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Therapielexikon der Kleintierpraxis

Therapielexikon der Kleintierpraxis

Titel: Therapielexikon der Kleintierpraxis
Autoren: Didier Yves u Boussarie Robert u Legeay Moraillon
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Umgebung abgrenzt. Phlegmonen sind nicht durch diese Membran begrenzt. Typisch für Phlegmonen ist ihre flächenhafte Ausdehnung, wobei die Eiterbildung auf Muskelgewebe oder subfasziale Räume übertritt und diese zerstört.
    Die bei Karnivoren beobachteten Abszesse und Phlegmonen sind zumeist von akutem, entzündlichem Verlauf („warme Abszesse“). Sie entstehen überwiegend infolge Inokulation von Eitererregern aufgrund kleiner Verletzungen (Stiche oder Bisse, septische Spritzenreaktionen, kleine Fremdkörper etc.), in seltenen Fällen durch eine Pyämie.
    Symptome
    Die Entwicklung von Abszessen verläuft in vier Phasen:
    • Akute Entzündungsphase: abgegrenzte Schwellung, nicht großflächig, vermehrt warm, schmerzhaft, zeigt im Zentrum eine Einziehung.
    • Phase der Eiteransammlung: fluktuierende Konsistenz infolge der Eiteransammlung. An der Körperinnenseite tendieren Abszesse dazu, entlang des Bindegewebes abzusacken. Ausgenommen hiervon sind die Gliedmaßen, bei denen sie zum Ansatz der Gliedmaßen aufsteigen.
    • Reifungsphase: Eine Mazeration des Gewebes kann zum natürlichen Abfluss des Eiters führen, begünstigt durch eine spontan auftretende Fistel.
    • Die so eintretende Entleerung geht dem Verschließen der Abszesshöhle und der Wundheilung voraus. Erfolgt die Entleerung nur unvollständig, kann die Retention des Eiters zu einer Ausdehnung des Eiterungsprozesses ins benachbarte Gewebe führen, was für gewöhnlich bei subfaszialen Abszessen und Phlegmonen der Fall ist, oder zur Pyämie durchdie Resorption des Eiters und die Bildung von metastasierenden Abszessen.
    Therapie

    •Die normale spontane Entwicklung von Abszessen führt nach der spontanen Eiterentleerung und der Drainage der Abszesshöhle zur Heilung. Diese Entwicklung begünstigt die Bildung einer Immunität gegenüber den ursächlichen Eitererregern. Ziel der therapeutischen Intervention ist die Steuerung dieser Entwicklung mittels einer chirurgisch angebrachten Drainageöffnung nach außen. Deren Lage wird anatomisch so gewählt, dass eine Gewebezerstörung begrenzt und gleichzeitig eine vollständige Entleerung der Höhle möglich ist.
    •Ein zweiter Behandlungsansatz zielt darauf ab, das Entzündungsstadium des Abszesses durch eine kombinierte Behandlung mit lokalen Antiphlogistika und Breitspektrumantibiotika zu verkürzen. Die Wirksamkeit dieser Behandlungsmethode ist durch die Antibiotikaresistenz der pathogenen Bakterienstämme begrenzt. Daher ist es bei Patienten mit rezidivierenden Abszessen indiziert, im Labor aus einer Eiterprobe die ursächlichen Bakterien isolieren und deren Sensitivität auf Antibiotika bestimmen zu lassen.
    Chirurgische kurative Therapie
    Die Behandlung hängt vom Stadium des Abszesses oder der Phlegmone ab. In der anfänglichen Entzündungsphase stehen die beiden folgenden Behandlungsansätze zur Auswahl.

    • Die abortive Behandlung besteht in der Verabreichung eines Breitspektrumantibiotikums. Wirksame Methode bei einem Abszess infolge einer banalen Verletzung, an dem nur sporadisch pathogene Bakterien beteiligt sind. Betalaktam-Antibiotika (z. B. Amoxicillin) hemmen die Proliferation der meisten anaeroben Gangrän- und Tetanuserreger. Sie sind bei Verletzungen zur Verhinderung septischer Komplikationen angezeigt. Dagegen ist diese Behandlung wirkungslos oder sogar gefährlich, wenn die Abszesse eine Folge pyogener Bakterien sind, deren Virulenz zunächst zu einem Übergreifen auf andere Individuen führt. Dieser Zustand wird häufig bei großen Hunde- und Katzenzuchten beobachtet, ebenso bei Übertragung infolge von mangelnder Hygiene oder Hospitalisierung. Herkömmliche Antiphlogistika haben hauptsächlich eine lokale analgetische Wirkung. Doxycycline sind speziell bei der Katze interessant.
    • Beschleunigung der Abszessreifung durch Umschläge mit lauwarmem Wasser (40 – 42 °C). Üblicherweise gibt man ätherische Öle sowie Antiseptika bei.
    Bei Reife, das heißt bei tastbarer fluktuierender Konsistenz, muss der Abszess chirurgisch eröffnet werden. Von einer Lokalanästhesie ist aufgrund erhöhterBlutungsneigung abzuraten. Die Punktions- oder Exzisionsstelle wird rasiert und desinfiziert. Die Abszesseröffnung ist mit einer Einweglanzette durchzuführen. Die Eindringtiefe der Klinge wird durch eine sterile Kompresse begrenzt. Der Eiter muss äußerst sorgfältig aufgefangen werden, um die Streuung pathogener Erreger zu vermeiden.
    Die Abszesshöhle wird mit einer antiseptischen Lösung
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