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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition)
Autoren: Unbekannt
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Gefühlen hin- und hergerissen, glaubt Luciano das Gleichgewicht zu verlieren. Er zittert am ganzen Leib. Ihm dröhnen die Ohren, ihm flimmern die Augen, sein Herz ist nahe daran, ihm den Dienst aufzukündigen. So erregt ist er vor Freude, so heftig hat er mit sich selbst zu kämpfen, um nicht loszustürmen und Donna leidenschaftlich in seine Arme zu schließen. So verwirrt, um nicht zu sagen, ernüchtert, enttäuscht ist er, als sie ihren Blick abwendet und zu Pluton emporschaut.
    Darauf scheint dieser jedoch bereits gewartet zu haben. Denn er spricht sie sogleich an und erklärt ihr in dürren Worten, sie habe mit diesem Sterblichen auf die Oberwelt zurückzukehren und dort ihr irdisches Leben weiterzuleben, bis sie abermals vor seinen Thron gerufen werde. Dann erst dürfe sie endgültig und für immer hier bleiben.
    Weiterhin schweigend, wendet sie sich um, blickt aber nicht wieder Luciano an, sondern Uriel. Dieser verbeugt sich vor Pluton und heißt sie, ihm, Uriel, zu folgen, heißt Luciano, ihr zu folgen, und marschiert unverzüglich los, und Donna ihm nach, ohne sich zu verbeugen. Luciano zögert, weil er Pluton eigentlich noch ausdrücklich danken möchte, verzichtet dann darauf, verbeugt sich nur vor ihm und beeilt sich, Donna und dem Engel nachzukommen.
    So durchqueren sie zu dritt und in tiefem Schweigen die wüstenhafte Ebene des Hades. Die dazu nötige Kraft schöpft Luciano nur aus dem Anblick der anmutigen, vor ihm dahin trippelnden oder eher schwebenden Seelenform seiner Donna. Auch glaubt er hinter ihr einen angenehmen, ja lieblichen Duft wahrzunehmen. Ihr scheint die erstickende Hitze überhaupt nichts auszumachen, während er mehr und mehr darum zu kämpfen hat, nicht wieder in Ohnmacht zu fallen. Allmählich kommt es ihm vor, als wolle der Rückweg nie mehr enden, als solle er als Strafe für seine Dreistigkeit auf ewig in der Wüste des Hades hinter seiner Donna dahintaumeln.
    Endlich. In der Ferne wird das schauerliche Gebell des Cerberus hörbar. Luciano empfindet es im ersten Augenblick beinahe als Erlösung. Bald beleidigt auch der vom Verhassten Fluss ausgehende ekelerregende Gestank seine Nase. Aufs Neue fällt der Dämon der Angst über ihn her, vertreibt ihm das Gefühl der Erleichterung und foltert ihn mit jedem Schritt heftiger. Nur zu gut erinnert er sich an Uriels Worte: »Den ankommenden Seelen tut er nichts. Er hindert sie nur daran, zurückzuschwimmen.«
    Und wirklich, das Gebell klingt jetzt ganz anders als zuvor; noch schauerlicher, noch wilder, noch gefährlicher.
    Und doch marschiert Uriel geradewegs auf das Untier zu, und Donna trippelt oder schwebt, allem Anschein nach völlig unbeeindruckt, hinterher. Vor der Uferböschung angelangt, schwingt sich der Engel wie zuvor wortlos in die Lüfte, und augenblicklich stürzt sich Cerberus, die Zähne in allen drei Mäulern fletschend, auf sie und wirft sie gnadenlos zu Boden. Voller Entsetzen schreit Luciano auf, ruft um Hilfe, wagt aber nicht, dazwischenzutreten. Er würde ja Donna zwangsläufig berühren, und was dann geschähe, hat er nicht vergessen. Was macht denn Uriel? Hat er Lucianos Schreie nicht gehört? Merkt er denn nicht, wie das Untier Donna zurichtet? O doch, er merkt es sehr wohl. Ein Weilchen sieht er dessen Treiben von oben zu, ohne Lucianos Verzweiflungsschreie zu beachten, und scheint sich an dem schaurigen Anblick regelrecht zu weiden. Aber dann schießt er wie ein Blitz herab, ergreift den Schwanz und zieht mit aller Kraft daran, zieht Cerberus, zieht alle drei Mäuler von Donna weg. Sie ist befreit, das Untier wendet sich, erbittert aufheulend, nach dem Engel um. Ihn zu attackieren wagt es aber nicht.
    Ungerührt, als wäre nichts geschehen, erhebt sich Donna, schwankt ein wenig, steigt die steile Uferböschung hinab, wirft sich, ohne zu zögern, ins schäumende Wasser. Der Engel lässt den Schwanz der Bestie los, schwingt sich wieder in die Höhe, beachtet Luciano nicht. Cerberus sendet dem Engel ein wütendes Geheul nach, beachtet Luciano nicht. Dieser zögert, Donna nachzufolgen und in die grausige Brühe zu tauchen, hört, wie das Geheul noch wütender wird, wie es näherkommt, wird von plötzlicher Panik erfüllt, will sich gerade überwinden, die Böschung hinabzusteigen, da durchzucken ihn Schreck und brennender Schmerz zugleich, er verliert das Gleichgewicht, prallt mit dem Hinterkopf auf die Steine der Böschung, hört, wie seine Kleidung an mehreren Stellen zerreißt. Scharfe Zähne bohren sich in
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