Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price
Autoren: Die Elfling Saga
Vom Netzwerk:
hielt. Sein Blick wanderte über umgestürzte Bänke und Tische, Essen, Becher, hingeworfene Schüsseln, vergossene Getränke. Waffen und Schilde blinkten, wo sie gefallen waren. Männer kauerten auf den Wandbänken oder starrten ihn an. Die Lebenden standen neben den Toten. Ein blutgetränkter Boden und ein kopfloser Körper. Je mehr er sah, umso mehr musste er lächeln, bis er lachte – und ein alter Graubart schaute zu ihm auf und erwiderte sein Lachen.
    Elfling beugte sich vor, und während er das Kind gut festhielt, rief er: »Lasst euch das Fest nicht durch einen Streit verderben!«
    Die Lebenden hörten ihm verwirrt und schweigend zu. Die Toten schlugen mit den Speerenden auf den Boden.
    »Richtet das Fest für die Toten an! Ist es etwa nicht Jul? Bedient meine Gäste!«
    Eine Frau rannte zwischen den schweigsamen Menschen hin und her – Ebba. Sie eilte zu einer Bank und hob sie auf, lief zu einer weiteren und stellte sie richtig hin und winkte anderen, ihr zu helfen.
    Wulfweard ging verwirrt von der Treppe zum Podest, stellte Wodens Versprechen am Rand auf und half Ebba. Andere lebende Menschen eilten nun herbei, stellten die Tische wieder auf die Beine, hoben Hörner und heruntergefallene Speisen auf. Ein Mann nahm einen Mantel von einer Bank und warf ihn Wulfweard um die Schultern.
    Elfling trug Godwin die Treppe hinauf. Die Tür der privaten Gemächer schlug hinter ihm zu, nachdem Kendidra ihm hineingefolgt war.
    Ebba sprang zu den toten Menschen, nahm sie bei der Hand und führte sie zu den Bänken. Wenn sie sich gesetzt hatten, küsste sie ihre Gesichter und drückte ihnen Hörner in die Hand. Die Lebenden beobachteten sie ehrfürchtig: Sie war wahnsinnig.
    Wulfweard fand einen Krug, der nicht ausgeleert worden war, und füllte Hörner, die Knochenhände ihm entgegenstreckten. Die dazugehörigen Gesichter hatten anstelle von Augen Löcher, anstelle von Nasen Löcher. Ihre Lippen waren verschrumpelt, dass alle Zähne zu sehen waren, oder sie hatten gar keine Lippen. Aber es waren seine Leute, sein Volk.
    »Bringt mehr Getränke. Und Brot.« Einige der Lebenden eilten sich zu gehorchen. Wulfweard schenkte weiter Wein aus, und als er die Tische entlangblickte, erkannte er am Ende unter den Toten einen Mann, der ihn anstarrte.
    Unwin.

EIN NEUES WEBWERK

    Es war ein seltsames Julfest. Der Gestank von Graberde mischte sich mit dem Duft von Brot und gebratenem Fleisch.
    Es war kurz vor Sonnenaufgang, als Elfling mit Kendidra an seiner Hand herunterkam. Er wirkte müde, und sein Gesicht war angespannt. Tote Männer standen auf, um ihn zu Tisch zu geleiten und ihm ein Horn Met in die Hand zu drücken.
    Nun ließ Elfling die Lebenden neben den Toten sitzen, platzierte Ingvald und Ingvi neben Kriegern, die im Kampf gegen ihre Großväter gefallen waren, und lebende Waliser neben längst verstorbene Feinde. Kendidra rief ihre Mädchen zusammen und führte sie die Tische entlang, um die Hörner füllen zu lassen und Brot zu reichen.
    Die Trinkhörner wurde von Händen aus Fleisch und Blut an Hände aus Knochen weitergereicht. Lebendige Augen starrten in leere Augenhöhlen. Lippen zogen sich lächelnd über Zähne zurück, um ein Grinsen zu erwidern, das keine Lippen hatte.
    Wulfweard sah am Tischende den aschfahlen, kalten Blick seines Bruders Unwin. Nicht einmal Elfling konnte diesen Blick lange erwidern.
    Vögel zwitscherten oben im Strohdach und kündigten den nahenden Wintermorgen an. Dann führte Elfling die Prozession hinaus in die morgengraue Kälte, durch die Straßen und an den Obstgärten vorbei zum Gräberfeld. Die Toten legten sich in die Gräber nieder, und die Lebenden glätteten die Erde über ihnen.
    Bei Sonnenaufgang legten sich die müden Lebenden auf den Saalboden und schliefen, schliefen fast wie die Toten, um beim Aufwachen zu denken, dass sie seltsame und furchterregende Träume hatten.
    Ebba schlief nicht. Sie wanderte vom Gräberfeld zum Wald, und ihre Füße und Hände waren wie erfroren und kribbelten vor Kälte. Sie durchstreifte die Straßen der Burg und kam zu dem geschleiften Grund des Götterhauses. Dort krabbelte sie an die Stelle, wo die große Woden-Figur so lange Zeit gestanden hatte.
    Was sie gesehen hatte!
    Als sie dort saß, wickelte sie ihre kalten Füße in den Saum ihres Rocks ein, und versuchte, sich die Wände des Götterhauses um sich herum vorzustellen. Sie wusste, es würde wieder aufgebaut werden. Auch die Götterfiguren würden zurückkehren.
    Im Götterhaus konnte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher