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Tatort Doppelbett

Tatort Doppelbett

Titel: Tatort Doppelbett
Autoren: A. A. Fair
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Trunkenheit am Steuer festgenommen. Er machte einen ganz ordentlichen Eindruck und vergoß Tränen beim Gedanken an seine Frau und Kinder und an seine Schande; er erging sich in besagten bußfertigen Klagen.
    Dann gab es den geselligen Säufer, der in einem fort bloß reden und Hände schütteln wollte. Er erzählte seine Geschichte immer wieder, gelobte feierlich ewige Freundschaft und schüttelte einem die Hand. Dann fing er mit dem Händeschütteln von vorn an und leierte dieselbe alte Geschichte von neuem herunter.
    Ferner gab es den streitsüchtigen Betrunkenen, der jedermann Prügel androhte, aber glücklicherweise bald einschlief.
    Gegen ein oder zwei Uhr morgens wurden die schlimmsten Fälle eingeliefert.
    Die Zelle war einfach ein großer quadratischer Käfig mit einem Zementboden und einer Abflußrinne in der Mitte; am Morgen, wenn die Betrunkenen entlassen waren, wurde sie mit einem Schlauch gesäubert.
    Normalerweise hätten Flüssigkeiten sich in der Rinne gesammelt und wären durch den Gully abgeflossen, aber um drei Uhr, als die Zelle voll wurde, wälzten sich ein paar träge Körper in der Rinne und blockierten den Gully. Der Boden bedeckte sich mit menschlichen Ausscheidungen. Der saure Geruch von Erbrochenem verpestete die Luft.
    Ich preßte mich in eine Ecke und vermied nach Möglichkeit jede Berührung mit meinen Nachbarn. Ein- oder zweimal döste ich sogar ein.
    Um sechs Uhr morgens wurde ein heißes Gesöff gebracht, das Kaffee sein sollte und wie Spülwasser aussah. Triefäugige Wracks grapschten mit zitternden Händen nach den Blechnäpfen.
    Um halb neun wurde die gesamte Belegschaft herausgerufen und dem Richter vorgeführt, aber als ich mich der Prozession anschließen wollte, wurde ich zurückgeschubst.
    »Sie sind zu betrunken, um dem Richter vorgeführt zu werden«, sagte der Schließer. »Sie bleiben hier.«
    Ich blieb in Gesellschaft von vier anderen zurück, vier durchweichten, stinkenden Ruinen, die zu schmutzig waren, als daß man sie hätte vorführen können.
    Um neun Uhr wurde mein Name aufgerufen. Ich ging zur Zellentür. »Kommen Sie raus«, sagte ein Mann und schloß die Tür auf.
    Man folgte mir mein Eigentum aus, ein Polizeibeamter lotste mich zum Lift, wir gondelten ein paar Etagen höher und landeten in Frank Sellers' Büro.
    Sellers saß hinter seinem Schreibtisch. Bertha Cool saß, mit der grimmigen Miene einer Bulldogge, die einen Knochen bewacht, am anderen Ende des Raumes neben einem hartgesottenen Individuum mit durchdringenden grauen Augen. Sie stellte mir ihren Gefährten vor. »Dawson Cecil, unser Anwalt.«
    Cecil schüttelte mir die Hand.
    »Also, schauen Sie«, sagte Sellers, »wir wollen die Dinge klar-steilen. Ich hab' den Burschen nicht schikaniert, ich dachte, er wäre betrunken. Nach allem, was er gestern hier verzapft hat, mußte er betrunken sein. Ich ließ ihn in die Ausnüchterungszelle stecken, hatte aber die Absicht, ihn heute morgen in eine andere Zelle zu verlegen oder laufenzulassen. Die Entscheidung darüber hing natürlich von seinem Zustand ab.«
    »Und dann haben Sie's vergessen«, sagte Cecil.
    »Nicht direkt vergessen, aber ich hatte den Kopf zu voll — zum Henker, ich bearbeite derzeit einen Mordfall.«
    »Er hat immerhin daran gedacht, dem Schließer die Anweisung zu geben, mich wieder in die Zelle zurückzuschicken, als man die Männer heute früh dem Richter vorführte. Ich war angeblich so betrunken, daß ich noch vierundzwanzig Stunden länger im Dreck sitzen sollte.«
    »Da müssen Sie sich an den Schließer halten«, sagte Sellers hastig. »Ich habe nichts dergleichen befohlen, sondern lediglich angeordnet, daß Sie so lange drin bleiben müssen, bis Sie wieder nüchtern sind. Sie werden mir doch nichts nachtragen, Donald, eh? Ich hab' doch früher immer zu Ihnen gehalten und will auch künftig für Sie tun, was ich kann.«
    »Nanu? Wieso plötzlich diese zärtlichen Töne?« fragte ich.
    Bertha zeigte auf mehrere Bogen Papier, die auf Sellers' Schreibtisch lagen. »Weil Elaine Paisley alles gestanden hat. Sie wurde von Carlotta Shelton in die Agentur geschickt mit dem Auftrag, ein Blatt von unserem Briefpapier zu klauen, den Briefkopf abzureißen und in deinen Schreibtisch zu legen. Genau das hat sie auch getan. Den Erpressertext hat Carlotta selbst fabriziert. Elaine Paisley wußte nichts davon.«
    »Und was sagt Carlotta jetzt?«
    »Carlotta Shelton und Harden Monroe sind anscheinend untergetaucht«, sagte Cecil. »Sie konnten noch
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