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Taken

Taken

Titel: Taken
Autoren: Erin Bowman
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liegt jemand. Neben mir ist Bo in sein Selbstschutzritual verfallen, wiegt sich hin und her, trommelt mit den Fingern und summt sein Lied über die Beeren. Emma bückt sich, um Bree zu untersuchen, und ich lasse sie hinter mir und nähere mich vorsichtig dem gestürzten Ordensmann.
    Er ist jung und atmet schnell und flach. Brees Kugel hat ihn mitten in die Brust getroffen.
    »Ihr … kommt … hier … nicht lebend … raus«, keucht er.
    Ich sehe auf seine blutüberströmte Brust hinunter. »Bist du allein?« Er röchelt weiter. Ich halte ihm mein Gewehr vor die Augen. »Antworte mir. Bist du allein?«
    Er nickt und stößt noch ein paar Worte hervor. »Ihr … schafft es nicht … zurück«, japst er. »Frank … wird euch alle … töten … Alle Rebellen.«
    Ich beiße die Zähne zusammen und stoße mit dem Gewehr gegen seine Wange. Mein Finger streckt sich nach dem Abzug aus.
    »Tu es«, bettelt er. »Bitte.«
    Ich schieße nicht.
    »Bitte.«
    Ich werfe mir das Gewehr über den Rücken und laufe in die andere Richtung. Neben Emma falle ich auf die Knie. »Wird sie es überleben?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortet sie. »Der Schuss hat nur ihren Arm getroffen, aber sie hat viel Blut verloren. Und durch den Schmerz gerät sie in einen Schockzustand.«
    Ich hebe Bree auf die Arme und stoße Bo mit dem Stiefel an. »Kommen Sie, wir gehen.«
    Er wiegt sich weiter vor und zurück, hat die Hände auf den Kopf gelegt und summt.
    »Bitte, Bo«, drängt ihn Emma.
    Als Emma ihn berührt, reißt er sich aus der Trance, in die er in seiner Panik verfallen ist, und wir sind wieder unterwegs. Geduckt betreten wir das Parkdeck, drücken uns mit dem Rücken an die hintere Wand und versuchen, uns nicht sehen zu lassen. In dem Raum herrscht reges Treiben. Fahrzeuge manövrieren zwischen den Männern umher und rollen zum Ausgang, zu den Unruhen in der Stadt.
    »Bree wird uns nicht fahren können«, meine ich zu Bo. Sie hängt jetzt schwer in meinen Armen, und ihr Blut fühlt sich auf meiner Haut klebrig an. Ich betrachte die verschiedenen Wagen vor uns. »Welche davon können Sie steuern?«
    »Ich kann gar nicht fahren«, erklärt er. »Aber wie schwer kann das schon sein? Mit den Händen steuern und mit den Füßen beschleunigen und anhalten. Den Rest reime ich mir schon nach Bedarf zusammen.«
    Ich bin skeptisch, aber nicht in der Position, Einwände zu erheben. Wir schleichen auf einen dunkelgrünen Wagen zu. Bo öffnet die rückwärtige Tür, und ich lege Bree auf die Sitzbank. Als ich sie auf die lederne Unterlage schiebe, erschauert sie.
    Bo findet die Schlüssel unter dem Sitz, und Emma und ich steigen hinten ein. Ich sehe Bree an. Ihre Brust hebt und senkt sich noch.
    »Kannst du sie gesund machen?«, frage ich Emma. Sie wirkt so unsicher, dass es mich fast zerreißt. »Bitte, Emma. Du musst sie retten.«
    Der Wagen macht einen Satz nach vorn. Niemand hält uns auf. Wir sind nur ein Auto von vielen, die wegen des Aufstands im Einsatz sind. Als wir nach draußen gelangen, wo es inzwischen dunkel geworden ist, beugt sich Emma über Bree und öffnet ihre Tasche.
    Als wir die Wälder erreichen, ist es vollständig finster geworden.
    Bos Fahrweise ist, vorsichtig ausgedrückt, turbulent, und Emma hat mit dem Ruckeln und den abrupten Bewegungen des Autos zu kämpfen, während sie Bree versorgt. Sie entfernt die Kugel – eine Fertigkeit, die sie sich bei der Arbeit im Krankenhaus von Union Central angeeignet haben muss – und richtet dabei ein regelrechtes Blutbad auf Brees Arm und dem Autositz an. Bree verliert das Bewusstsein, aber Emma näht die Wunde, verbindet sie und erklärt mir, sie habe ihr Bestes getan. Bo folgt einer unbefestigten Straße, die sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelt, und fährt uns so weit wie möglich, bis der Wald immer dichter wird und wir schließlich den Wagen stehen lassen müssen.
    Ich nehme Bree auf den Arm, setze mich an die Spitze und gehe in die Richtung, die ich für die richtige halte. Da ich sie trage, komme ich nur langsam voran, was mir zu viel Zeit lässt, über Harvey nachzudenken. Wir haben ihn zurückgelassen. Obwohl wir nicht wussten, ob er tot, lebendig oder gefangen war, sind wir ohne ihn geflohen.
    Schließlich meint Bo, wir müssten ausruhen. »Nur Bree kennt den Rückweg«, argumentiert er. »Wir sollten ein Nachtlager aufschlagen.«
    In der Ferne ist gerade noch die Kuppel von Taem zu erkennen, und gelegentlich hören wir eine Explosion oder Schüsse. Diese Nähe ist
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