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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Herr.«
    »Gelobt sei der Herr!« schrie die Herde.
    »Doch mein Werk ist nicht vollbracht. Ich werde den Kreuzzug fortsetzen, den Jackson begann. Wir werden den Krieg gegen den Abschaum gewinnen, der unsere Herzen und unsere Gedanken verpesten will! Diese Stimme wird nicht eher schweigen, als bis Amerika von dem Unrat gereinigt ist, der die Theater und Bücherregale füllt, und bis aus den Museen, die wir mit unseren Steuergeldern bezahlen, alle Pornografie verschwunden ist. Wir werden dieses Land zu einem Vorbild für alle anderen Länder der Welt machen, zu einem Land ohne Schmutz, einer Nation, deren Kinder in einer Welt voller Reinheit und Licht aufwachsen.«
    Zustimmender Jubel brach los. Die Polizisten hatten Schwierigkeiten, die Menge zurückzuhalten. Die Kamera schwenkte zurück und faßte die ganze chaotische Szene ins Bild. Ariel Wilde wurde, offenbar erschöpft und kurz vor dem Zusammenbruch, von ihrem Stiefsohn am Arm weggeführt. Wildes Gefolge schirmte sie beschützend ab.
    Ein paar Nahaufnahmen aus der Menge zeigten tränenüberströmte Gesichter, qualvoll zusammengekniffene Augen, Lippen, die sich in schweigendem Gebet bewegten. Die trauernden Jünger hakten sich ein und begannen Jackson Wildes Erkennungsmelodie zu singen: »Onward, Christian Soldiers.«
    Mit einer präzisen Handbewegung schaltete Tony Crowder den Fernseher aus. »Verdammte Heuchler. Wenn ihnen soviel an dem Wohlergehen ihrer Kinder liegt, warum sind sie dann nicht zu Hause und erklären ihnen, was richtig und was falsch ist, statt für einen toten Heiligen zu paradieren?« Er seufzte angewidert und machte eine Kopfbewegung zum Fernseher hin. »Wollen Sie sich wirklich in diesen Sumpf wagen, Cassidy?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Unter uns gesagt, es wird einen Riesenzirkus geben, vor allem,
wenn die Polizei anfängt, die Verdächtigen zusammenzutreiben.«
    »Worunter momentan etwa sechshundert Leute fallen – jeder, der gestern nacht in oder am Fairmont-Hotel war.«
    »Ich würde eher von zwei ausgehen – der Witwe und dem Stiefsohn.«
    »Die stehen auch auf meiner Liste ganz oben.« Cassidy grinste einnehmend. »Heißt das, ich habe den Fall?«
    »Vorübergehend.«
    »Kommen Sie, Tony!«
    »Vorübergehend«, wiederholte der Alte laut. »Die Sache ist heiß, und sie wird bestimmt noch heißer. Ich mag gar nicht daran denken, was passiert, wenn Sie Ariel Wilde provozieren. Sie wird genauso geliebt und verehrt wie ihr Mann. Sie könnten einen Aufruhr auslösen, wenn Sie sie tatsächlich für den Mord an ihrem Mann verhaften.«
    »Es wird bestimmt ein paar Scharmützel geben. Aber darauf bin ich vorbereitet.« Cassidy kehrte zu seinem Sessel zurück und setzte sich. »Man hat mir schon öfters Feuer unter dem Hintern gemacht, Tony. Das stört mich nicht.«
    »So ein Quatsch, das stört Sie nicht. Sie leben davon.«
    »Ich gewinne gern.« Cassidy schaute seinem Vorgesetzten in die Augen. Sein Grinsen verblaßte, bis seine Lippen zu einem dünnen, festen Strich zusammengeschmolzen waren. »Deshalb will ich diesen Fall, Tony. Ich will Ihnen nichts vormachen. Ich brauche einen Sieg. Und ich brauche ihn dringend.«
    Crowder kommentierte die Offenherzigkeit seines Proteges mit einem Nicken. »Es gibt weniger gefährliche Fälle, die ich Ihnen überlassen könnte, wenn es Ihnen nur um einen Sieg geht.«
    Cassidy schüttelte den Kopf. »Ich brauche einen großen Sieg, und Jackson Wildes Mörder vor Gericht zu bringen, wird der größte Coup in diesem Jahr, wenn nicht in diesem Jahrzehnt.«
    »Sie wollen also Schlagzeilen machen«, meinte Crowder stirnrunzelnd.
    »Sie kennen mich, deshalb lehne ich es ab, diese Bemerkung
durch eine Antwort aufzuwerten. Seit heute morgen habe ich einen Schnellkurs über Jackson Wilde belegt. Dieser Priester und das, wofür er steht, gefällt mir nicht. Ehrlich gesagt gibt es nichts, worin wir einer Meinung wären. Seine Version des Christentums stimmt nicht mit dem überein, was ich in der Sonntagsschule gelernt habe.«
    »Sie waren in der Sonntagsschule?«
    Cassidy ignorierte auch diesen Seitenhieb und redete unbeirrt weiter. »Egal, was ich von Wilde halte, er war ein Mensch und hatte ein Recht darauf, in Frieden alt zu werden. Jemand hat ihm dieses Recht verwehrt. Er wurde von jemandem getötet, dem er vertraut hat, und zwar als er nackt und schutzlos war.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Es gibt keine Hinweise darauf, daß die Türen zur Suite gewaltsam geöffnet wurden. Die Schlösser wurden nicht
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