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Sturz in den Tod (German Edition)

Sturz in den Tod (German Edition)

Titel: Sturz in den Tod (German Edition)
Autoren: Anke Gebert
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Mutter.«
    »Katharina Bergmann hat mir erzählt, dass es Streit gegeben hat
zwischen ihrer Schwiegermutter und ihr. Sie habe die Mutter ihres Mannes für
nicht mehr zurechnungsfähig gehalten. Es stand im Raum, sie entmündigen zu
lassen.«
    »Die arme, nette alte Frau Bergmann«, sagte Nina.
    »Vielleicht war sie nicht nur nett.«
    »Ich werde es herausfinden«, sagte Nina, als sie ins Auto stieg.
    »Lass das bitte sein!«
    »Und hast du deinen Vater ins Spiel bringen können?«
    »War ganz einfach. Katharina Bergmann hat mich gefragt, ob ich einen
guten Makler wüsste.«

NEUN
    Romy wusste nicht, worüber sie sich mehr ärgern sollte,
über das, was Pasquale ihr da schon wieder beichtete, oder darüber, dass ihre
Menschenkenntnis gründlich versagt hatte. Dieser Typ hatte sich als absoluter
Fehlgriff für die Umsetzung ihres Plans erwiesen. Sie musste ihn dringend
loswerden.
    Erst hatte er ihre Mutter vom Balkon gestoßen. Jetzt hatte er sich
deshalb befragen lassen. Das brachte auch Romy in Gefahr. Noch einmal ließ sie
ihn Satz für Satz wiederholen, was die junge Frau ihn gefragt und was er
geantwortet hatte. Unfassbar, dass Pasquale annahm, er hätte sich geschickt
verhalten. Für Romy war eindeutig, dass man ihm auf der Spur war. Und dadurch
auch ihr.
    Romy tat gegenüber Pasquale so, als wäre das alles kein Problem. Er
solle sich keine Sorgen machen, sie täte es auch nicht. Er hätte sich prima
verhalten. Die Jahre, die sie im Heim verbracht hatte, hatten auch etwas Gutes.
Romy regte sich längst nicht so schnell auf wie andere Leute. Unter den
schwierigen Bedingungen im Kinderheim hatte sich ihr Körper antrainiert, viel
weniger Adrenalin auszuschütten als normale Menschen.
Bereits morgens produzierten Menschen wie Romy weniger Adrenalin, um sich
emotional vor dem zu schützen, was tagsüber auf sie zukommen könnte. Was andere
zutiefst beunruhigen würde, ließ Romy kalt.
    Auch der Tod ihrer Mutter erschütterte sie nicht. Welche Mutter?
Dass sie mit ihm zum Hafen gegangen war, um die Seebestattung zu beobachten,
kreidete sie sich selbst als Fehler an. Pasquales geringe Cleverness
erschütterte sie ebenfalls kaum. Wer war Pasquale? Allenfalls dass ihr Plan aus
dem Ruder lief, beunruhigte sie. Sie musste ihn sofort ändern.
    »Geh jetzt«, sagte sie zu Pasquale und streichelte ihn zärtlich.
»Und mach dir keine Sorgen. In drei Tagen kommt der Käufer, um das Boot zu
holen, und dann sind wir weg. Alles wird gut.«
    Bevor er sie küssen konnte, stand sie auf.
    »Ich würde so gern mit dir wenigstens einmal raussegeln. Aber dazu
hast du bestimmt keine Lust mehr«, sagte er.
    Romy zögerte nur kurz. »Welch wunderbare Idee. Ich bin noch nie in
meinem Leben gesegelt. Lass uns das gleich morgen früh machen.«
    »Ich liebe dich«, sagte Pasquale und sah Romy erwartungsvoll an.
    »Ich weiß«, antwortete sie. »Ich freue mich auf morgen.«
    Als Pasquale das Grundstück verließ, sah Romy sie. Die junge Frau,
die heute Morgen auch am Travemünder Hafen gewesen war und zugesehen hatte, als
die » MS  Luzia« mit der Urne Elisabeth
Bergmanns zur Seebestattung hinausgefahren war. Die junge Frau, die Pasquale
befragt hatte. Sie stand hinter einer Hecke am Ende der Sackgasse, die zu Romys
Bleibe führte.
    ***
    Es war nicht die Umarmung einer Kollegin gewesen, sondern
die eines Paares. Er hatte sie also belogen, war Nina sich sicher. Pasquale
Schöne kam direkt auf sie zu. Nina wich zurück, hinter die Hecke. Er ging an
ihr vorbei, ohne sie zu bemerken. Nina sah zu dem schäbigen Anbau hinüber, wo
die Frau die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie sollte ich befragen,
überlegte Nina und ging ein paar Schritte auf das Grundstück zu. Als sie
entdeckte, dass die Frau hinter der Gardine stand und sie beobachtete, verließ
Nina der Mut. Sie bog ab und schlenderte den Weg entlang, als wäre sie eine
Spaziergängerin. Plötzlich sprang ein großer Hund an einer Hecke empor und
bellte. Nina fuhr zusammen. Sie sah noch einmal zu dem Anbau. Die Frau hinter
der Gardine war verschwunden.
    Nina folgte in sicherem Abstand Pasquale Schöne. Er ging in Richtung
Niendorfer Hafen. In einer Seitenstraße sah er durch das Fenster eines
geparkten Autos. Es war Frau Bergmanns Mercedes Cabrio. Pasquale Schöne ging am
Hafen zwischen den vielen kleinen Buden, in denen Kunstgewerbe zum Verkauf
angeboten wurde, hindurch, ohne sich dafür zu interessieren. An der
Fischräucherei kaufte er ein belegtes Brötchen, das er sich einpacken
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