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Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt

Titel: Taran Bd 6 - Der Findling: Geschichten aus Tarans Welt
Autoren: Lloyd Alexander
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Sollte der Jäger uns begegnen, soll er sich vor unseren Rudeln in Acht nehmen!«
    »Und du gibst besser Acht auf deine lange Rute«, sagte Kadwyr. »Mit deinem ganzen Hin und Her wirst du dir noch ein paar Kletten einfangen. Du tätest gut daran, mir das ganze Herumstreifen zu überlassen. Mein Schnabel ist genauso scharf wie ein Wolfszahn. Und«, fügte die Krähe mit einem Zwinkern hinzu, »ich brauch mich nie nach Flöhen zu kratzen.«
    Die goldenen Augen des Wolfs blitzten, und er sah aus, als wollte er der Krähe gleich eine Lektion in Manieren erteilen. Aber er blieb ruhig und hockte sich hin, als Gwybeddin die Mücke nahe an Medwyns Ohr heranflog und tapfer piepte:
    »Freund der Mücken! Wir sind nur Winzlinge, aber wir werden unser Bestes tun, soweit es in unseren Kräften steht.«
    Als Kadwyr das hörte, kreischte er vor Gelächter und rief:
    »Bist du das, Prinz Fliegenschiss? Ich kann dich kaum sehen. Hör zu, alter Freund, das Beste, was du tun kannst, ist, dich in einer Staubwolke zu verstecken, und kein Jäger wird dich je finden. Sogar deine Worte sind größer als du selbst!«
    Kadwyrs Bemerkungen waren der armen Mücke so peinlich, dass sie rot anlief und, so schnell sie konnte, davonsirrte. Inzwischen war Nedir die Spinne auf Medwyns Ärmel hochgeklettert, wo sie sich mit ihren langen Beinen festklammerte, und erklärte:
    »Freund der Spinnen! Wir Spinner und Weber sind Handwerker, keine Kämpfer. Doch wir werden gerne mithelfen, wo es nötig ist.«
    »Wenn ich dir was raten kann, Oma«, sagte Kadwyr mit einem Kichern, »bleib bei deinem Spinnzeug. Pass auf, dass du deine Arme und Beine nicht durcheinanderbringst, sonst kriegst du sie nie mehr sortiert.«
    Kadwyr hüpfte umher und spreizte seine Schwanzfedern, krächzte und krakeelte, während die anderen Geschöpfe eines nach dem anderen vortraten. Die Eule erklärte, dass sie und ihr Volk als Nachtwachen dienen sollten. Der Fuchs gelobte, seine Schläue einzusetzen, um den Jäger zu verwirren und auf falsche Fährten zu locken. Die Bienen verpflichten sich, ihre Stacheln wie Schwerter und Dolche einzusetzen. Die Bären boten ihre Stärke an, die Hirsche ihre Schnelligkeit und die Dachse ihren Mut, um ihre Nachbarn und sich selbst zu schützen.
    Als Letzte von allen, ächzend unter ihrer schweren Last, kam Crugan-Crawgan die Schildkröte.
    »Freund der Schildkröten«, begann Crugan-Crawgan mit stockender Stimme, jedes Wort bedenkend, »Ich bin gekommen … ja, also, das heißt, ich bin, äh, aufgebrochen … in der gebotenen Eile …«
    »Und wir haben nicht bis nächste Woche Zeit, wenn du weiter so langsam redest«, sagte Kadwyr ungeduldig.
    »Wir sind … wie ich notgedrungen eingestehen muss … wir sind, leider, weder schnell noch stark. Doch wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf … ich meine, erlauben darf, darauf hinzuweisen … wir sind sehr solide. Ich meine … zuverlässig. Und … stabil.«
    »Hör auf!«, rief Kadwyr und hüpfte auf den Panzer der Schildkröte. »Du schläferst mich noch ein! Das Sicherste für dich ist, wenn du dich in diesem tragbaren Gehäuse verkriechst. Zieh den Kopf ein! Steck den Schwanz weg! Ich werd schon dafür sorgen, dass der Jäger deinen Panzer nicht aufmeißelt. Ach, übrigens, Alterchen, hast du dir nicht dieser Tage ein Rennen mit einer Schnecke geliefert? Sag mir, wer hat gewonnen?«
    »Oh, das«, antwortete Crugan-Crawgan. »Ja, Kadwyr, weißt du, das war so …«
    Kadwyr wartete die Antwort der Schildkröte nicht ab, denn Medwyn erklärte nun die Versammlung für beendet, und die Krähe flatterte davon, laut und misstönend vor sich hin lachend. »Mücken und Spinnen! Schildkröten! Was für eine Armee! Ich werde auf sie alle aufpassen müssen.«
    Als er jedoch im Wald war, verschwendete Kadwyr kaum mehr einen Gedanken an Medwyns Warnungen. Die Biber mühten sich ab, ihre Dämme in Festungen zu verwandeln; die Eichhörnchen stopften die Risse in ihren Baumhöhlen; die Maulwürfe gruben tiefere Tunnel und Röhren. Obgleich jedes Geschöpf ihm Schutz im Notfall anbot, schüttelte Kadwyr seinen glänzenden Kopf und antwortete:
    »Nichts für mich, diese Höhlen und Baue! Der Kopf muss frei sein! Und die Flügel! Es ist noch keine Krähe geschlüpft, die einem Jäger nicht entwischen kann.«
    Bald darauf stießen Endyrnion und seine Brüder vom Adlervolk in den Wald herab und verbreiteten mit den Schwingen schlagend den Alarm. Die Wolfrudel kamen aus ihren Lagern gelaufen, die Bären aus ihren
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