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The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

Titel: The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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lagen. Ich sah mich verstohlen um und war mir sicher, dass hier jemand sein musste, denn ein gesatteltes Pferd würde wohl kaum mutterseelenallein umherirren. Aber genau danach sah es aus, als der Gaul ziellos umherlief und mal hier, mal da ein Grasbüschel abkaute.
    Ich beobachtete es noch eine Weile, um sicherzugehen, dem Reiter – wo immer der stecken mochte – nicht versehentlich in die Arme zu laufen. Aber die Zeit drängte, und ein Pferd kam mir und meinem geschundenen Fuß gerade recht, auch wenn ich nicht wusste, wie ich überhaupt hinaufkommen sollte.
    Ich stand auf und sprach leise zu dem Pferd. Als es neugierig den Kopf in meine Richtung wandte, streckte ich ihm behutsam meine Hand entgegen. Ohne Scheu kam es näher, und ich redete ununterbrochen weiter, so als könnte ich dadurch sein Vertrauen gewinnen, während ich meine Hand über seinen Hals entlang in Richtung Zügel strich.
    Erschrocken zog ich die Hand zurück, als ich etwas Klebriges an meinen Fingern spürte. Trotz der Dunkelheit wusste ich sofort, was es war: Blut. Meine Hände waren voll Blut, und ich wich einen Schritt zurück, kämpfte die drohende Panik nieder.
    Verdammt! Ich durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. Dieses Pferd war meine Rettung, und ich wischte mir angeekelt die Finger ab, ehe ich entschlossen nach dem Sattelknauf griff. Meine Hand fuhr dabei über die Stickerei, welche trotz des blassen Lichts zu erkennen war: Disteln. Eine nach der anderen reihten sie sich um die Sitzfläche, bis hinter zur Satteltasche.
    „Nein“, murmelte ich entsetzt, schüttelte ungläubig den Kopf, um die Wahrheit zu leugnen. „Nein, bitte nicht“, flehte ich und strich über den großen Blutfleck.
    Das durfte nicht sein! Wieder sah ich die Disteln, erinnerte mich, wie Kyle lachend in diesem Sattel davongeritten war. Ich musste Gewissheit haben. Mit hektischen Bewegungen riss ich die Satteltasche bei der Suche nach einem Beweis auf. War es wirklich Kyles Pferd? War es Kyles Blut, welches an meinen Händen klebte?
    Bestimmt gab es eine andere Erklärung. Aber tief in meinem Herzen wusste ich, dass sich Kyles Schicksal bereits erfüllt hatte. Nur, weil ich nicht den Mut aufgebracht hatte, ihn zu warnen.
    Ich wühlte verzweifelt in den Tiefen der Tasche und sah durch meine Tränen kaum, was ich zutage förderte: ein langes Lederband, eine Angelleine samt Haken, ein in weiches Leder geschlagenes Päckchen und einen Zettel. Nichts, was ich speziell Kyle zuordnen konnte, darum faltete ich das Blatt auseinander und erstarrte. Das Papier entglitt meinen tauben Fingern, und ich sah – bis in den letzten Winkel meiner Seele erschüttert –, zu, wie es zu Boden fiel.
    Wie kam der Brief, den ich für Payton zurückgelassen hatte, in Kyles Satteltasche? Und was hatte Kyle überhaupt hierher geführt?
    Paytons Worte drängten schmerzhaft aus meiner Erinnerung empor. Worte der Erklärung und Entschuldigung für das, was er in dieser Nacht getan hatte – tun würde:
    „Sicherlich wäre alles anders gekommen, wenn nicht Kyle gestorben wäre! Er war der Jüngste im Bunde, hätte eigentlich gar nicht dabei sein sollen, doch er ritt den anderen nach.“
    Er ritt den anderen nach! Warum?
    Der Brief wirbelte auf, stieg immer höher, bis die Nacht ihn verschluckte. Als wollte der Wind meine Worte in den Himmel heben, damit ein jeder meine Schuld erkennen konnte. War Kyle ihnen wegen mir nachgeritten?
    „Nein, oh Gott!, bitte … nein!“
    Ich schluchzte, weinte hemmungslos. Auch wenn ich gedacht hatte, keine Wahl zu haben, erdrückte mich nun die Schuld. Wie ein Messer, welches mir ins Herz gestoßen wurde, hallten Paytons Worte in meinem Kopf:
    „Cathal bemerkte ihn und schickte sofort jemanden zurück, um Kyle nach Hause zu bringen. Doch es war schon zu spät. Kyle war bereits angegriffen worden – von hinten mit einem kurzen Dolch niedergestochen –, und erstickte an seinem eigenen Blut.
    Dieser feige und hinterhältige Angriff hat alles verändert. Nun war keiner der Männer mehr unbeteiligt. Kyle war einer von ihnen gewesen, und jeder wollte seinen Tod rächen. Die Burg des Feindes wurde innerhalb weniger Minuten gestürmt, es war mitten in der Nacht, und viele der Bewohner schliefen.“
    Und nur ich wusste, dass es nicht die Camerons waren, die Kyle angegriffen hatten. Nathaira Stuart hatte diesen Überfall erfunden, um ihre eigene Tat zu vertuschen!
    „Hätte ich nicht Kyle für dich getötet, hätten die McLeans gekniffen. Sie hätten sich doch an
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