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Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Titel: Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse
Autoren: TERRI BRISBIN
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wohl, Maddy.“
    Sobald David wieder allein war mit seinen Eltern, wandte er sich entschlossen an sie. „Ihre Mutter arbeitete als Hausmädchen in unserem Londoner Haus. Sie fiel mir sofort auf, als ich damals von der Universität nach Hause kam. Da sie meine Avancen nicht abweisen konnte, blieb ihr keine Wahl, als sie zuzulassen. Sie wurde entlassen, sobald ihr Zustand offensichtlich wurde. Bedauerlicherweise war ich damals auf dem Kontinent und wusste nichts davon.“
    „Du bist nicht der erste Mann von Adel, der ein Mädchen kompromittiert, Treybourne. So etwas kommt nun mal vor. Aber wir sprechen nicht darüber“, bemerkte sein Vater entrüstet.
    David sah ein, dass er sich zu viel erhofft hatte. Er hatte geglaubt, sein Vater werde ein Einsehen haben, wenn er der namenlosen Armut ein Gesicht gab – noch dazu ein Gesicht, das dem seiner eigenen Tochter so ähnelte. Doch es hatte nichts genützt, und nun war es Zeit, alles zu einem Ende zu bringen.
    „Ich fand Sarahs Spur, als ich wieder nach London kam, doch da war es schon zu spät. Sie hatte bei der Geburt das Leben verloren, und Maddy war ein schwächliches Kind. In den ersten drei Jahren stand zu befürchten, sie würde nicht überleben.“
    „Du kommst seit damals für sie auf?“
    „Ja, für sie und andere Frauen, die dasselbe erlitten hatten wie Sarah.“
    Sein Vater war sekundenlang sprachlos. „Heißt das, du benutzt die Gelder aus meinem Besitz, um Armenhäuser zu finanzieren?“, brüllte er.
    „Ja“, antwortete David ungerührt. „Das und sehr viel mehr. Und ich werde damit fortfahren.“
    „Das ist alles die Schuld von dieser Frau in Edinburgh“, schimpfte sein Vater.
    „Annas? Nein, es ist meine Schuld, aber ich besitze ein Gewissen und gedenke nicht, diese Schuld ungesühnt zu lassen.“ Er wandte sich ab und ging zur Tür.
    „Du beabsichtigst, sie zu heiraten?“
    „Wenn sie mich haben will. Übrigens, Sir, sollten Sie mich erreichen wollen, mein Sekretär kann Ihnen mitteilen, wo ich mich aufhalten werde.“
    „Wenn du jetzt gehst, Treybourne, werde ich …“
    „Nein, Sir, das werden Sie nicht. Sie können mich nicht erpressen, und sollten Sie Anna in irgendeiner Weise belästigen, werde ich ihr meine Dienste anbieten und ihr mein ganzes Wissen über die Pläne Ihrer Partei zur Verfügung stellen.“
    Das schien zu wirken, denn sein Vater öffnete zwar den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Sicher wird er versuchen, mich wieder gefügig zu machen, dachte David, doch er wusste, dass er nichts mehr zu fürchten hatte. Und schon bald würde er in den Genuss seines Erbes kommen.
    Nachdem er seine Mutter auf die Wange geküsst hatte, verließ er den Raum und machte sich im Laufschritt auf zur Kutsche. Die schwierigere Begegnung stand ihm noch bevor, doch für ihn es war auch die bei Weitem wichtigere.

21. KAPITEL
    Anna hörte den Aufruhr im vorderen Büro der „Gazette“ und hoffte, dass Lesher sich darum kümmern würde. Ihr riss in letzter Zeit sehr leicht der Geduldsfaden, worüber sich auch Tante Euphemia in den letzten Wochen schon öfters beschwert hatte. Nathaniel floh vor Annas schlechter Laune in einen neuen Klub, der neulich eröffnet worden war und wo „ein Mann Zuflucht finden und über sein politisches Streben diskutieren kann“, wie er es beschrieb. „Ein Ort, wo ein Mann sich betrinken, fluchen, sein Geld verspielen und sich vor seiner Ehefrau verstecken kann“, waren die Worte, die Anna benutzt hatte.
    Ein Teil ihrer bedrückten Stimmung ließ sich auch darauf zurückzuführen, dass ihr Clarinda sehr fehlte. Sie und Robert waren zurück in die Highlands gereist, hatten Anna allerdings vorher noch eine wundervolle Neuigkeit mitgeteilt – im Frühling erwarteten sie ihr nächstes Kind.
    Anna seufzte in Erinnerung daran. Ihr Bemühen um die Armen und Bedürftigen hatte früher einmal ihr ganzes Leben erfüllt und ihm Sinn und Freude geschenkt. Doch nun schienen die Worte in ihren Artikeln so nichtssagend zu sein und sie und ihr leeres Leben zu verspotten.
    Die Leserschaft ihrer Zeitschrift nahm mit jedem Monat zu. Die neuen Rubriken mit den Buchbesprechungen und Stellenanzeigen, die sie eingeführt hatte, fanden allgemein Anerkennung und Lob.
    Insgesamt war es ein sehr erfolgreiches Jahr gewesen. Einem zweiten Gebäude für die Schule stand nun nichts mehr im Weg und …
    Die Unruhe von nebenan schien zuzunehmen. Stimmen wurden laut, zornige Worte gewechselt. Anna konnte es nicht länger mit anhören.
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