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Süße Träume: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Süße Träume: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Titel: Süße Träume: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)
Autoren: Lindsay Gordon
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gießen.
    »Ja«, sagte er. »Genau.«
    Ich vögelte ihn an diesem Abend nicht, obwohl ich Lust dazu gehabt hätte. Auf diese Weise bestrafte ich mich dafür, dass ich genau wie alle anderen Lehrlinge am John Dee war; geil und verwirrt. Stattdessen ging ich nach Hause und las weiter in meinem Fantasy-Roman, der mir mit jeder Seite weniger gefiel. Das Leben dieser Leute war einfach; keiner von ihnen lief herum und schwärmte für seinen Lehrmeister. Ihre Magie war Mist. Alles in allem war das Buch so faszinierend wie die Wettervorhersage von gestern.
    Hoffentlich würde ich mich besser fühlen, wenn Alberich zur richtigen Magie kam. Aber er hatte es nicht eilig, akademische Fortschritte zu machen. Während die Tage kälter wurden und das Semester sich dahinschleppte, stellte unser Meister uns Aufgaben, die auch in die Theater-AG an meiner alten Schule gepasst hätten. Wir warfen uns unsichtbare Bälle zu; liefen zu einem unregelmäßigen Rhythmus, den wir erraten mussten, hin und her durch den Raum; und als Hausaufgabe studierten wir Lyrik – seitenweise. Alberich behauptete, das entwickle die Konzentration, und ärgerte sich maßlos, wenn es uns nicht gelang, fünfseitige Balladen fehlerfrei auswendig aufzusagen. Wenn er sich aufregte, wurde das falsche Tageslicht im Hörsaal trübe. Ich vermutete, dass er sich dessen nicht bewusst war.
    Bis jetzt hatten wir uns die ganze heutige Stunde erfolglos an einer ärgerlichen Übung abgemüht, die Alberich den Spiegel nannte. Susan und ich hatten einander in der Mitte des Raums gegenübergestanden und abwechselnd versucht, die Handlungen der anderen vorherzusagen. Ihre Aufgabe war es, kleine, einfache Bewegungen zu vollführen – den Arm heben, die Hand zu schütteln, die Zunge herauszustrecken –, während ich gleichzeitig dasselbe tun musste. Nicht einen Moment später; unsere Bewegungen mussten vollkommen gleichzeitig verlaufen. Als der entnervte Alberich dieser Folter endlich ein Ende machte, war es mein einziger Trost, dass Susan sich auch nicht besser geschlagen hatte als ich. Dieser Gedanke bereitete mir weit mehr Vergnügen, als das bei einer reifen Persönlichkeit der Fall sein sollte.
    Seine nächsten Worte bereiteten mir erneut eine mit Schuldgefühlen vermischte Freude. »Meg«, sagte er, »ich möchte, dass Sie nach vorn kommen und den Spiegel mit mir durchführen. Susan, Sie kommen auch gleich an die Reihe, aber inzwischen möchte ich, dass Sie Ihren Stuhl zur Wand drehen und sich mit etwas anderem beschäftigen. Versuchen Sie, nicht zu spicken.«
    Wie eine errötende Braut trat ich in den Gang zwischen den Pulten. Das Weiß von Alberichs gestärktem Hemd blendete mich.
    »Ich glaube, es könnte Ihnen einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben, wenn sie die Übung mit mir machen«, erklärte er und legte mir eine Hand auf die Schulter.
    Oh, Sie können darauf wetten, dass ich es gern mit Ihnen tun würde, dachte ich und versuchte, nicht vor Vergnügen zu schnurren.
    Seine Hand drückte mich herunter, sodass ich langsam zu Boden ging. Er folgte mir, und bald saßen wir einander in der Hocke gegenüber. Durch meine dünnen Strümpfe hindurch spürte ich den rauen Stoff seiner Jeans. Kurz täuschte ich Sittsamkeit vor und zupfte schwach an meinem Rocksaum, aber er war nicht lang genug, um meine Knie zu bedecken. Mein Herz summte wohlig.
    »Sie werden wissen, was Sie zu tun haben«, sagte Alberich. »Ich verspreche Ihnen, dass es einfach ist, sobald Sie den Kniff raushaben.«
    Danach verstummte er und überließ es mir, die ruhige Stelle in meinem Kopf zu finden, wo mein gesamter Vorrat an Intuition und Konzentration schlummerte.
    Die Erlaubnis, ihn direkt anzustarren, war ein echtes Wunder. Seine schwarzen Augen waren mir so nahe, dass es mir vorkam, als hörte ich seinen Blick als samtige Stimme in meinem Kopf.
    Seine Lippen bewegten sich. »Verbindung aufnehmen«, befahl er.
    Ich sah ihn an, wagte zum ersten Mal, ihm direkt ins Gesicht zu sehen, richtig hinein , und es genau zu mustern, während ich mir bewusst war, dass er im selben Moment auch meines betrachtete. Etwas bewegte sich in seinen Augen, aber ich wusste – obwohl ich keine Ahnung hatte, wie oder warum –, dass das ein Trick war. Seine Gliedmaßen blieben regungslos, und so hielt ich ebenfalls still. Da war eine Verbindung, wie eine elektrische Ladung, und das war äußerst verstörend, so wie ein unerwartetes Geständnis.
    Alberichs Bewegungslosigkeit brachte mich aus der Fassung.
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