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The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Winnacker
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spielenden Kindern zu hören gewesen war, lag verlassen da. Wir waren die einzigen Menschen in Sichtweite. Alles war still. Unheimlich still.
    Vielleicht waren Izzy und ihre Eltern ja noch im Bunker. »Dad, glaubst du ...« Ich wandte mich zu ihm um, und mir blieb die Spucke weg.
    Oh Gott.
    Von hier aus konnte man einen großen Teil von Los Angeles überblicken – oder was davon übrig war. Die Wolkenkratzer ragten wie abgebrochene Stalagmiten in den Himmel. Zerbrochene Fensterscheiben brachen das Licht in tausend schillernde Fragmente.
    »Dad?« Meine Stimme zitterte. »Was ist da passiert?« Ich schluckte.
    Er sah mich mit ausdrucksloser Miene an. »Anscheinend haben sie die Stadt bombardiert.«
    »Aber warum haben wir nichts gehört?« Ich konnte den Blick nicht von den Überresten meiner Heimatstadt abwenden. Sie strahlten eine schreckliche Schönheit aus.
    »Der Bunker ist schalldicht.« Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Erinnerst du dich an das Erdbeben, kurz nachdem wir uns eingeschlossen hatten?«
    Ich nickte. Dann begriff ich. »Das war gar kein Erdbeben, oder?«
    Dad fuhr mit der Hand durch sein rotes Haar. »Himmel, was haben sie nur getan?«, murmelte er.
    »Wer hat das getan? Was meinst du?«, fragte ich flüsternd. Die aufsteigende Panik schnürte mir die Kehle zu. Wer bombardierte denn eine Stadt voller Men schen?
    »Keine Ahnung.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Warum hat uns das Militär nicht gewarnt? Und wo sind nur alle hin?« Ich sah mich um. Vielleicht versteckten sie sich noch, so wie wir. Aber ihnen mussten doch auch irgendwann die Vorräte ausgehen.
    Dad seufzte. »Ich weiß es nicht, Sherry. Sehen wir uns weiter um.« Er ging über den Rasen. Die Grashalme reichten mir inzwischen bis zur Hüfte, und in den Nachbarsgärten sah es nicht viel besser aus. Das Gras raschelte, als wir die Wiese durchquerten. Hier war seit Jahren nicht gemäht worden. Was, wenn wir die letzten Überlebenden waren?
    Trotz des Sonnenscheins war mir kalt. Wir erreichten Izzys Haus. Dad machte sich nicht die Mühe zu klopfen. Er versuchte einfach, den Knauf zu drehen – und die Tür öffnete sich.
    Er sah mich an. Sein Blick wanderte zu meiner Pistole. Dann hob er die Schrotflinte und trat die Tür weit auf, damit wir in den Flur sehen konnten. Staubflocken schwirrten durch die Luft und kitzelten mich in der Nase. Ich hielt die Pistole mit beiden Händen fest. Mein Herz klopfte wie verrückt. Dad ging vor und sah sich vorsichtig um. »George?« Sein Ruf hallte in der Stille.
    Keine Antwort.
    Ich folgte ihm in einigen Metern Entfernung. Er durchquerte das Haus und betrat den Garten, in dem sich der Bunker befand. Dad und George hatten sich gegenseitig beim Bau der Schutzbunker geholfen – sie waren beide Sicherheitsfanatiker. Mom und Christine hatten sich immer darüber lustig gemacht.
    Die eisernen Türflügel waren weit geöffnet und drück ten das Gras darunter platt. Dad spähte in den Bunker, dann ließ er die Schultern sinken. »Leer.«
    Wir durchsuchten jeden Schrank im Haus nach etwas Essbarem, fanden aber nichts. Danach nahmen wir uns die Nachbarhäuser vor – sie waren alle verlassen. Die meisten Leute waren gezwungen gewesen, in den öffentlichen Schutzbunkern im Großraum Los Angeles Schutz zu suchen. Alle hatten gedacht, es sei nur eine Frage von Tagen oder Wochen, bis die Tollwut eingedämmt wäre. Das hatte zumindest die Regierung behauptet, ja sogar hoch und heilig versichert.
    Nur ein paar Tage, höchstens ein paar Wochen. Am liebsten hätte ich laut gelacht. 1 141 Tage waren da schon eine viel realistischere Schätzung.
    Warum hatten sie diese blöden Warnungen überhaupt gesendet? Dad hatte mal irgendwann während eines Streits zu Mom gesagt, dass wir der Regierung völlig egal wären und dass es ihnen am liebsten wäre, wenn wir für immer in unseren Bunkern blieben, damit niemand rausfinden würde, wie gründlich sie es vermasselt hat ten. Anscheinend hatte er recht behalten. Vielleicht wollte die Regierung ja wirklich nicht, dass wir rausfanden, dass sie die Tollwut nicht hatten eindämmen können. Dass sie ohne Erfolg eine ganze Stadt bombardiert hatten? Allein bei dem Gedanken daran wurde mir ganz anders.
    Der Großteil der anderen Bunker, die wir entdeckten, war verlassen. Nur einer war noch verschlossen, aber niemand reagierte auf unser Rufen und Klopfen.
    Wir gingen auf die andere Straßenseite. Durch die Hitze war der Asphalt aufgesprungen. Niemand
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