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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet
Autoren: Friederike Schmöe
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Startsignal warteten.
    »Wie weit schwimmt ihr?«, rief sie in das dunkle Wasser, in dem sich an die hundert Fackeln spiegelten.
    »Bis zur Konzerthalle. Wollen Sie mit?«
    »Heute nicht.«
    Zwei Schwimmer spannten ein Transparent zwischen sich auf: ›Wir verteidigen das Hainbad‹. Katinka sah einen Fotoreporter vom Fränkischen Tag am anderen Ufer herumstromern, wo sich das Land zu einer Insel verdickte und bis weit unter die Obere Rathausbrücke reichte. Ein paar Enten flogen auf und landeten wütend schnatternd im Wasser.
    Jemand sprach durch das Megafon: »Willkommen, alle miteinander. Unsere heutige Aktion drückt den Willen der Bamberger Bevölkerung aus, unser Hainbad in seiner heutigen Form zu erhalten und das völlig absurde Badeverbot ein für alle Mal auf den Schrottplatz zu werfen.«
    Applaus. Fotoapparate blitzten. Der Redner machte noch eine Weile weiter, während einige Schwimmer einen mit einer Gummiente geschmückten Plastiksarg, auf dem ›Badeverbot‹ stand, in Position rückten.
    Katinka beschloss, sich das Spektakel von der Markusbrücke ein Stück den Fluss runter aus anzusehen. Sie drängte sich durch die Menge und lief die Kapuzinerstraße entlang. Als sie zur Markusbrücke kam, befanden sich die Schwimmer bereits auf halbem Weg. Die alten Fischerhäuser im romantischen Klein-Venedig waren allesamt mit Lichterketten und Weihnachtsdekoration geschmückt.
    »Kitschig, aber schön, oder?«, fragte jemand neben Katinka.
    »Dante Wischnewski. Wie bewegen Sie sich in der Stadt fort, flutschen Sie aus den Gullis?«
    Er lachte. »Es gilt, sich die besten Plätze rechtzeitig zu sichern.«
    »Wenn Sie so weiterschreiben, sägen Sie sich den Zweig ab, auf dem Sie balancieren.«
    »Hübsch gesagt. Aber ich bleibe ohnehin nicht lange beim FT. Sie wissen ja, die Wissenschaft ruft mich«, erwiderte Dante Wischnewski. Er trug eine Mütze mit Ohrenklappen und sah einfach verrückt aus.
    »Mir schlottert das Trommelfell«, entgegnete Katinka.
    Die ersten Schwimmer hatten die Brücke bei nahe erreicht und wurden mit großem Hallo empfangen.
    »Was treibt der denn da!« Katinka sah gebannt auf einen Mann, der zum Ufer hinuntertaumelte, gekrümmt, eine Hand vor den Bauch gepresst, die andere ausgestreckt, als suche er Halt.
    »Da stimmt was nicht! Dante!« Katinka löste sich aus der Menge, rannte von der Brücke und bog rechts zum Ufer ab. Der Mann hatte die Wasserlinie beinahe erreicht. Er übergab sich, stolperte jedoch weiter, als wolle er in den Fischerkahn springen, der knappe zwei Meter vom Land entfernt festgemacht war und in der Strömung trieb.
    »Halt, warten Sie!«, schrie Katinka. Hinter sich hörte sie Dante die Böschung herunterschlittern.
    Der Mann reagierte nicht. Er richtete sich kurz auf, keuchte, ließ ein durchdringendes Stöhnen hören und kippte dann in den Fluss, mit dem Gesicht nach vorn.
    Katinka ruderte mit den Armen. Sie stand schon im Wasser, winkte den Schwimmern, ihr zu helfen, den leblosen Körper an Land zu ziehen. Dante tauchte an ihrer Seite auf. Gemeinsam mit einem der Schwimmer, der aus dem Wasser gestiegen war, versuchte er es mit Mund-zu-Na se-Beatmung. Doch ohne Erfolg. Der Mann war tot. Dante schloss ihm die erstaunten Augen. Aus Richtung Löwenbrücke hörte Katinka ein Martinshorn. Frustriert und zitternd vor Kälte kletterte sie die Böschung zur Straße hinauf.

    In Franken scheinen in diesem Advent eine Meng e Protestler auf dem Kriegspfad zu sein . Geht es bei den Morden womöglich um ein höheres Ziel ?

11. DEZEMBE R
    »Karl Spree ist ermordet worden.« Hardo
    betrachtete Katinka skeptisch. »Bist du o. k.?«
    »Ja, klar. Bisschen viel Morde in letzter Zeit.«
    »Und kalte Füße.« Hardo wog eine Akte in der Hand. »Wieder Digitalis. Außer Punsch und Fingerhut hatte das Opfer nicht viel im Magen.«
    »Gibt’s nicht.«
    »Gibt’s doch.« Er warf das Konvolut auf seinen Schreibtisch und kramte in einer Schublade herum.
    »Hardo, das Komische ist: Ich glaube, ich kenne den.«
    Hardo hob den Kopf. »So?«
    »Wenn mich nicht alles täuscht, war dieser Karl Spree auch bei Caro Terentos Bamberger Kochkurs dabei. Er brutzelte ein Hähnchenbrustfilet alla barbaresca und war ziemlich verblüfft, als die Ofenstallerin ihren Veitstanz aufführte und sich an sein Knie schmiegte, während sie miaute wie eine Katze.«
    »Bist du sicher, dass er den Kochkurs mitgemacht hat?«
    »So sicher, wie man sein kann, wenn man denselben Typen tot aus dem Fluss fischt.«
    »Verdammt.
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