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Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen
Autoren: Stanislaw Lem
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Ende.
      Während er das sagte, forschte er auf dem Radarschirm nach diesem Unverfrorenen. Da war er. Kaum anderthalbtausend Kilometer entfernt!
      Elan acht an AMU 27 Terraluna – Habe defektes gravimetrisches System – Beginnt unverzüglich Ausweichmanöver – Schnittpunkt der Kurse vierundzwanzig null acht, Quadrant Luna vier, Randzone – Gehe auf Empfang.
      AMU 27 an ELAN acht Aresterra, JO zwei, JO zwei bis Terraluna – Führe Ausweichmanöver durch, zwanzig Uhr neununddreißig – Umkehrmanöver gleichzeitig hinter dem führenden Schif bei optischer Entfernung, nördliche Abweichung Sektor Luna eins null Komma sechs – Schalte Triebwerke mit geringer Schubkraf ein – Empfang.
      Während er das sagte, schaltete er die beiden unteren Düsen für die Wendemanöver ein. Beide JO-Schif e antworteten sofort, sie drehten ab. Die Sterne glitten über die Bildschirme. ELAN dankte, er befand sich auf dem Flug zur Hauptstation Luna. Pirx hatte plötzlich Schneid, er wünschte ihm eine glückliche Landung, das gehörte zum guten Ton, vor allem, wenn jemand einen Schaden hatte. Eine Weile beobachtete er die Positionslichter des tausend Kilometer entfernten Raumkörpers, dann rief er wieder seine JO-Schif e und begann, den alten Kurs anzusteuern – aussichtslos! Bekanntlich ist es kinderleicht, vom Kurs abzugehen, aber nahezu unmöglich, das gleiche Stück Parabel wiederzuf nden. Die Beschleunigung veränderte sich. Der Kalkulator speicherte die neuen Daten so rasch, daß Pirx nicht Schritt halten konnte. Zu allem Überf uß krochen nun beide Fliegen auf dem Kalkulator herum, bevor sie sich auf dem Radargerät niederließen, wo sie einander munter weiterjagten. Ihre Schatten huschten nur so über den Schirm. Woher nehmen die Biester nur die Vitalität? fragte sich Pirx.
      Nach zwanzig Minuten war es endlich geschaf – Pirx f og wieder auf dem ursprünglichen Kurs. Boerst hat bestimmt eine Route, die so leer und sauber ist, als hätte man sie mit einem Staubsauger gereinigt, dachte er. Und wenn nicht – den kann ja sowieso nichts erschüttern. Boerst erledigt alles im Vorbeigehen …
      Er schaltete den Automaten zur Verringerung der Beschleunigung ein, um auf der dreiundachtzigsten Minute die Beschleunigung null zu haben, wie es in der Instruktion vorgesehen war. Plötzlich erblickte er etwas – ihm wurde eiskalt unter der nassen Antischweißwäsche: Der weiße Deckel über der Schalttafel war im Begrif , aus den Klemmen zu rutschen, er glitt Millimeter um Millimeter tiefer. Of enbar war er ein wenig locker eingehängt, und beim Rütteln des Schif es während der Wendemanöver – er war in der Tat ziemlich unsanf mit der Rakete umgegangen – hatten die Druckriegel nachgelassen. Die Beschleunigung betrug immer noch 1,7 g. Der Deckel rutschte langsam tiefer, als ob jemand mit einem unsichtbaren Faden an ihm zerrte – bis er schließlich absprang und herunterf el. Er schlug von außen gegen die durchsichtige Kapselwand, glitt daran herunter und blieb am Boden liegen. Die vier kupfernen Hochspannungsleitungen und die Sicherungen blitzten auf.
      Warum hatte ich bloß solche Angst? dachte Pirx. Der Deckel ist heruntergefallen, na und? Mit oder ohne Dekkel, ist das nicht einerlei?
      Aber er war besorgt – das hätte nicht passieren dürfen. Wenn der Deckel von der Sicherung herunterfallen kann, dann kann auch das Heck abbrechen, sagte er sich.
      Er wußte, daß er nur noch siebenundzwanzig Flugminuten mit Beschleunigung vor sich hatte, und er befürchtete, daß der Deckel schwerelos werden und umherf iegen könnte, wenn er die Triebwerke abschaltete. Konnte er etwas Schlimmes anrichten? Wohl kaum. Er war nicht schwer genug. Nicht einmal eine Scheibe würde er einschlagen. Ach was …
      Er suchte die Fliegen – sie jagten einander, kreisten summend in der Kapsel umher, bis sie sich schließlich unter den Sicherungen niederließen, so daß er sie aus den Augen verlor.
      Im Radaroskop erblickte er seine beiden JO-Schif e – sie hielten Kurs. Der vordere Schirm zeigte die Mondscheibe, sie war so groß, daß sie den halben Schirm ausfüllte. Damals, bei den selenographischen Übungen im TychoKrater, hatte Boerst mit Hilfe eines gewöhnlichen tragbaren T eodoliten … Ach, verf ixt, was der nicht alles konnte! Hatte er nicht auch versucht, die Luna-Hauptstation am äußeren Abhang des Archimedes wiederzuf nden? Sie war fast gänzlich im Felsen vergraben und kaum zu erkennen gewesen, nur die
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