender Luft erzeugten allerorts Übelkeit.
    Nadja hielt es kaum noch im Turm der Frauen aus. Sie erfand alle möglichen Ausreden, um nur ja im zentralen Teil des Schlosses in der Nähe ihres Sohnes bleiben zu dürfen. Zu ihrer Erleichterung ließen Aufmerksamkeit und Interesse der
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