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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht
Autoren: Chiara Strazzulla
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Wolken, die regenschwer unter der großen Haube vorüberzogen. Und zum ersten Mal regnete es auf der Welt, und als der Boden das Wasser trank, erschauerte er vor Freude.
    Sirna schenkte der Welt die Pflanzen mit ihren tiefen Wurzeln, die Tiere, die Fische des Meeres und die Geschöpfe der Luft und andere, die noch im Schoß der Erde ruhten. Und die Welt bevölkerte sich, und es wimmelte vor lebendigen Kreaturen, die von Sirnas Atem durchdrungen waren.
    Lilya schenkte der Welt die Zeit. Die Sekunden vergingen und damit hatte das Leben ein Maß und alles veränderte sich. Die
Erde kannte jetzt Stunden, Tage, Monate und Jahre und von da an begann die Große Zeitrechnung.
    Sirdar schenkte der Welt den Tod, die ewige Ruhe nach der Mühsal des Lebens, die alle Wesen vom Fluch der Unsterblichkeit befreit, mit dem die Götter gefesselt sind. Er erklärte sich zum Herrn des Todes; und die Welt erfuhr von dem Unbekannten nach dem Ende und fürchtete sich nicht mehr davor.
    Darylon schenkte der Welt die Klänge, das Rauschen der Blätter und das Poltern der fallenden Steine, das Klatschen der Wellen, die Laute der Tiere und Worte von noch unbekannten Sprachen. Und die ganze Welt hallte wider von Stimmen und Tönen.
    Darni schenkte der Welt das Feuer, das Licht und Wärme gab und die Augen in staunender Bewunderung und Schönheit leuchten ließ. Es erhellte die Dunkelheit und weckte die Liebe in den Herzen. Das Feuer pulsierte in den Eingeweiden der Welt, sprudelte heftig in den Vulkanen, verletzte manche, aber rettete andere.
    Sadhira schenkte der Welt den Schlaf, die Zeit des Vergessens, die dem Geist Erleichterung verschafft wie auch den Tieren, den Pflanzen und der Erde selbst. Der kleine Bruder des Todes und gütiger als er. Und die Welt lernte die nächtliche Ruhe in der ewigen Dunkelheit kennen, die sie noch einhüllte.
    Nadaret schenkte der Welt den Wind, auf dass er Bote von Nachrichten sei und Kunde von fernen Orten brächte und damit er mit seinem unterdrückten Klagelied die Traurigkeit in den Herzen wiegte und mit seinem Hauch Veränderung ankündigte. Und so lernte die Welt den Wechsel der Jahreszeiten kennen, den der Wind brachte, den eisigen Winter und den goldenen Sommer.
    Doreah schenkte der Welt die Sterne, auf dass sie wie ein kleines kalt leuchtendes Lichtermeer an dem diamantenen Himmelsgewölbe die Dunkelheit und die Seelen der Menschen erhellten. Die Sterne strahlten damals noch heller und auf der Welt wurde Licht – das bleiche Licht der Träume.

    Talon schenkte der Welt die dunklen Schatten und die flüchtigen Traumbilder der Nacht, die Angst vor dem Unbekannten. Denn um zu überleben, braucht man auch die Angst. Die kleinen schwachen Geschöpfe zitterten in der Dunkelheit, und die Welt lernte die Erleichterung kennen, einer Gefahr entronnen zu sein.
    Anman gab der Welt das Gesetz, in dem er alles regelte, was auf ihr geschah. Und die zwölf besahen sich die Welt, die im Licht der Sterne leuchtete, und sie sahen, dass sie gut war, so vollkommen und glücklich, wie sie es geplant hatten.
    Sirdar sagte: »Genießt diesen Blick auf eine vollkommene und glückliche Welt, wie wir sie erdacht haben, denn dies kann nicht von Dauer sein. Es steht schon geschrieben, dass das erste Unglück der Welt aus unserem Schoß geboren wird.«
    Darauf fragte Doreah: »Wie kann es sein, dass dieses Unglück von uns ausgeht, die wir diese Welt geschaffen haben und sie lieben? «
    »Es steht im Gewebe des Schicksals geschrieben«, antwortete Sirdar, dessen Blick jede Dunkelheit durchdrang, »dass zwei der Unseren sich vereinigen werden. Sie werden zwei Kinder haben, von denen jedes so mächtig sein wird wie wir. Eines von ihnen wird alles Gute in sich tragen, das andere alles Böse, und die beiden werden gegeneinander kämpfen, bis beide geschlagen sein werden und es keinen Sieger geben wird. Die Völker werden Geschöpfe ihres Kampfes sein, sie werden dadurch Hass, Groll und Rachedurst kennenlernen. Und so wird das Böse in die Welt kommen und sie verderben.«
    Nadaret wandte sich Anman zu, in seinen Augen lag Bestürzung. »Anman«, fragte er ihn, »gibt es denn keinen Ausweg?«
    Anman betrachtete die anderen elf und die Welt und dabei war sein Gesicht ernst und traurig. »Nein«, sagte er schließlich. »Es gibt keinen Ausweg.«
    »Aber wenn wir das wussten«, fragte Nadaret, »warum haben wir dann die Welt erschaffen? Etwa um sie leiden zu lassen?«
    »Wir haben sie erschaffen«, antwortete Anman, »weil es sie
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