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Tango der Leidenschaft

Tango der Leidenschaft

Titel: Tango der Leidenschaft
Autoren: ABBY GREEN
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wurde?“
    „Wohl kaum“, meinte er trocken. „Niemand übervorteilte je meinen Vater. Damals war er jedoch als Einziger bereit, ein Angebot für einen derart riesigen Besitz zu machen. Doch er sorgte auch dafür, dass er im Gegenzug bekam, was er wollte. Ihm lag viel an einer standesgemäßen Heirat seines Sohnes – also mir – mit einer Frau aus angesehener Familie – also dir . Die Millers haben in Buenos Aires immer noch einen guten Namen, auch wenn ihr Vermögen inzwischen ziemlich zusammengeschrumpft ist. Dein Großvater erhielt damals nur den halben Preis für seinen Besitz. Nach dem Willen meines Vaters bekommt deine Familie die andere Hälfte erst am Tag deiner Hochzeit, also an deinem einundzwanzigsten Geburtstag.“
    Isobel wurde schwindelig. Zwar kannte sie, seit sie siebzehn war, diese Abmachung. Sie hatte also gewusst, dass dieser Tag einmal kommen würde. Aber sie hatte den Gedanken daran einfach verdrängt, in der Hoffnung, dass er niemals Wirklichkeit würde. Außerdem lag das damals alles noch in weiter Ferne: Sie war zu der Zeit in England, besuchte eine höhere Schule und lebte bei der Familie ihres Vaters.
    Doch jetzt hatte die Realität sie eingeholt, und sie musste sich ihr stellen. Isobel spürte, wie Panik in ihr aufstieg und ihr die Kehle zuschnürte. „Es ist doch nicht meine Schuld, dass Großvater damals auf diesen Handel eingegangen ist.“
    Die Rückkehr nach Buenos Aires war ihr sowieso schon schwergefallen. In der ziemlich konservativen feinen Gesellschaft von Buenos Aires hatte sie sich nie sehr wohl gefühlt. Und seitdem sie in England die bodenständige, unkomplizierte Verwandtschaft ihres Vaters kennengelernt hatte, schon gar nicht. Eigentlich wollte sie nach dem Abschluss der Schule in Europa bleiben und sich ihrer großen Leidenschaft widmen, dem Tanz. Allerdings wusste ihre Familie noch nichts von ihrem Entschluss.
    Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, das Leben einer verwöhnten Millionärsgattin zu führen. Sie verstand nicht, wieso viele junge Frauen aus ihrem Bekanntenkreis genau das taten. Dabei hatten sie die exklusivsten Schulen der Welt besucht!
    Don Rafael Ortega Romero lachte kurz und scharf auf. Seine weißen Zähne blitzten. Isobel zuckte bei dem harten Lachen zusammen. „Bist du wirklich so naiv, kleine Isobel Miller? Unsere Gesellschaft basiert auf Verbindungen, die aus Berechnung und Bequemlichkeit geschlossen werden. Seit Generationen werden so Ehen arrangiert.“
    Da war wieder dieses vernichtend zynische Lächeln. „Wenn wir alle an die Liebesheirat glaubten … Mein Gott, dann würde die ganze Hierarchie zusammenbrechen und bald Anarchie herrschen.“
    Im leicht zerknitterten Smoking, mit offenem Hemd und lässig gebundener Smokingschleife, umgeben von einer Aura rauer Sinnlichkeit, wurde der begehrteste und am schwersten zu erobernde Junggeselle von Buenos Aires seinem arroganten und skrupellosen Ruf mühelos gerecht. Die Hände tief in die Taschen seiner hervorragend geschnittenen schwarzen Hose vergraben, präsentierte sich Rafael Romero als ein Prachtexemplar von Dominanz und unerschütterlicher Männlichkeit.
    Isobels Angst wuchs und mit ihr ihre Wut. Mit zusammengebissenen Zähnen zischte sie: „Ich bin weder klein noch naiv. Das ist ja wie im Mittelalter! Wie kann jemand in der heutigen Zeit erwarten, dass ich einer Vernunftehe zustimme!“
    Als man vorhin Rafaels Ankunft gemeldet hatte, war Isobel ihren Eltern in die Eingangshalle gefolgt. Einen Moment lang hatte die Haustür offen gestanden und auch die Tür von Rafaels Auto. Bevor der Chauffeur den Schlag schloss und ihr so die Sicht raubte, konnte Isobel noch einen Blick auf ein langes, seidig glattes Bein und einen verführerisch hochhackigen Schuh im Wageninneren erhaschen.
    Die Zeitungen brachten oft Fotos von Rafael. Aber die hatten sie nicht auf die Wirkung vorbereitet, die er jetzt auf sie ausübte. Die Farbe seiner Haut war von einem dunklen Oliv, seine Haare waren so schwarz wie die finsterste Nacht und seine Augen dunkel wie die Sünde. Er hatte ein hartes, kompromissloses Gesicht mit einem beinahe grausamen Ausdruck, der aber durch einen dekadent sinnlichen Mund gemildert wurde. Es war der sinnlichste Mund, den Isobel je bei einem Mann gesehen hatte – selbst wenn die Lippen grimmig zusammengepresst waren, so wie jetzt. Mit einer fast zwanghaften Faszination hatte sie im Internet nach Informationen über ihn gesucht. Dabei erfuhr sie, dass man seine Geschäftsmethoden
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