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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen
Autoren: Glen Cook
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Situationen überstanden. Nicht nur hatte ich sie überlebt. Ich hatte sogar einen fetten Gewinn eingestrichen. Ich war niemandem was schuldig. Und ich mußte nicht arbeiten. Meiner Meinung nach war es nur vernünftig, nicht zu arbeiten, wenn man keinen Hunger hatte. Wilde Tiere tun schließlich auch nichts, wenn sie nicht hungrig sind. Was spricht dagegen, ein bißchen rumzugammeln, ein paar Bierchen zu zischen und sich auf den Winter vorzubereiten? Denn der nächste Winter kommt bestimmt.
    Es hatte sich leider zu meinem Ärger mittlerweile rumgesprochen, daß Garrett auch ein Mann für harte Fälle war. Seit einiger Zeit klopften alle möglichen Idioten mit echten oder eingebildeten Problemen an meine Tür. Wenn sie dazu noch wie Jill Craight aussahen und wußten, wie sie Dean schöne Augen machen konnten, kamen sie vollkommen problemlos an meiner ersten Verteidigungslinie vorbei. Und meine zweite Verteidigungslinie ist noch schwächer als meine erste. Die halte ich nämlich selbst. Und ich bin ein geborener Simpel.
    Ich bin arm gewesen, sogar schon bettelarm. Der Pragmatiker in mir hat dabei eins begriffen: Geld schmilzt. Ganz egal, wie gut es mir gestern gegangen ist, morgen ist das Geld alle.
    Also, was soll man machen, wenn man weder arbeiten noch hungern will? Und wenn man bei der Geburt zu blöd war, sich wenigstens reiche Eltern auszusuchen.
    Manche Kerle werden in so einem Fall Priester.
    Ich dagegen versuche, ein Subunternehmen aufzuziehen. Das ist das Geschäft der Zukunft.
    Wenn die Klienten es schaffen, an Dean vorbeizukommen, und auch mich mit ihrem Wehklagen um den Finger wickeln, gebe ich den Job an jemand anders weiter. Dabei streiche ich zwanzig Prozent der Bruttosumme ein. Das müßte reichen, den Hunger auf Abstand zu halten, hält mich im Geschäft und sorgt dafür, daß meine Freunde auch was zu Knabbern haben.
    Für Beschattungen und Nachforschungen konnte ich mich auf Pokey Pigotta verlassen. Der Knabe ist echt gut in dem Job. Als Leibwächter hatte ich Eierkopf Zarth an der Hand. Er ist halb so groß wie ein Mammut und doppelt so stur. Und für irgendwelche delikateren Jobs holte ich Morpheus. Morpheus ist ein Schläger und Killer.
    An dieser Craight-Sache war irgendwas faul. Was sage ich? Sie stank zu Himmel. Was sollte diese Nummer von wegen: Wir waren als Kinder Nachbarn? Warum hatte sie die Geschichte sofort fallenlassen, als sie merkte, daß ich ihr nicht glaubte? Und warum hatte sie so schnell von Vamp auf Eisheilige umgeschaltet?
    Die Antwort, die sich mir aufdrängte, gefiel mir überhaupt nicht.
    Vielleicht war sie ja eine Irre.
    Leute, die sich darauf fixieren, daß ich ihr einziger Ausweg bin, sind unberechenbar. Und merkwürdig. Aber wenn man eine Zeitlang in dem Geschäft ist, bekommt man allmählich ein Gespür für solche Typen.
    Jill Craight paßte nicht ins Bild.
    Ein paar Sekunden lang dachte ich darüber nach, ob es daran lag, daß sie wirklich eine Schauspielerin war, die ihre Hausaufgaben ordentlich gemacht hatte und mich bei meiner Neugier packte. Manchmal kann man mich damit übertölpeln.
    Die raffinierten, niedlichen Biester sind die schlimmsten.
    Es gab zwei Möglichkeiten: Ich konnte mich zurücklehnen und Jill Craight vergessen, bis ich ihren Fall an Pokey übergeben hatte, oder meinen hauseigenen Sozialfall um Rat fragen.
    Die Frau hatte mir einen Floh ins Ohr gesetzt. Ich war unruhig, was mir die Entscheidung leicht machte: Ich würde den Toten Mann aufsuchen. Immerhin spielte er hier das selbsternannte Genie.
     
    Man nennt ihn den Toten Mann. Tot ist er, aber er ist kein Mann. Er ist ein Loghyr, und irgend jemand hat ihm vor vierhundert Jahren einen Dolch in den Wanst gerammt. Er wiegt fast fünfhundert Pfund, und trotz seiner vierhundertjährigen Diät hat er kein Gramm verloren.
    Ein Loghyr ist genauso sterblich wie du und ich, jedenfalls körperlich. Mit seinem Geist ist das was ganz anderes. Er kann über tausend Jahre weiterexistieren und dabei auf eine Wiederauferstehung hoffen. Dabei wird er von Minute zu Minute mißgelaunter. Der Körper eines Loghyrs verwest ungefähr so schnell wie Granit. Wenn überhaupt.
    Das Hobby meines toten Loghyrs ist Schlafen. Er widmet sich ihm so hingebungsvoll, daß er monatelang nichts anderes tun muß.
    Er soll seine Miete zahlen, indem er sein Genie in den Dienst meiner Fälle stellt. Das tut er auch – manchmal. Aber er hat eine noch größere, philosophisch fundierte Abneigung gegen regelmäßige Arbeit wie ich. Und
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