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The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit

Titel: The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
Autoren: Julia Karr
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Typen denken, Mädchen würden nichts anderes wollen, als abgeschleppt zu werden, sobald sie tätowiert sind.«
    »Ist das denn nicht so?« Mike warf mir einen verwunderten Blick zu, wobei er möglichst unschuldige, riesengroße Augen machte.
    Ein Teil von mir wusste natürlich, dass er nur einen Witz machte, doch der Rest flehte innerlich: »Sei bitte still.« Ich zögerte kurz, da mir klar war, wie die anderen reagieren würden, wenn ich das, was ich jetzt dachte, laut ausspräche. Aber ich konnte mich nicht länger zurückhalten. »Ihr wisst doch, was mit Angel passiert ist.«
    Und auf einmal hatte es den Anschein, als wäre der Ketchup-Rest auf Mikes Teller das Interessanteste, was er jemals zu Gesicht bekommen hatte. Sandy begann unvermittelt, in ihrer Tasche zu wühlen. Derek starrte mich eine Sekunde lang an, dann sah auch er zum Fenster raus. Niemand wollte daran erinnert werden. Ich hätte mich eigentlich mies fühlen sollen, dass ich die Sache erwähnt hatte, aber das tat ich nicht. Ich hatte es satt, dass ständig über Sex geredet und alles immer ins Lächerliche gezogen wurde. Konnten nicht wenigstens meine besten Freunde versuchen, im Ansatz zu verstehen, dass vielleicht nicht alle Mädchen – so wie ich zum Beispiel – Sex haben wollten?
    Angel Cordoba war in der Klasse von Mikes Schwester Joan, nur ein paar Jahrgangsstufen über uns. Sie war lieb und nett, und vor zwei Sommern noch waren wir alle gemeinsam am Strand von Oak Street, bevor Joan dann zu We LS gegangen war. Kurz nachdem Angel ihr XVI -Tattoo erhalten hatte, war sie von ein paar Jungs auf eine Party eingeladen worden. Es handelte sich um eine Geburtstagsfeier zum Achtzehnten und sie war das einzige Mädchen da …
    Die Typen kamen nach dem »Unfall« mit dem Feuerzeugbenzin mit sechs Monaten Sozialdienst davon. Sie waren nicht wegen Vergewaltigung belangt worden. Sie hatten den Staatsanwalt davon überzeugen können, dass Angel es so gewollt hatte – und das geschah häufig, wenn ein Mädchen schon sechzehn war. Den Berichten der Medien zufolge, war Angel nur eine von unzähligen Sechzehnjährigen, die absolut scharf auf Sex sind, dass sie irgendwie high war, sich dann versehentlich selbst in Brand steckte und hinterher die Jungs dafür verantwortlich machte. Doch jeder, der sie gut genug kannte, wusste, dass das eine Lüge war. Niemand traute sich, einen Ton zu sagen, mit Ausnahme ihres Bruders. Er rief einen Video-Blog ins Leben, der sich gegen das Tätowieren und gegen die Regierung aussprach, doch der wurde schon bald abgeschaltet und ihr Bruder verschwand. Es gab Gerüchte, er sei ein NonKon geworden. Aber Ginnie meinte, er sei tot.
    Angel musste insgesamt fünfmal operiert werden. Hinterher sah sie fast wieder aus wie früher, aber das Äußere allein ist nicht entscheidend. Sie war seither nicht mehr dieselbe.
    »Tut mir leid. Aber Angel wollte keinen Sex, stimmt doch, oder?« Ich ließ die Karte, die Grandma mir gegeben hatte, auf den Tisch fallen. »Zahlt damit für mein Essen. Ich mach einen kleinen Spaziergang.«
    »Ich komm mit dir.« Derek war bereits hochgeschnellt.
    »Nein. Ich treff euch um eins beim Wasserturm.«
    ***
    Ich fand die Straßen in der Innenstadt schon immer total erdrückend. Manchmal hatte ich fast den Eindruck, ich müsste in dem Lärm der Werbespots und in den Menschenmassen ertrinken und völlig untergehen. Mein Magen krampfte sich zusammen und mein Atem beschleunigte sich. Ich musste aufpassen, dass ich nicht immer schneller wurde und losrannte. Als ich das Schlimmste hinter mir hatte, begab ich mich rasch rüber zum Lincoln Park, meinem Lieblingsplatz.
    Dort stand eine überlebensgroße holografische Statue von Lincoln, gleich beim Parkeingang. Er war Präsident der Vereinigten Staaten gewesen, ein Land, das schon seit Jahren nicht mehr existierte. Seit dem Abkommen zum Ende aller Kriege herrschte der Regierungsrat über Amerika, die Mondkolonien, die Venus sowie die Ocribundan-Minen auf dem Mars. Abgesehen von den Großen Ölfeldern, um die sich mittlerweile niemand mehr scherte, seit Ocribundan auf der Erde zum wichtigsten Treibstoff geworden war, und abgesehen von ein paar Inseln fernab des Vereinigten Großen Inselreichs wurde die Erde beherrscht von Ratsversammlungen, die ähnlich strukturiert waren wie unser Regierungsrat.
    Ich schirmte die Augen vor der Sonne ab und sah zu der Statue auf. Lincoln war ein hässlicher Kerl gewesen, aber in seinen Augen lag ein Ausdruck, der gütig und freundlich
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