Terror von Rechts

fast immer falsch. Die Terrorserie des NSU ist auch durch besondere Umstände zu erklären: Der Zusammenbruch der DDR und die Wiedervereinigung zog Hunderttausende radikale Brüche in den Biographien nach sich, viele Menschen zerbrachen daran. Die »Generation Hoyerswerda«, wie Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe, in den siebziger Jahren geboren, erlebte, wie alles, was vorher richtig war, plötzlich falsch wurde. Deswegen muss man nicht zwangsläufig ein Rassist und ein Rechtsterrorist werden, dennoch spielen diese Umbrüche eine Rolle.
    Zwar existiert ein generelles Problem mit dem Inlandsgeheimdienst und seiner V-Mann-Praxis, doch entwickelte das Thüringer Landesamt ein besonders ausgeprägtes Eigenleben. Offene Hetze gegen Flüchtlinge in Politik und Medien, Verharmlosung der rechtsextremen Gewalt und Morde sowie Ignoranz gegenüber der wachsenden rechtsextremen Bewegung ergaben in den neunziger Jahren eine brisante Mischung, in der sich braune Netzwerke entwickeln konnten, die den NSU bis ins Jahr 2011 deckten und versorgten. All dies macht deutlich: Der militante Rechtsextremismus legt Mängel in der Gesellschaft offen, der NSU-Terror und der Umgang damit von Politik, Öffentlichkeit und Sicherheitsbehörden zeigt den Rassismus in Deutschland auf. Es handelt sich aber nicht ausschließlich um das Versagen einzelner Personen oder Institutionen. Die Parteien sind nur so gut wie die Menschen, die sich dort engagieren, und die Streitkultur ist nur so wertvoll wie die Beiträge der einzelnen Bürger. Für das gesellschaftliche Klima sind wir alle mitverantwortlich. Lernen wir aus den Fehlern der Vergangenheit, denn sie gehen uns alle an – die Nazi-Morde und das Versagen der Politik.