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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price
Autoren: Die Elfling Saga
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Boden zusammengesackte Leiche seines Vaters, und immer noch ergab der Anblick keinen Sinn. Niemand konnte so liegen und seinen Kopf verstecken. Dann sah er den Kopf – er berührte den Körper nicht mehr. Zwischen ihm und den Schultern befand sich Boden. Wirklich seltsam. Jenseits des Kopfs sah er die hingestreckte Hand seines Vaters, die immer noch das Schwert hielt. Das mit einem Granatkreuz verzierte Goldmedaillion flackerte unbeständig im Feuerschein.
    Er ging gerade durch die Blutlache seines Vaters. Sein Ziel war das Schwert. Er erreichte es, beugte sich hinab und nahm es aus der noch warmen Hand seines Vaters. Unwin gab es mühelos frei.
    Das Schwert war zu lang und schwer für ihn, aber nun gab blinde Wut ihm Kraft. Er hob seinen Kopf und sah Elfling in seiner Nähe stehen, einen blauen Mantel um die Schultern. Seine langen Haare fielen über den blauen Stoff hinab. Ein alter Mann mit einem grauen Bart und einem geschwollenen, hässlichen Gesicht setzte Elfling gerade wieder die Stechpalmenkrone auf.
    Godwin war früher schon wütend gewesen, hatte die Kontrolle über sich verloren, sodass er weder sehen noch hatte denken können. Nun suchte er sich die Stelle aus, in die er das christliche Schwert jagen würde – Elflings Unterleib. Er wusste genau, wie er es einmal drehen würde, wenn er es erst einmal hineingejagt hatte. Er ließ seinen Verstand den Körper lenken, sammelte all seine Kraft, die Geschwindigkeit und Geschicklichkeit, die er benötigte. Und dann griff er an.
    »God–!« Wulfweard schrie und bewegte sich zu spät. Kendidra, die sich immer noch einen Weg durch die verängstigten, abgestumpften Männer kämpfen musste, hörte seinen Ruf und schrie laut auf, wortlos vor Wut und Entsetzen.
    Elflings Kopf drehte sich blitzschnell, und er schaute Godwin direkt in die Augen.
    Ein harter Schlag ins Gesicht. Ein schwindelerregendes Gefühl des Fallens. Godwin sah über sich in den Dachsparren den Feuerschein näherkommen und entschwinden, weit über ihm, und hörte das Geräusch des Schwertes, als es auf den Boden prallte. Er versuchte, das Schwert zu heben, und spürte, wie seine Arme durch ihr eigenes Gewicht am Boden festgenagelt waren. Er schnappte nach Luft, und sein Atemzug hörte sich für ihn wie das Reißen von schwerem Stoff an. Seine Lunge verwandelte sich in Holz – sie wollte sich nicht mit Luft füllen, und seine Rippen wollten sich nicht bewegen. Atemlos spürte er, wie sein Herz immer schneller und immer höher schlug. Er wollte um Hilfe rufen, brachte aber keinen Ton hervor. Er wusste nicht, was geschehen war. Er konnte sich kaum daran erinnern, warum sich ein Schwert in seiner Hand befand. Es war so, als ob der Schlag, der ihn niedergeworfen hatte, auch seine Erinnerung weggewischt hätte.
    Der Schwertgriff wurde ihm aus der Hand genommen, und Wulfweards Gesicht erschien über ihm, dann das seiner Mutter. Er wurde halb vom Boden hochgehoben, als seine Mutter ihn an sich drückte, seinen Namen plapperte und ihn küsste. Er konnte sich immer noch nicht bewegen. Er bekam keine Luft, konnte weder einen Ton herausbringen noch seine Lippen zu einem Wort formen. Als er aus der Umarmung seiner Mutter um sich blickte, sah er, wie ihn dunkle Löcher anstarrten und nasenlose Gesichter mit breitem erdfarbenem Grinsen. Er sah für einen Augenblick ein geschwollenes Gesicht über sich gebeugt, das ihn mit einem hervorquellenden Auge böse anstarrte und ihm die Zunge rausstreckte.
    Und dann erschien Elflings Gesicht, Wulfweards so ähnlich, aber kälter, klarer. Sein Blick lag mit festem Druck auf Godwins Gesicht. In seinem Geist begann sich Godwin zu wehren, mit aller Macht, um dem Gewicht dieses Blicks zu entkommen – aber wie sehr er sich auch bemühte, er konnte sich weder bewegen noch ein Geräusch von sich geben.
    Jarl Ingvald und Ingvi waren zu ihnen gekommen, als ob sie schüchtern oder wegen der toten Krieger verängstigt wären. Ingvald kniete neben Kendidra und bewegte zärtlich den Kopf des Kindes, ergriff die Arme und versuchte, sie zu strecken, versuchte, die Fäuste zu öffnen. Er sah Kendidra in die Augen und wandte sich an Wulfweard. Elfling schaute er nicht an.
    »Ein Elfenfluch«, sagte er flüsternd, damit nur Kendidra es hören konnte.
    Kendidra biss die Zähne zusammen und stand mit Godwin in den Armen auf. Sowohl Wulfweard als auch Ingvi wollten ihr zur Hilfe kommen, aber Ingvald stand ihr näher. Er trug den größten Teil des erschlafften Körpers, aber Kendidra wollte
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