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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht
Autoren: Tami Hoag
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nicht gekriegt, weil ich in Strumpfhosen gut aussehe, Chief.«
    »Leo auch nicht, das schwöre ich. Es gibt einige Dinge, ohne die ich ganz gut leben kann. Leo Kozlowski in Reizwäsche steht ganz oben auf dieser Liste. Aber er war ein Mordstyp. Kannte jedes gute Fischwasser im Umkreis von hundert Meilen.«
    Megan hatte das noch nie für eines der lebensnotwendigen Talente eines Kriminalers gehalten, aber sie behielt ihre Meinung für sich.
    Die Probe wurde offiziell für beendet erklärt. Die Teilnehmer verließen nach und nach den Raum. Natalie trieb sie wie ein Hirtenhund vor sich her. Ein paar Männer riefen Mitch noch einen Gruß zu. Er hob die Hand, ließ aber Agent O’Malley nicht aus den Augen.
    Er fragte sich, ob sie wusste, dass die Nummer ›Harter Brocken‹ wesentlich mehr prickelte, wenn sie nervös gewesen wäre. Es machte ihn neugierig, was sich wohl hinter diesem Panzer verbarg. Einen Faden, mit dem man spielen konnte, um zu sehen, wie er sich entrollte. Es lag in seiner Natur, an Rätseln zu arbeiten, ein Zwang, der in seinen Beruf passte. Er ließ es zu, dass das Schweigen sich ausbreitete, um zu sehen, wie sie reagierte.
    Sie ertrug seinen Blick und wartete ab, den Kopf leicht zur Seite geneigt, strich sich lässig ein paar freiheitsdurstige, dunkle Strähnen aus der Stirn. Die Farbe erinnerte ihn an Cherry Coke
    – fast Schwarz mit einem Hauch Rot. Sehr exotisch in diesem Landstrich voller Schweden und Norweger. Abgesehen von ihrem etwas energischen Kinn sah sie fast aus wie ein
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    entflohener Klosterzögling. Ihr Gesicht hatte diese
    Ernsthaftigkeit, die man sonst nur bei Novizinnen findet. Ein blasses Oval mit Haut wie frische Sahne und Augen so grün wie die Rennbahn in Killarney. Hübsch. Jung. Mitch fühlte sich mit einem Mal wie hundert.
    »Also«, begann Megan. Was sie jetzt brauchte, war ein Ende dieses Gesprächs, Rückzug, neu sammeln, morgen wieder
    zurückkommen, wenn sie sich stärker fühlte und er ein bisschen mehr anhatte als lange Unterhosen. »Es ist schon spät. Ich kann morgen wieder vorsprechen.
    Da haben wir mehr Zeit. Sie werden Ihre Uniform tragen …«
    Da war wieder dieses schiefe Grinsen. »Ist Ihnen das peinlich, Agent O’Malley?«
    Megan fixierte ihn mit grimmiger Miene. Ihr Augenlid zuckte, was den Effekt ruinierte. »Es gehört nicht zu meinen
    Gewohnheiten, Geschäftliches mit Männern in Unterhosen zu regeln, Chief Holt.«
    »Ich tu Ihnen gern den Gefallen und zieh sie aus«, sagte er und kratzte sich am Arm. »Kommen Sie mit in mein Büro, dann schaffen wir die Wursthaut beiseite.«
    Er machte sich auf den Weg und streckte eine Hand aus, als hätte er vor, sie ihr auf die Schulter zu legen. Megan machte einen Satz zur Seite. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Sie war müde, streitsüchtig, auf keinen Fall in der Stimmung für irgendeine Anmache.
    »Ich bin Agent des Bureau of Criminal Apprehension, Chief«, sagte sie und hielt mit aller Gewalt ihr letztes Quentchen Humor aufrecht.
    »Ich habe zwei Jahre bei der Polizei von St. Paul gedient, sieben Jahre bei der Polizei von Minneapolis – fünf davon als Detective, u. a. im Rauschgiftdezernat und bei der Sitte. Meinen Universitätsabschluß habe ich in Polizeiarbeit gemacht und den Agentenkurs in Quantico absolviert. Ich glaube, die Steuerzahler 40
    würden es mir nicht danken, wenn ich hier als Animierdame auftreten würde.«
    »Animierdame?« Mitch lehnte sich zurück, die Augenbrauen hochgezogen, halb amüsiert, halb beleidigt. »Vielleicht sollte ich meinen Vorschlag neu formulieren«, lenkte er ein. »Sie können in Natalies Büro warten, während ich mich umziehe.
    Dann würde ich mich glücklich schätzen, wenn Sie mir
    Gesellschaft leisteten – auf rein geschäftlicher Basis versteht sich – und mich in eines der feinsten Speiseetablissements unserer Stadt begleiten, wo wir eine Mahlzeit zu uns nehmen könnten.« Er hob die Hände, um eventuelle Proteste
    abzuwehren. »Jeder auf eigene Rechnung, Agent O’Malley.
    Nichts steht mir ferner, als Ihre feministischen Gefühle zu verletzen. Sie können dieses Angebot annehmen oder ablehnen.
    Ich will Sie keinesfalls zwingen, aber wenn Sie meine Offenheit verzeihen, Sie sehen aus, als könnten Sie ein bisschen Hackbraten gebrauchen.
    Fürs Protokoll: Ich habe keine Probleme mit Agenten, die zufällig Frauen sind, bin ein einigermaßen aufgeklärter Typ der Neunziger.
    Also stecken Sie Ihren Harnisch in die Aktentasche, Agent O’Malley. Glauben Sie mir,
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