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Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Titel: Sündhafte Begierde der Verdammnis II
Autoren: Yara Nacht
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Haus.
    Valentin konzentrierte sich, auch wenn es ihm durch die Müdigkeit schwerfiel. Sanft ließ er seinen Blick zu den Angehörigen der Verstorbenen schweifen, die in den ersten Bankreihen saßen und bittere Tränen der Trauer und des Unverständnisses vergossen. Im Hintergrund ertönte ein Chor zur klangvollen Orgelmusik, was schöne Erinnerungen in ihm zutage förderte. Doch er riss sich zusammen, nicht an Bastian zu denken. Geruhsam sah er sich weiter in der Kirche um. Sie war gerammelt voll. Sogar ganz hinten standen Menschen, die der Trauerfeier andächtig beiwohnten.
    Langsam ging er mit seinen Augen jede einzelne der Reihen durch. Dabei betrachtete er die verstörten Gesichter der anwesenden Dörfler. Es wunderte ihn, dass so viele Leute gekommen waren, schließlich hegten die meisten aufgrund der unschönen Gerüchte ziemliche Gräuel gegen ihn.
    Als die Musik und die hell erklingenden Stimmen verstummten, war auf einmal alles gespenstisch ruhig. Jeder lauschte seinen sanften Worten des Trostes, die er für die Angehörigen der Verstorbenen erübrigen konnte. Er bemühte sich wirklich, ihnen diese schmerzhaften Minuten in einem erträglichen Rahmen zu gestalten. Eine Weile gelang es ihm, den normalen Priesteralltag einkehren zu lassen. Doch die Stille kam vor dem Sturm.
    Am Ende der Trauermesse bemerkte Valentin die plötzlich eintretende Unruhe der Kirchengänger. Betroffen schaute er sich um. Ein Raunen drang von den hinteren Bankreihen zu ihm. Er bemerkte nicht sofort, was der Grund dafür war. Erst als er in das Antlitz eines überirdisch schönen Mannes sah, setzte sein Herz für einen Moment aus.
    Bastian!
    Bastian schritt elegant und ungeachtet der Dörfler, die ihn entsetzt musterten, zwischen den Bankreihen nach vorn. Beinahe reglos blieb er vor Valentin stehen, kniete andächtig vor diesem nieder und beobachtete ihn ehrfürchtig und mit buhlerischem Blick. Dann griff er nach Valentins Händen, streichelte zärtlich über dessen Finger und Handgelenke und küsste diese, ohne dabei seine Augen von ihm abzuwenden.
    Einigen der Anwesenden in den hintersten Reihen entlockte das Szenarium vor dem Altar ein lautes, erzürntes Schnauben, anderen wiederum offene Münder.
    Valentin war ebenfalls so schockiert über das Geschehen, dass er stumm und mit leicht geöffneten Lippen dastand und Bastian untröstlich ansah. Eigentlich hätte er mit den letzten Worten seiner Rede passend zur Beerdigung fortfahren sollen, doch stattdessen musste er nun vor Schock trocken schlucken. Seine Stimme versagte ihm endgültig. Bastian kniete noch immer vor ihm. Ein Blick in dessen Augen genügte, dass er ihn unweigerlich ihn seinen Bann zog. Das Gefühl in seiner Brust wurde so stark, dass er sich vehement zwang, sich von Bastian abzuwenden. Doch es gelang ihm nicht. Dessen Finger auf seiner Haut zu spüren, ließ ihn vor Sehnsucht erschaudern und löste ein unbeschreibliches Kribbeln in ihm aus. Kurz untersagte er sich Bastians Augenspiel und blinzelte mit gesenktem Haupt in die entsetzten Gesichter der Trauernden. Müde wandte er sich wieder von diesen ab. Warum tat Bastian ihm das an? Was versprach er sich davon?
    Er ertrug diese Schande nicht länger, da es sich nicht lohnte, weiter um diese Liebe zu kämpfen. Hastig entzog er sich Bastians Händen und drehte sich um. In gespielter Gelassenheit weihte er die Särge ein letztes Mal. Dann machte er einen ehrfürchtigen Knicks vor dem Tisch des Herrn und bekreuzigte sich.
    Nun hatte Bastian ihm endgültig sein Leben ruiniert.
    Liebe weg, Job weg, schwirrte es in Valentins Kopf. Wortlos richtete er sein Augenmerk wieder auf den immer noch knienden Bastian und starrte ihn flehend an. Dieser betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen, als müsste er über irgendetwas intensiv nachdenken, schenkte ihm aber trotzdem ein undefinierbares Grinsen. Oder war es gar Spott, der sich in seinen Augen widerspiegelte?
    Plötzlich wurden Bastians Gesichtszüge weicher, sodass es Valentin einen Stich mitten ins Herz versetzte. Enttäuscht sah er weg und flüchtete ohne ein weiteres Wort in die Sakristei. Sofort schloss er hinter sich ab. Völlig entkräftet und mit zerbrochenem Herzen glitt er mit dem Rücken an der Tür nach unten. Von draußen hörte er empörte Stimmen zu sich hereindringen. Er fragte sich, ob Bastian bereits aus der Kirche geflohen war.
    Eine volle Stunde verweilte er im Nebenraum, ehe er ins Pfarrhaus zurückging. Es war eine Schmach, die Bastian ihm angetan hatte.
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