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Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken
Autoren: Catherine Spencer
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darauf bestehst. Aber da wir sowieso beide in dieselbe Richtung gehen, kannst du es jetzt tun."
    "Nein. Ich möchte nicht, dass jemand mithört. Außerdem ..."
    Er deutete über die Schulter auf die geöffnete Flügeltür der Kapelle. "Ich muss noch abschließen, bevor ich Feierabend machen kann."
    Sie fühlte sich wie ein Schaf, das ein Wolf aus der Herde ausgesucht hatte, denn alle Gäste kehrten zum Hotel zurück, und niemand drehte sich nach ihr um.
    "Lass uns reingehen", sagte Zach und umfasste ihren Arm.
    "Es ist zu kalt hier draußen. Und keine Angst, ich habe nichts Verworfenes im Sinn."
    Claire schüttelte seine Hand ab. "Eine Kapelle ist auch kaum der geeignete Ort, um jemand zu verführen."
    "Stimmt."
    Sie setzte sich auf die nächstbeste Bank, faltete die Hände im Schoß und blickte ihn fragend an. "Also gut, Zachary", meinte sie, als sie es nicht länger aushielt. "Was hast du mir so Dringendes mitzuteilen?"
    "Ich möchte dir noch einmal sagen, wie sehr ich bedauere, was ... gestern Nacht passiert ist."
    "Das hast du bereits."
    "Und ich möchte dir erklären, warum ich mich so verhalten habe. Es war nämlich mehr als nur ein Versprecher." Er schob die Hände in die Taschen der dicken Jacke, die er über dem Smoking trug, und sah verdrossen zu dem schlichten Holzkreuz an der Wand über dem mit einem Tuch bedeckten Tisch, der als Altar diente.
    "In gewisser Weise war es deine Schuld", bemerkte er schließlich.
    "Meine Schuld?" wiederholte Claire entrüstet.
    "Ja. Wenn du gewesen wärst, was ich erwartet hatte ..."
    "Und was war das genau? Eine bessere Liebhaberin?"
    "Eine Frau mit ... mehr Erfahrung." Als könnte er ihr nun nicht in die Augen sehen, begann er, umherzugehen und die Kerzen zu löschen. "Du kannst es von mir aus leugnen, Claire, aber ich bin der erste Mann, mit dem du zusammen warst, und deswegen bin ich eine Straße entlanggegangen, von der ich dachte, dass ich sie nie wieder entlanggehen würde. Jenny war auch Jungfrau, weißt du."
    "Was zwischen einem Mann und seiner Frau ist, geht eine andere Frau kaum etwas an."
    "Wenn sie keine Jungfrau gewesen wäre", fuhr er ungerührt fort, "hätte ich sie nie geheiratet."
    Plötzlich war ihr eiskalt. "Natürlich nicht", erwiderte sie frostig. "Männer wie du nehmen nicht das, was andere übrig gelassen haben."
    "Du verstehst mich nicht." Zach streckte die Hand nach den großen hölzernen Kerzenleuchtern auf dem Altar aus.
    Und ob sie ihn verstand - sehr gut sogar. Dass ihr nicht klar gewesen war, dass man sich innerhalb weniger Tage in einen Mann verlieben konnte, war verzeihlich. Es gab jedoch keine Entschuldigung dafür, dass ihr nicht klar gewesen war, was für einen hohen Preis sie dafür zahlen würde, wenn sie sich ihm so leichtfertig hingab. Hatte sie damals nicht gelernt, dass keiner von all den Männern, mit denen ihre Mutter geschlafen hatte, bereit gewesen war, ihr mehr als Geld für ihre Dienste zu geben?
    Vermutlich hatte sie Glück, weil Zachary ihr kein Geld gegeben hatte, aber vielleicht war es in Kanada nicht üblich.
    Oder er betrachtete es als Weihnachtsgeschenk, mit ihr zu schlafen. Claire musste ein hysterisches Kichern unterdrücken.
    "Was wir gemeinsam erlebt haben", fuhr er fort, "war etwas
    ..."
    "Etwas?" rief sie, den Tränen nahe. Es war alles gewesen!
    Denn sie hatte sich für diesen Mann aufgespart. Und warum?
    Weil sie ihn liebte, verdammt!
    "Etwas Besonderes", fügte Zachary hinzu.
    "Nein", entgegnete sie. "Sex ist bedeutungslos, wenn es darauf hinausläuft, dass zwei Körper sich für kurze Zeit vereinigen und sich dann gleichgültig voneinander abwenden."
    "Es war viel mehr als das, Claire."
    "Für dich vielleicht, aber nicht für mich! Früher oder später ist man ernüchtert, wenn man einem Fremden etwas Kostbares gegeben hat."
    "Nicht!" bat er. "Setz dich oder mich nicht so herab."
    Seine Reue kam allerdings zu spät. "Das sagst du doch nur, weil du dich schuldig fühlst."
    "Ja."
    "Es geht dir nicht allein so, denn ich schäme mich auch - zu sehr, als dass ich mir mein Verhalten jetzt unter die Nase reiben lassen möchte. Also lass mich dir Folgendes sagen, und dann vergessen wir das Ganze einfach.
    Du bist ein guter Liebhaber. Zärtlich und rücksichtsvoll. Aber leider nicht so erfahren oder versiert, wie du vielleicht glaubst.
    Ich möchte deine Gefühle nicht verletzen, aber für mich war es wirklich nicht besonders aufregend. Und da du offenbar genauso empfindest, sollten wir uns jetzt nicht gegenseitig mit
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