Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taltos

Taltos

Titel: Taltos
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
wenn er die Gelegenheit ergriffen hätte. Wen kümmert’s. Wer kann schon einen Dragaeraner
    verstehen?
    Ich sagte: »Was hast du gehört?«
    »Wovon?«
    »Komm mir bloß nicht so.«
    Wenn er sich noch etwas länger blöd gestellt hätte, wäre ich drauf reingefallen, aber dann sagte er: »Nur, daß dich einer deiner Söldner abgezockt hat. Wer war es denn?«
    »Das ist egal, Nielar. Und sehr bald ist es sogar völlig egal.«
    »Klar.«
    »Wir sehen uns.«
    Ich verließ Nielars Geschäft und machte mich auf nach Süd-Adrilankha, ins Ostländerghetto.
    Loiosh, der auf meiner linken Schulter hockte, meinte:
    »Das spricht sich rum, Boß.«
    »Weiß ich. Ich muß was dagegen tun. Wenn sich jeder einbildet, er könnte mich ausnehmen, dann wird es auch so kommen.«
    Ich lief weiter und grübelte über alles nach. Mit nur ein bißchen Glück würde Morrolan mich zu Quion führen können. Aber würde er es auch wollen? Das wußte ich 21
    nicht.
    »Willst du deinen Großvater besuchen, Boß?«
    »Nee, ich glaube nicht. Nicht heute.«
    »Wohin dann? Nein, sag’s mir nicht. Ein Freudenhaus oder ein Gasthaus.«
    »Gut geraten. Ein Gasthaus.«
    »Und wer bringt dich nach Hause?«
    »Ich trink nur einen oder zwei.«
    »Ja, sicher.«
    »Schnauze, Loiosh.«
    »Boß, du gehst doch zum Schwarzen Schloß, oder?«
    »Wenn ich den Mut aufbringen kann. Jetzt laß mich nachdenken.«
    Ungefähr in dem Augenblick fing es zu nieseln an. Ich zog an meiner Verbindung zum Gestirn des Imperiums und erzeugte einen unsichtbaren Schutzschild über meinem Kopf. Die meisten Leute draußen hatten, wie ich sehen konnte, das gleiche getan. Wenige Ausnahmen, zumeist aus dem Hause der Teckla, rannten in Eingänge und warteten oder sie wurden naß. Die Straßen wurden ganz schön matschig, und ich nahm mir vor, Zeit zum Schuheputzen einzuplanen. Eigentlich müßte es einen Zauberspruch dafür geben. Den sollte ich demnächst mal lernen.
    Als ich Zweireben durchquert hatte und nach Süd-Adrilankha kam, hatte der Regen aufgehört, was ganz gut paßte. Nur sehr wenige Ostländer sind Zauberer, und so viel Aufmerksamkeit wollte ich nun auch nicht erregen.
    Natürlich hatte ich die Farben des Hauses Jhereg an, grau und schwarz, und Loiosh, der auf meiner Schulter ritt, reichte aus, um zu verkünden: »Seht, ein Hexenmeister!«, aber man muß es ja nicht noch schlimmer machen.
    22
    Etwa zu dem Zeitpunkt schnappte Loiosh einen meiner Gedanken auf und sagte: »Moment mal, Boß. Wen genau willst du nicht mitnehmen?«
    »Dich, Kumpel. Tut mir leid.«
    »Blödsinn. Du kannst doch nicht –«
    »Doch, kann ich. Man bringt keinen Jhereg mit, wenn man zu einem Dragonlord geht. Zumindest nicht beim Antrittsbesuch.«
    »Aber –«
    »Du bist nicht entbehrlich, du bist nicht dumm, und du bist nicht dabei.«
    Damit hatten wir etwas, worüber wir streiten konnten, bis ich das gesuchte Wirtshaus erreicht hatte, und damit war ich fürs erste abgelenkt. Es war nämlich so, daß ich wirklich Angst hatte. Ich wollte ganz und gar nicht dort hingehen, aber mir fiel nichts ein, wie ich darum herumkäme. Die Vorstellung, wie ich im Schloß
    auftauche, gelang mir einfach nicht. Aber wenn ich Quion nicht verfolgte, würde mein Ruf leiden, und im Jhereg bedeutet ein Ruf Geld und Sicherheit.
    Schließlich fand ich den Laden Bei Ferenk , und zwar genau dort, wo er auch sein sollte, trat ein und hielt erstmal inne, damit meine Augen sich an die
    vergleichsweise dunkle Umgebung gewöhnen konnten.
    Ich war noch nie dort gewesen, aber mein Großvater hat gemeint, das wäre der Ort, um guten Fenarianischen Branntwein zu trinken.
    Mir ist wesentlich deutlicher geworden, wie
    Dragaeraner denken, als ich feststellte, daß sie kein Wort für Branntwein haben, obwohl sie das Getränk kennen.
    Bei denen heißt es Wein, und ich vermute, sie müßten schon mit dem Abfüller bekannt sein, wenn sie wissen wollen, wie stark es war und wonach es schmeckt. Für 23
    mich schmeckt Branntwein nicht einmal annähernd so wie Wein, und vielleicht ist es bei Dragaeranern genauso.
    Der Punkt ist aber, daß es Dragaeraner nicht kümmert, ob die Getränke unterschiedlich schmecken oder daß die Art und Weise, wie man das eine erzeugt, nichts damit zu tun hat, wie das andere hergestellt wird; für sie zählt, daß beides alkoholische Getränke aus Früchten sind, folglich müssen sie auch gleich heißen. Interessant, nicht?
    Ostländer haben diese Schwierigkeiten nicht.
    Besonders Bei Ferenk nicht. Eine komplette
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher