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The Penthouse (Pulverfass) (German Edition)

The Penthouse (Pulverfass) (German Edition)

Titel: The Penthouse (Pulverfass) (German Edition)
Autoren: Fabian Sinner
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abzutreten.
Von hier oben hatte er einen formidablen Blick über den West Potomac Park, der sich vor ihm erstreckte. Der Weg, der sich von der Constitution Avenue in das saftige Grün schlängelte, führte direkt zum Lincoln Memorial, welches er mit bloßem Auge sehen konnte. Das historische Bildnis und den sensationellen Menschenauflauf, der sich dort herum gebildet hatte.
Dort unten müssten Tausende von ahnungslosen Menschen sein. Und niemand weiß, was gleich geschehen wird. Wird dann da unten eine Panik ausbrechen? Ja, vermutlich. Und die sind eingezäunt wie eine Herde Vieh…
Mister Black grinste verschmitzt.
Umso leichter für mich…
Er hatte den spürbaren Drang sich eine Zigarette anzuzünden, um den triumphalen Augenblick der ihm bevorstand, gebührend zu feiern. Auch wenn seine Lunge förmlich nach einem schädlichen Glühstummel lechzte, bewahrte ihn seine Professionalität davor, Spuren über seine Identität zurückzulassen.
Nein, Nein. Ich werde ganz sicherlich nicht von einem Kippenstummel identifiziert…
Er stellte seinen sperrigen Koffer auf dem Dach ab, öffnete ihn mit einem Klacken und machte sich an seine Lieblingsbeschäftigung.
Wie ein kleiner Junge, der mit Bausteinen spielte, holte Black ein Teil nach dem anderen aus dem Behältnis und baute sich seine geliebte Jane zusammen.
Jane war die einzige weibliche Konstante in seinem Leben, abgesehen von den Unsummen, die er für die käufliche Liebe aus dem Fenster herauswarf, und hatte ihm fast ein Jahrzehnt lang seine Arbeit versüßt.
Ihm war zwar durchaus klar, dass er einen Knacks im Hirn haben musste, sein Scharfschützengewehr nach einer Frau zu benennen, doch könnte ihm dies egaler nicht sein. Immerhin konnte das Gewehr ihm besser zuhören, als so manche Hure, die zudem auf Dauer eine nicht unwesentliche Stange Geld gekostet hätte.
Mit einem zufriedenen Glucksen beendete er seine Bauarbeiten und klackte das letzte fehlende Teil in die Waffe. Mit einem liebevollen tätscheln war er nun für die bevorstehende Aufgabe bereit.
Sieh mal einer an…pünktlich wie die Maurer.
Die Uhr zeigte noch eine Minute an.
Ein weiß-blauer Helikopter erhob sich aus dem Garten des Weißen Hauses und rotierte Richtung Lincoln Memorial, gefolgt von einer halben Polizeiarmee, die motorisiert und mit heulenden Sirenen dem Hubschrauber des Präsidenten folgten.
Hach, heute ist ein schöner Tag zu sterben, oder nicht?
Das heruntergeklappte Standbein des Gewehrs wollte nicht so wirklich einen sicheren Platz auf dem leicht abgerundeten Dach finden. Es rutschte dauernd von der glatten Beschichtung des Daches ab und zwangen Black zu improvisieren.
Was soll’s. Klappt auch so…
Ein Blick durch den Zwölffachzoom seines Teleskops verriet ihm, dass der Präsident seinen Platz auf der Tribüne eingenommen hatte, umringt von zahlreichen Wächtern des Secret Service. Hinter ihm hatte es sich Logan Bishop, Kopf der Black Crow, auf einem Sitz bequem gemacht, flankiert von zwei stämmigen Söldnern.
Diese Hampelmänner…
Er genoss es, seinen Opfern zuzusehen, während diese dort unten ihrem Leben nachgingen und er hier oben unentdeckt über Leben und Tod entscheiden konnte. Er genoss die unwissenden Gesichter vor dem Anschlag und noch viel mehr genoss er, wenn sich die Augen der Opfer nach dem Anschlag entsetzt öffneten. An das Zucken der zum Sterben verurteilten Gestalt dann auf dem Boden wollte er erst überhaupt nicht denken, denn dies würde ihn in einen Zustand der vollkommenen Ekstase versetzen.
Für genau diese kurzen Momente lebte er.
Er liebte diesen kleinen Spritzer Anarchie, der immer dann genau zu beobachten war, wenn etwas Schreckliches geschehen war und die Menschen sich einen Teufel um das Gesetz scherten, um ihren inneren Ängsten nachzugeben. Das daraus resultierende Chaos war zumindest für eine gewisse Zeitspanne ein wahrer Augenschmaus.
Genau dieser Punkt brachte Mister Black ein wenig aus dem Konzept. Dort unten herrschte keine Wut, kein Zorn. Dort unten herrschte für einen kurzen Moment Ruhe und relativer Frieden. Der Präsident sprach und das Volk hörte artig zu.
Dies hatte er nicht erwartet. Und dieser Anblick ließ ihn einen kurzen Moment zweifeln.
Durch das Zielfernrohr sah er direkt in das Gesicht von Präsident Pierce. Er konnte die Aufrichtigkeit seiner Worte förmlich berühren. Es war wahrhaftig überzeugend.
Ja, er zweifelte kurz. Etwa eine, höchstens zwei Sekunden. Dann drückte er ab.

 
     
     
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